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70 Jahre Zweite Republik: "Es waren die Länder, die Österreich geeint haben"

©Andy Wenzel/Bundeskanzleramt Österreich / Bundespressedienst
Anlässlich des Festaktes zum 70. Jahrestag der Gründung der Zweiten Republik in der Hofburg in Wien hat Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner an das Engagement der Länder zur Gründung des Bundesstaates Österreich erinnert.

Wallner, der gemeinsam mit den anderen Landeshauptleuten am Festakt in Wien teilnahm: “Es waren schließlich die Länder, die im September 1945 das neue Österreich im Bundesstaat geeint haben!”

Stunde null als Startschuss

Als im Mai 1945 alliierte Truppen dem nationalsozialistischen Regime auf österreichischem Boden ein Ende setzen – in Vorarlberg sind es französische und marokkanische Soldaten –, gleicht Europa einer Ruinenlandschaft: menschlich, politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich und kulturell. Die Stunde null wird zum Startschuss für den Wiederaufbau, der weit über das Materielle hinausreichend, einer auf Freiheit, Gerechtigkeit, Rechtsstaat und Solidarität gegründeten Wertegemeinschaft gilt.

Vorarlberg 1945: “Einheit in Freiheit”

In Vorarlberg stellt die Militärregierung die Landesautonomie wieder her, der von ihr installierte Landesausschuss unter Vorsitz von Ulrich Ilg übernimmt sämtliche staatlichen Agenden, während in Wien die Regierung Renner um ihre Anerkennung ringt. Für die Vorarlberger ist klar, dass die Einheit rasch erreicht werden muss.

Aber nicht um jeden Preis, nicht um den einer zentralistischen Verfassung, ebenso wenig um den eines “zu großen kommunistischen Einflusses”. Wallner: “Die Devise lautete klar ‘Einheit in Freiheit'”.

Vorarlberg und der Föderalismus

Die Entscheidung bringt Ende September 1945 eine Länderkonferenz. Die Föderalisten setzen sich weitgehend durch, was nicht zuletzt auf den Einsatz des Vorarlbergers Ulrich Ilg zurückgeht. Nicht die Republik Österreich hat das Land Vorarlberg geschaffen, die Länder haben vielmehr zweimal die Republik mitbegründet. Österreich schöpfte seine Kraft sowohl 1918 als auch 1945 aus den Ländern, die sich schon damals ihrer tragenden Rolle bewusst waren.

Am 20. Oktober 1945 erhält die Staatsregierung von den Alliierten formell die Zustimmung zur Ausdehnung ihrer Kompetenzen auf ganz Österreich, für den 25. November 1945 werden Nationalrats- und Landtagswahlen ausgeschrieben, ihre Ergebnisse, obwohl sie nicht den Vorstellungen aller Siegermächte entsprechen, auch akzeptiert.

Zehn Jahre später, 1955, als der Staatsvertrag Österreich die Souveränität zurückgibt, stellt Ulrich Ilg klar: “Es ist eine falsche Deutung, wenn das Streben der Vorarlberger nach weitgehender Eigenständigkeit als etwas Negatives gewertet wird. Dieses Streben schließt die Bereitschaft in sich, Verantwortung zu tragen.” Wallner dazu: “Das gilt damals wie heute!” (VLK)

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