Träg dümpelnde Boote vor romantischem Sonnenuntergang sind wohl ein Touristentraum, aber des Regattaseglers Albtraum. So gesehen beim Start der 65. Rund Um vor Lindau. Nur die absoluten Racer nahmen Fahrt auf und verschwanden bald am Horizont.
Wer die deutsche Seite wählte, wie Vorarlbergs Favorit Fritz Trippolt, um rasch die erste Tonne vor Romanshorn zu erreichen, lag leider falsch. Dafür war seine Aufholjagd sensationell.
“Rennen auf dem Weg zur ersten Tonne versemmelt”
Beim Startschuss um 19.30 Uhr gab es nur im Sektor der Racer leichten Wind, den diese auch nutzten. Das Hauptfeld setzte sich erst in Bewegung, als die schnellen Katamarane schon Romanshorn gerundet hatten. Der spätere Sieger lag hier noch an vierter Position. Trippolt meinte nachher, dass er „es auf dem Weg zur ersten Tonne versemmelt hat“.
Vom Eichhorn bei Konstanz bis nach Überlingen wechselten die Führungen. „Wir matchten uns permanent mit Holy Smoke des Schweizers Albert Schiess, Orange Utan des Clubkollegen Ralph Schatz“ und itelligence des Lübeckers Helge Sach“, berichtete Hemmeter. Mit wenig Wind ging’s zurück nach Uhldingen, „dort übernahmen wir die Führung“, so der Lindauer. Er hatte das Glück, vor der herannahenden Gewitterfront, die sechs Beaufort Wind von hinten heranschaufelte, mit vollen Segeln dahinrasen zu können.
Segelboot schlägt Salto
Die Schweizer Holy Smoke lag schon mitten in der Front, wollte jedoch die Segelfläche nicht verkleinern und schlug prompt einen Salto. „Wir trieben es zu bunt“, beschrieb Schiess den gefährlichen Vorgang lakonisch. „Darauf segelten wir mit einigen Defekten nach Hause.“ Ungehindert raste Hemmeter mit bis zu 24 Knoten Tempo nach Lindau, das er als Erster um 3:11:41 Uhr erreichte. Fünf Minuten hinter ihm kreuzte Sach die Linie. Den Erfolgsgrund dafür erklärt Veit Hemmeter einfach: „Wir waren gut vorbereitet, übten das Handling in allen möglichen Manövern bei jeder Windstärke.“
Gewaltige Aufholjagd des Vorarlberger Trippolt
Fritz Trippolt lag in Überlingen bereits 1,5 Stunden hinter der Spitze, am Ziel waren es nur mehr 23 Minuten! „Durch das Gewitter sind wir gewaltig gefräst“, blickt er zufrieden zurück. Auf der Fahrt tauchte der Gennakerbaum so tief ein, dass er zerbrach. „Mit Foils wäre es noch schneller gegangen“, ist er überzeugt. Den Zweiflern an diesem Umbau werde er noch das Gegenteil beweisen, nimmt sich der Tüftler vor.
Die konventionellen Yachten wurden zwischen Romanshorn und Konstanz vom Sturm erwischt. Ohne diesen hätten viele das Ziel nicht erreicht, zusätzlich wurde für sie die Bahn am Eichhorn abgekürzt. Nur die Racer mussten bis Überlingen. Die langsameren Boote konnten sogar schon von Romanshorn aus Kurs auf Lindau nehmen. Die Segler verhielten sich professionell, refften während des Sturms die Segel und stiegen schnell wieder auf Vollbesegelung um, sodass keine gröberen Schäden entstanden.
Für die rechtzeitige Entscheidung der Wettfahrtleitung, die Bahn aufgrund des schwachen Windes zu kürzen, waren die Teilnehmer dankbar. Zu sehr ist noch die Fiaskoregatta in Erinnerung, als von 400 Booten nur zwölf das Ziel erreichten. Diesmal kamen von 320 immerhin 205 Schiffe ins Ziel. (VN/Hermann Thüringer)
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