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5 Fragen an die Ärztekammer: Ärztemangel in Vorarlberg

Ärztemange betrifft auch Vorarlberg
Ärztemange betrifft auch Vorarlberg ©APA
Wir haben der Ärztekammer Vorarlberg fünf Fragen gestellt zum Thema: Ärztemangel in Vorarlberg. Matthias Ortner von der Pressestelle hat uns folgende Antworten zu unseren Fragen gegeben.

Pensionswelle bei Haus- und Fachärzten. Wie viele Ärzte gehen in den nächsten Jahren in Pension.

Matthias Ortner: Prognosen hinsichtlich der genauen Pensionierungen sind nur schwer aufzustellen, da Kassenvertragsärzte grundsätzlich bis zum Alter von 70 Jahre arbeiten können. Die meisten Ärztinnen und Ärzte beenden ihre Tätigkeit aber zwischen dem 65. und 70. Lebensjahr.

In der nachstehenden Aufstellung ist die Altersstruktur der Vorarlberger Kassenvertragsärzte dargestellt:

Gibt es spezielle Fachbereiche in denen ein besonders hoher Mangel an Ärzten zu befürchten ist?

Matthias Ortner: Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es sicherlich eine große Herausforderung darstellt, auch künftig alle Kassenstellen besetzen zu können. Nach derzeitigem Stand sind die Herausforderungen insbesondere in den Fachrichtungen Augenheilkunde, Gynäkologie, Kinder- und Jugendheilkunde sowie Allgemeinmedizin sehr groß.

Wahlarzt attraktiver als Kassenarzt ? Ein Wahlarzt muss laut einer APA-Recherche nur drei Patienten pro Stunde behandeln, um seine Praxis zu finanzieren. Bei einem Kassenarzt sind es neun: Sind die Tarife noch zeitgemäß oder müssen diese angepasst werden?

Matthias Ortner: Die APA-Recherche ist uns nicht bekannt. In aller Regel haben Wahlärzte ein geringeres Patientenaufkommen als Vertragsärzte. Die Umsatzzahlen sind allerdings bei Vertragsärzten grundsätzlich aber höher als bei Wahlärzten.
Für die Sozialversicherung ist es eine sehr große Herausforderung künftig für attraktive Rahmenbedingungen (wie Flexibilität im System, Entlohnung, Zusammenarbeitsformen, etc.) bei den Kassenvertragsärzten zu sorgen. Es bleibt abzuwarten, ob durch die von der letzten Bundesregierung beschlossene Zentralisierung der Gebietskrankenkassen dies gelingen wird.

Die Einwohnerzahlen in Vorarlberg steigen: Braucht es zusätzliche Vertragsärzte um die Grundversorgung sicherzustellen? Wie sieht es in ländlichen Gebieten wie zb dem Klostertal oder dem Bregenzerwald aus?

Matthias Ortner: Der kassenärztliche Stellenplan wird laufend evaluiert und entsprechend angepasst. So wurden auch in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche zusätzliche Kassenstellen geschaffen. Auch künftig wird das niedergelassene Versorgungsangebot (zusätzliche Kassenstellen, Job-Sharing-Varianten, Anstellung von Ärzten bei Kassenärzten notwendig sein) laufend evaluiert und bei Bedarf verbessert werden müssen, dies sowohl im ländlichen Raum als auch in den Ballungsräumen.

Braucht es spezielle Anreizsysteme um angehende Mediziner aus Vorarlberg zurück ins Land zu locken? Werden genügend junge Menschen ausgebildet. Der Zulauf von zB deutschen Stunden für ein Medizinstudium in Österreich ist nach wie vor sehr hoch.

Matthias Ortner: Die Zugangsbeschränkungen zum Medizinstudium führen dazu, dass weniger Vorarlbergerinnen und Vorarlberger Medizin studieren als in der Vergangenheit. Es wäre jedoch nicht sinnvoll, einfach die Anzahl an Studienplätzen zu erhöhen. Wie auch Landesrat Dr. Bernhard im VN-Interview am 28.10.2019 ausgeführt hat, bedarf es größter Anstrengungen, damit mehr Vorarlbergerinnen und Vorarlberger den Aufnahmetest für das Medizinstudium bestehen, da die letzten Zahlen alles andere als zufriedenstellend waren. Eine Evaluierung und die nachfolgende Optimierung der zur Verfügung stehenden Vorbereitungskurse im Land wäre ein erster wichtiger Schritt.

(red.)



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