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32 Vorarlbergerinnen fahren mit großen Geschützen auf

©VOL.at/Philipp Steurer
Bregenz - Im Vergleich zu Ost­österreich verdienen in Vorarlberg außergewöhnlich viele Frauen ihr täglich Brot als Busfahrerinnen.

Bahnhof Bregenz, kurz vor neun Uhr morgens. Während sich der eine oder andere in den Sommerferien zum ersten Mal im Bett umdreht, ist Brigitte Schlepp längst wach. Seit vier Uhr, um genau zu sein. Das macht ihr aber nichts aus. Mit strahlendem Lächeln und voller Energie begrüßt sie ihre Gäste: „Guten Morgen, steigen Sie ein.“ Schlepp hat einen für Frauen eher ungewöhnlichen Beruf. Die 48-Jährige ist Busfahrerin. Eine von 32 im Land. Bei insgesamt 95 Fahrern ist das eine verhältnismäßig hohe Zahl. Zum Vergleich: Österreichweit sind rund 3130 Fahrer angestellt, lediglich 79 davon sind weiblich. Warum diese hohe Quote in Vorarlberg? Gerhard Mayer, Regionalmanager der ÖBB Postbus-GmbH, erklärt sich den rapiden Anstieg in den vergangenen fünf Jahren mit der Novelle im Führerscheingesetz: „Vor der Novelle durfte man den Busführerschein erst machen, wenn man im Besitz eines Lkw-Führerscheins war“, erklärt er. Heute ist das nicht mehr der Fall.

Kein trister Büroalltag

Brigitte Schlepp, die seit gut eineinhalb Jahren Landbusse durch das Unterland kurvt, haben aber andere Gründe zum Busfahren bewegt: „Ich war viele Jahre im Büro tätig und wollte schon länger etwas anderes machen“, sagt sie. Ihre Entscheidung hat sie nie bereut. Im Gegenteil. „Wenn ich gewusst hätte, dass mir Busfahren eine solche Freude bereitet, hätte ich diesen Schritt schon viel früher gewagt.“ Auch der Respekt vor den 12 bzw. 18 Meter langen Gefährten ist mittlerweile Geschichte.

Schadensquote gleich hoch

Erst einmal habe sie bisher einen kleinen Blechschaden verursacht. „Die Schadensquote bei Frauen ist aber gleich hoch wie bei Männern“, will Gerhard Mayer erwähnt wissen. „Für zehn Millionen gefahrene Kilometer pro Jahr in Vorarlberg passiert sehr wenig“, fügt er hinzu. Und wie ist das mit den männlichen Arbeitskollegen? „Innerbetrieblich läuft alles wunderbar. Jeder hilft jedem“, sagt sie. „Probleme“ würden eher betrunkene Fahrgäste bereiten. „Man wird schon manchmal beschimpft“, so Schlepp. „Aber das muss man einfach lernen zu ignorieren“, fügt die Rankweilerin hinzu. Von unangenehmen Passagieren will die 48-Jährige aber ohnehin nichts wissen. Ihr bereitet es einfach Spaß, ihre Fahrgäste von A nach B zu kutschieren. Dabei bekommt sie nicht selten Komplimente zu hören: „Besonders ältere Leute bedanken sich oft für die Fahrt. Manchmal bin ich auch eine Schulter zum Ausweinen“, erzählt sie mit einem Grinser. „Es ist spannend, mit so vielen verschiedenen Persönlichkeiten zu tun zu haben. Dafür braucht es teilweise richtiges Fingerspitzengefühl – auch in negativen Situationen.“ Und von diesem hat Frau manchmal halt einfach mehr.

(VN)

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