Die Nachfrage ist sehr hoch: „Wir verzeichnen derzeit täglich rund 170 Beratungsgespräche”, sagt Birgit Satke, Leiter von 147 Rat auf Draht. Aus Vorarlberg kämen täglich etwa acht Anrufe, ein Beratungsgespräch würde rund viereinhalb Minuten dauern.
Von Liebeskummer bis Suizidgedanken
Die Themen, mit denen sich die jungen Anrufer an das Notrufteam wenden, sind in den drei Jahrzehnten im Großen und Ganzen dieselben geblieben. Im Mittelpunkt stehen Konflikte mit der Familie, mit Freunden, in der Schule, Leistungsdruck, Ängste, Liebeskummer, Sexualität und Beziehungen. Neben Alltagsproblemen geht es in den Beratungen aber auch um schwere Lebenskrisen wie psychische Erkrankungen, selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität. „Besonders zu Suizidalität sind die Anfragen in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen”, sagt Satke. Rund 720 Mal, also ca. zwei Mal pro Tag, meldeten sich im Jahr 2016 junge Menschen mit Suizidgedanken bei 147 Rat auf Draht.
Neue Herausforderungen durch digitale Medien
Hinzugekommen sind verschiedene Anfragen rund um das Thema digitale Medien, wie etwa Cybermobbing, Sexting, Grooming oder Sextortion. Ebenfalls verändert habe sich die Art zu kommunizieren, sagt Satke. Seit 2014 wird eine Chat-Beratung angeboten, die von den Jugendlichen sehr intensiv genutzt wird. Die Anfragen in den schriftlichen Kanälen steigen stetig an.
Ein Drittel hat niemand anderen zum Sprechen
Die Altersgruppe der elf bis 14-Jährigen meldet sich am häufigsten bei 147 Rat auf Draht, gefolgt von den 15 bis 18-Jährigen. „Die Anzahl der Jugendlichen, die über einen längeren Zeitraum begleitet werden, ist in den letzten Jahren stark angestiegen und unterstreicht die Notwendigkeit und Wichtigkeit von 147 Rat auf Draht“, so Satke. Ein Drittel der Anrufer bei 147 Rat auf Draht gibt an, dass sie ihr Problem mit niemandem besprechen könnten, wenn es 147 Rat auf Draht nicht gäbe.
Finanzierung nicht gesichert
SOS-Kinderdorf hat 147 Rat auf Draht vor vier Jahren vom ORF übernommen. Die Hotline wird großteils über Spenden finanziert. „Wir sind derzeit auf der Suche nach Geldgebern, nur so kann der Betrieb von 147 Rat auf Draht langfristig gesichert werden“, sagt Nora Deinhammer, Fachbereichsleiterin für Kommunikation und Fundraising bei SOS-Kinderdorf und Geschäftsführerin von 147 Rat auf Draht. Die öffentliche Hand ziehe sich zunehmend aus der Finanzierung der einzigen Hotline für Kinder und Jugendliche, die den Status einer Notrufnummer tragen darf, zurück.
(Red.)
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