30. April 1945: Die Franzosen marschieren in Vorarlberg ein
An der Grenze zu Lindau erwartet man am Samstagmorgen nun den Einmarsch der Franzosen. Im Lazarett werden die Weinvorräte an die Patienten ausgeschenkt, wie an vielen Orten im Land heißt die Devise: Alle verbliebenen Vorräte verteilen, bevor sie den Franzosen in die Hände fallen. Es habe noch tagelang nach Alkohol und Erbrochenem gerochen, erinnert sich Bohle zurück. Als dann auch noch infolge des Gefechts um Bregenz die Wasserversorgung ausfiel, musste man auf Seewasser als Trink- und Nutzwasser zurückgreifen.
Mythos Alpenfestung
Bereits seit Monaten wurde von Gauleiter Franz Hofer der Mythos einer Alpenfestung beschworen. Als Vorbild könnte die Schweiz gedient haben. Bei einem Angriff durch Deutschland hätte sich die Schweizer Armee in einen Reduit genannten Festungsgürtel in den Alpen zurückgezogen – und dabei große Teile der bewohnten Schweiz dem Feind überlassen. Die Umsetzung dieser reichsdeutschen Alpenfestung konnte mit dem Schweizer Vorbild jedoch nicht mithalten. So wurde in Vorarlberg erst mit Jänner 1945 mit den Arbeiten an Befestungen begonnen, aufgrund von Mangel an Zement und Stall bestanden die Bunker oft nur aus Holz.
Vorstoß über die Grenze
Während die Alpenfestung vor allem ein Mythos der Propaganda war, wurde diese von den Alliierten durchaus ernst genommen. Die Franzosen und Amerikaner rechneten im Gau Tirol-Vorarlberg mit erbitterten Widerstand. Die Première Armée Francaise plante den Vormarsch auf Vorarlberg daher aus zwei Richtungen. Eine Stoßrichtung war entlang des Bodensees über Friedrichshafen und Lindau auf Lochau, die zweite über Ravensburg auf den Grenzübergang Gmünd-Hohenweiler. Lindau wird nicht zuletzt auf Betreiben des aus Dornbirn stammenden Hoteliers Jörg Rhomberg am 30. April den Franzosen wehrlos übergeben. Am selben Morgen wird in Hohenweiler noch der Familienvater Hermann Rottmeier von der Waffen-SS erschossen, als er eine weiße Fahne hissen wollte. Die verbliebenen deutschen Truppen müssen jedoch unter dem Druck der Franzosen schnell von der Grenze zurückweichen. In Hohenweiler wurden vier Bauernhöfe und ein Wohnhaus sind durch die Kämpfe vollständig abgebrannt.
Bregenz wird verteidigt
General Hans Schmidt informierte inzwischen das Rote Kreuz, dass die Klause bei Bregenz verteidigt werde. Damit verlor die künftige Landeshauptstadt den Status als offene Stadt. Vize-Bürgermeister Walter von Schwerzenbach wies die Bevölkerung daraufhin an, in den Luftschutzbunkern Schutz zu suchen. Mit einem gesprengten Betonsockel von zwei Metern Durchmesser wurde die Lindauer Straße gesperrt. Den Verteidigern mangelte an schweren Waffen, jedoch verfügte sie mit der schweren Flak über panzerbrechende Artillerie.
Ultimatum an Bregenz
Die französischen Truppen marschieren derweil unter dauerndem Beschuss vor. Erst vor der Klause beim Gasthaus Wellenhof kamen sie aber entgültig zum Halten. Die Franzosen forderten bis 3 Uhr morgens den Abzug der Verteidiger, ansonsten werde Bregenz dem Boden gleichgemacht. Gegen 18:20 Uhr erkundete ein Flugzeug Bregenz, am 20 Uhr schoss sich die schwere Artillerie vom Lindauer Bodenseeufer aus auf Bregenz ein. Schmidt machte jedoch keine Anstalten, die Klause zu räumen.
Lesen Sie morgen von der Schlacht um Bregenz und wie Albert Bohle das Bombardement der Stadt miterlebte.
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