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28-jährige Frau wegen Mordes angeklagt

©APA
Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat eine aus dem Drogenmilieu stammende 28-jährige Frau wegen Mordes an einem 64-jährigen Salzburger Baumeister angeklagt.

Die Leiche von Gert B. wies 26 Messerstiche und eine massive Schädelverletzung auf, als sie drei Wochen nach der Tat am 7. Oktober 2009 in dessen Wohnung in Salzburg-Aigen entdeckt wurde. DNA-Spuren in der Wohnung und auf dem Handy des Opfers führten zu der Verdächtigen. Sie bestreitet die Tat aber vehement, wie ihr Verteidiger Robert Morianz am Dienstag gegenüber der APA erklärte.

Die Angeklagte sitzt derzeit in U-Haft. Die Justiz geht davon aus, dass die vorbestrafte Sozialhilfeempfängerin den Baumeister mit einem Pokal aus seiner Wohnung erschlagen hat. Aufgrund einer Rufdaten-Rückerfassung soll sie in der Nacht auf den 18. September 2009 mehrmals mit dem Handy des Pensionisten telefoniert und auch ein Taxi gerufen haben, das sie von der Wohnung des Mordopfers wegbrachte.

Mitgenommen habe sie nicht nur den Pokal und das Mobiltelefon, sondern auch eine braune Ledermappe und einen Schlüsselbund des Opfers. Bei ihrer ersten Einvernahme vor der Polizei gab die Frau an, sie hätte den Schlüssel einem Bekannten gegeben, der später ihr gegenüber gestand, den Pensionisten ermordet zu haben. “Diese Aussage hat sie widerrufen”, sagte ihr Verteidiger, dem die Anklageschrift nun vorliegt. Die Staatsanwaltschaft stütze sich nur auf wenige Indizien, die Beweislage sei dünn, meinte Morianz.

Seine Mandantin sei nur einmal in der Wohnung des Baumeisters gewesen, und zwar am 17. September. “Er hat sie als Reinigungsfrau engagiert.” Da er sie aber nicht bezahlte, sondern sogar zudringlich wurde, “verließ sie die Wohnung und nahm als Gegenleistung sein Handy und eine braune Mappe mit, in der ein Sparbuch mit Losungswort lag”, erklärte der Jurist. “Das Losungswort wusste sie nicht, deshalb warf sie die Mappe im Europark weg. Dort wurde sie auch gefunden.”

Die Ermittler hätten bei der Verdächtigen weder einen Wohnungsschlüssel noch den Pokal und das Tat-Messer gefunden, wie Morianz betonte. Dass für die Staatsanwaltschaft das Handy ein Indiz für die Schuld der 28-Jährigen ist, versteht er nicht. “Für mich ist das der klassische Fall für den Gegenbeweis. Denn eine schönere Visitenkarte gibt es ja nicht, wenn der Mörder nach der Tat 80 Mal mit dem Handy des Opfers telefoniert.”

Nach einem Gutachten muss der Pensionist spätestens am 25. September tot gewesen sein. Laut Staatsanwaltschaft wurde er am 16. September um 23.35 Uhr zum letzten Mal von einer Person beobachtet. Es gebe aber Zeugen, die ihn nach dem 20. September gesehen hätten, sagte der Verteidiger. “Meine Mandatin hielt sich aber vom 20. bis 28. September wegen einem Suizidversuch stationär im Krankenhaus auf.”

Ein weiteres Indiz ist auch, dass der Baumeister kurz vor dem Mord insgesamt 15.000 Euro aus einer Verlassenschaft erhalten hat, in seiner Wohnung aber nur Münzen gefunden wurden. Zeugen aus dem Drogenmilieu hätten bei der Verdächtigen nach dem 17. September einen 500-Euro-Schein gesehen. “Der Baumeister hatte Kontakte zum Rotlichtmilieu. Es ist naheliegend, dass er das Geld dafür ausgegeben hat”, entgegnete Morianz. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.

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