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27. - 28. Juni: Das Festival des Wienerischen

[echt:wien] - Das Festival des Wienerischen bietet die Gelegenheit lokale Eigen- und Besonderheiten zu sehen, zu hören und zu schmecken. Am 27. und 28. Juni treffen sich Literatur, Musik und Kulinarik aus Wien in Wien.

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Noch vor ein paar Jahren ein selbstverständliches Verständigungsmittel zwischen Hietzing und Simmering, droht das Wienerische von einer mit schicken englischen Wörtern durchsetzten Einheitsumgangssprache verschluckt zu werden. Oder: Wann haben Sie zuletzt das legendäre Meidlinger „l“ in Reinkultur erlebt? Oder wann hat Ihnen zuletzt jemand von seinem „Gspusi“ erzählt?

Bei „Echt: Wien – Das Festival des Wienerischen“ werden Dichter, Musiker und Köche ein Wiener Menü kochen, das bei allem Spaß auch daran erinnert, was verloren geht, wenn wir statt „Gatsch“ einmal „Kot“ oder statt „Ansapanier“ „Ausgehrock“ sagen. Kronzeugen des Wienerischen sind etwa „Lemming“-Erfinder Stefan Slupetzky und sein ihn begleitender Bruder Tomas. Stefan wird aus seinem kürzlich als Hörbuch veröffentlichten Sprachkurs des Wienerischen (digital publishing) ein Programm gestalten.

Wienerisch – eine Weltanschauung
Der Termin – Freitag, 27., und Samstag, 28. Juni – wurde nicht zufällig gewählt. Während der EURO (aber an zwei spielfreien Tagen), wenn die Stadt voll ist mit Fans aus ganz Europa, will ein Festival stolz auf ein ganz besonderes Kulturgut Wiens aufmerksam machen: das Wienerische.

LITERATUR – echt.wien lesen
Kottan und Mundl. Die Helden der beliebten TV-Serien kamen zuerst zwischen Buchdeckeln auf diese Welt. Sie prägten die Außensicht auf die Donaumetropole ebenso wie das Werk von Elfriede Jelinek, immerhin Literatur-Nobelpreisträgerin des Jahres 2004, und Peter Turrini, Peter Henisch und Robert Menasse, um nur einige mit Wien verbundene Autoren zu nennen. Ganze Dissertationen könnten darüber verfasst werden, was das genau ist: Wiener Literatur. Das Produkt der Schreibarbeit geborener Wiener? In Wien angesiedelte Romane, die auch Zugezogene schreiben dürfen? Tragisch geschnitzlerte Großbürgerschicksale? Satirisch glossierte Kleinbürger-Sumpereien? Nur Herr Grillparzer oder nur Herr Nestroy? Darf‘s auch ein bisserl Jandl sein? Ist dazu ein Schuss Kabarettich notwendig? Die Bandbreite der heutigen Wiener Literatur ist erstaunlich und reicht vom konventionellen Erzählen bis zu sprachlichen Experimenten. Von Polly Adler (Angelika Hager) über Ernst Hinterberger und Stefan Slupetky bis zu Trude Marzik erwartet Sie ein buntes Festival-Programm!

KULINARIK – echt:wien schmecken
„Das kleine Beisel in unserer Straße,“ besungen von Peter Alexander, ist heute vor lauter Spezialitätenrestaurants gar nicht mehr leicht zu finden. Aber es gibt sie noch, diese Trutzburgen des Bodenständigen! Im Rahmen von echt.wien werden alle Wirtshäuser, die als Veranstaltungsorte des Festivals fungieren, ihre Wienerischen Schmankerln beisteuern!

Über die Wiener Küche ist viel philosophiert worden. Sie ist europa- und weltweit die einzige Küche, die nach einer Stadt benannt und weltberühmt geworden ist. Wir kennen die französische Küche, aber keine spezielle Pariser Küche. Die Wiener Küche hingegen unterscheidet sich deutlich von Länderküchen wie der Tiroler, der Kärntner oder der steirischen Regionalküche.

Geliebtes Schnitzel. Bei entsprechenden Umfragen schneidet die urwienerische Spezialität des Schnitzels nach wie vor stets haushoch vor allen anderen Lieblingsgerichten der Wiener, aber auch unserer Gäste aus dem Ausland, ab. Dabei wird hartnäckig die Legende weitergegeben, das Wiener Schnitzel wäre eigentlich in Mailand „erfunden“ worden, also quasi eine eingeheimatete Version des „cotoletto milanese“, das der Feldmarschall Radetzky nach Wien gebracht haben soll. Wie dem auch sei: Es gibt praktisch kein Wiener Wirtshaus, auf dessen Speisenkarte das Schnitzel nicht ganz oben kommt. Erst dann folgen weitere unverzichtbare Standards wie Schweinsbraten, Kalbsbraten oder Rindsrouladen.

MUSIK – echt.wien hören
Hea guat zua! Das neue Wiener Lied hat sich zwar von seiner Tradition nicht getrennt, ist aber für thematische und musikalische Innovationen offen, die für eine echte Bereicherung sorgen. Das Wiener Lied ist weit mehr als die populäre süßliche Heurigenmusik mit biederen Texten, wo die „Engerln auf Urlaub nach Wean“ kommen, wo sie ja eigentlich ganzjährig hingehören, weil nicht auszuschließen ist, dass selbst der Herrgott ein Weana ist! Und was für einer? Eh klar: ein echter! Freuen Sie sich auf Roland Neuwirth, die junge Wiener Rapper-Szene, Christian Klingers Chilenen Peperl und viele mehr!

Seit das Fernseh-Norddeutsch der TV-Synchronisation und das Computer-Denglisch für Sprachverwirrung sorgen, ist das neue Wiener Lied (NWL) der letzte Asylplatz der Wiener Mundart, die seit je für das breite sprachliche Angebot zur Beschreibung emotionaler Um- und Zustände bekannt und beliebt ist. Bereits das traditionelle Wiener Lied transportierte Kritik – an Ärgernissen des Alltags, am großmäuligen Gehabe von Schnöseln und Gigerln, die man in den Liedern gern auf ausgelegten Bananenschalen ausrutschen ließ. Von der Zensur unter Staatskanzler Metternich bis zu Polizeiaktionen unter dem Austro- und Nazifaschismus sorgten Behörden dafür, dass eine staatsgefährdende Grenze der Aufmüpfigkeit nicht überschritten wurde. Das führte Vortragende und Publikum dazu, mehr Wert auf das zwischen den Zeilen Gemeinte zu legen. Das hat damals zu einer satirischen Qualität geführt, die auch die heutigen NWL-Künstler anstreben.

Die musikalische Bandbreite ist größer geworden und reicht von adaptierten Heurigenliedern bis zu Dialekt-Blues- und -Rocksongs. Schon der Name von Roland Neuwirths „Extremschrammeln“ verdeutlicht diesen Spagat zwischen Gestern, Heute und Morgen. Für Auftritte zugesagt haben auch Christian Qualtinger, Willi Resetarits, die Brüder Stefan und Thomas Slupetzky, Christian Klingers Chilenen Peperl und Richard Weihs. Und es kommen ständig neue dazu!

Beispielhaftes aus dem Lexikon
Schwartn: Eine “Schwart(e)n” ist ein Buch mit sehr vielen Seiten – Lesegenuß mit Langzeitgarantie.

Eitrige: “A Eitrige mit an Bugl” ist eine Käsekreiner Käsekrainer mit einem Brotscherzel.

Gwetschn: Eine “Quetsch(e)n” ist ein anderes Wort für eine Ziehharmonika.

Alle Infos auf www.echtwien.at

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