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2008 ist Karajanjahr

Nach dem Mozartjahr nun das Karajanjahr. 2008 feiert die Musikwelt den 100. Geburtstag des Dirigenten. Am 5. April werden eine Vielzahl von Gedenkveranstaltungen stattfinden. Bilder 

Aus dem künstlerischen Leben Nachkriegsösterreichs ist Karajan, der bereits als Vierjähriger Klavierunterricht erhielt, nicht wegzudenken. Sein zielstrebiger Aufstieg in der Zeit des Nationalsozialismus wurde dem NSDAP-Parteimitglied, dem 1938 mit Wagners „Tristan und Isolde“ in der Berliner Staatsoper der Durchbruch gelang („Das Wunder Karajan“, titelte eine Kritik), nach dem Krieg nur kurzfristig zum Hemmnis. Das Dirigier-Verbot der Besatzungsmächte wurde schon 1947 wieder aufgehoben.

Ab diesem Zeitpunkt begann seine eigentliche Weltkarriere. Neben permanenten Engagements an der Mailänder Scala wurde er 1955 Nachfolger von Wilhelm Furtwängler als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. 1957 wurde der prägende Dirigent der Wiener Symphoniker künstlerischer Leiter der Wiener Staatsoper, die er 1964 im Streit verließ. 1967 gründete er die Salzburger Osterfestspiele, deren Leiter er sein Leben lang blieb. Vor allem in den Jahren 1960 bis zu seinem Tod 1989 spielte er eine zentrale Rolle bei den Salzburger Festspielen. Kein anderer Dirigent hatte sich eine derartige Machtfülle angeeignet wie Karajan und wurde nur halb im Scherz „Generalmusikdirektor Europas“ genannt. Er entschied über Besetzungs- und Personalfragen an vielen bedeutenden Häusern Europas fast im Alleingang. In einem Witz dieser Zeit fragt ein Taxifahrer Karajan nach seinem Fahrtziel. „Wohin Sie wollen“, antwortet der Dirigent, „Ich werde überall gebraucht!“

Der Musikstil des Maestros, der gemeinsam mit seiner dritten Frau Eliette von Karajan auch Liebling der Regenbogenpresse war, wurde vom Streben nach klanglicher Perfektion geprägt. „Mit seiner unerbittlichen Disziplin bei den Proben und seiner permanenten Auseinandersetzung mit der Komposition erlangte er für den Konzertabend absolute Freiheit und Souveränität“, schildert die von Karajan 1976 entdeckte Geigerin Anne-Sophie-Mutter seine Arbeitsweise. Durch immer wieder neue Einspielungen derselben Repertoire-Werke suchte er seinem Klangideal nahezukommen. Gerade dieses Perfektionsstreben brachte aber auch Resultate, die von manchen Kritikern als oberflächlich und steril kritisiert wurden. „Wer all seine Ziele erreicht, hat sie wahrscheinlich zu niedrig gewählt“, zitiert die Homepage des Salzburger „Eliette und Herbert von Karajan Instituts“ den am 16. Juli 1989 in Anif bei Salzburg an Herzversagen gestorbenen Dirigenten, der „eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts“ genannt wird.

Ein „Eröffnungskonzert zum Karajan-Jahr 2008“ spielt das Salzburger Mozarteum Orchester am 5. Jänner im Großen Festspielhaus in Salzburg. Mit der 5. Symphonie von Tschaikowski, dem A-Dur Klavier-Konzert KV 488 von Mozart und „Don Juan“ von Richard Strauss stehen jene Werke auf dem Programm, mit denen Karajan 1929 als Dirigent debütiert hat. Am 5. April, Karajans Geburtstag, ist ein Festakt im Haus für Mozart geplant, bei dem Joachim Kaiser als Laudator erwartet wird. Der Wiener Musikverein hat einen dreiteiligen Karajan-Konzertzyklus aufgelegt, und auch in New York, Paris, Berlin, Tokio oder Luzern würdigt man den Maestro. Buchprojekte (darunter Eliette von Karajans „Mein Leben an seiner Seite“) sowie ein Film von Robert Dornhelm komplettieren das multimediale Ereignis.

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