Im Anschluss diskutierten hochkarätige Gäste beim alljährlichen Europäischen Medienforum über ihre Erfahrungen und Einschätzungen der Digitalisierung im Journalismus. Digitalisierungsexperte Gerald Lembke rundete die Diskussion mit seiner Keynote zum Thema „Das Digitale darf das Soziale nicht verdrängen“ ab.
“Immer weniger dazu bereit, für digitalen Conten zu bezahlen”
Zum Auftakt des diesjährigen Medienforums am Freitagmorgen brachte Verhaltensökonom Gerhard Fehr die Krise des digitalen Journalismus auf den Punkt: „Menschen haben ein begrenztes mentales Budget und sind immer weniger dazu bereit, für digitalen Content zu bezahlen.“ Paywalls schreibt er deshalb für die Zukunft nur wenig Wirkung zu. Auch erfahrene Medienmanager müssten sich an den Usern orientieren und unterschiedliche Experimente für die Etablierung neuer Geschäftsmodelle durchführen. Für ein neues Business Modell seien im Durchschnitt 10.000 Experimente nötig. Die Regel, dass für die Erwerbung professioneller Skills 10.000 Stunden nötig sind, gelte demnach nur in bestimmten Bereichen – nicht aber in der Geschäftswelt. Branchenkenntnis sieht er dabei ebenso nicht unbedingt als Vorteil: „Langjährige Medienerfahrung ist möglicherweise sogar ein Hindernis, um aus dem Status Quo auszubrechen und mit aktuellen Herausforderungen umzugehen.“
Digitalisierung – eine soziale Gefahr?
Im Anschluss auf die angeregte Diskussionsrunde brachte Gerald Lembke (Digitalisierungsexperte) einen weiteren Digitalisierungsaspekt mit ein. In seiner Rede sprach er sich vor allem für die Relevanz von Empathie und Sozialkompetenz in sozialen Netzwerken aus. „Gefühle spielen in der digitalen Welt meistens nur eine geringe Rolle.“ Außerdem warnt er vor potenziellen Gefahren der Digitalisierung: „Die Nutzung von digitalen Medien steht wissenschaftlich bewiesen in Zusammenhang mit der Persönlichkeitsentwicklung.“ Vor allem bei Kindern könnte ein zu hoher Konsum demnach zur Vernachlässigung von sozialer Kommunikation und zu familiären Problemen führen.
Auch die Abschlussdiskussion des Vormittags beleuchtete Digitalisierung aus einer gesellschaftlichen Perspektive. Roman Pletter (stv. Ressortleiter Wirtschaft „Die Zeit“) diskutierte im Gespräch mit Matthias Sutter (Volkswirt, int. Experte im Bereich der Experimentellen Wirtschaftsforschung), Andreas Altmann (Rektor MCI – Management Center Innsbruck), Melike Wulfgramm (Danish Center for Welfare Studies) und Martin Schröder (Soziologe Uni Marburg) zu den Themen Einkommensverteilung, Betrug und Gerechtigkeit.
Der Europäische Mediengipfel in Lech findet bereits zum 11. Mal statt. Noch bis Samstag diskutieren Experten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Medien und Wissenschaft zu dem Generalthema „Die neue Welt(un)ordnung – Auswege aus der Überforderung der Eliten“. Den Abschluss des heurigen Mediengipfels bildet die Diskussionsrunde „Internationale Presseclub“ unter der Leitung des Medienexperten Markus Spillmann.
Über den Europäischen Mediengipfel Lech am Arlberg
Seit dem Gründungsjahr 2007 bildet der Europäische Mediengipfel in Lech am Arlberg einen außergewöhnlichen Rahmen für Diskussionen, in denen ungefilterte Einblicke und fundierte Ausblicke in die anhaltend turbulente Welt der Medien, die europäische Politik und die wirtschaftlichen wie gesellschaftspolitischen Zusammenhänge der europäischen Lebensrealität geboten werden. Der unter der Schirmherrschaft des österreichischen Außenministeriums stehende Europäische Mediengipfel – von der Kommunikationsagentur ProMedia Kommunikation initiiert und seither federführend mit Lech Zürs Tourismus GmbH und dem Verband der Auslandspresse in Wien organisiert – wird von der Gemeinde Lech und dem Land Vorarlberg, dem Europäischen Parlament, dem Presseclub Concordia, dem Verband der Auslandspresse Berlin sowie von der D. Swarovski Tourism Services GmbH und BMW unterstützt. Weitere Partner sind die Tirol Werbung und das MCI – Management Center Innsbruck sowie „Die Zeit“.
Die Medienakademie wird unterstützt von APA – Austria Presse Agentur, Moser Holding GmbH und Russ Media. Als Medienpartner der Veranstaltung fungieren APA – Austria Presse Agentur, Der Standard, Handelsblatt, Die Presse, Tiroler Tagezeitung sowie Vorarlberger Nachrichten.
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