AA

1. – 4. August: Die finale Region ist erreicht

Pilger Peter Mayr ist in der letzten Region – Lazio – angekommen und somit rückt sein Ziel immer näher. Seine Etappen sind wiederum von vielen Begenungen und schönen Momenten geprägt.

01. August 2014 – TAG 45

Strecke: Siena – Isola d’Arbia – Ponte d’Arbia – Buonconvento
Streckenlänge: 31,8 Kilometer
Gehzeit: 7h 21min
Aufstieg: 304 m
Abstieg: 453 m

Siena war noch wunderschön. Es gab lediglich einen Wermutstropfen. Ich durfte nicht mehr auf den Torre del Mangia rauf. Alle Eintrittskarten für diesen Tag waren bereits verkauft. Ich schoss im Innenhof noch ein paar Fotos und plötzlich standen Kim und Juliana, 2 italienische Pilgerinnen, vor mir. Wir plauderten ein Weilchen, dann zog es mich nochmals zum Dom. Am Abend tranken Antonia und ich in einer der zahlreichen Bars am Piazza il Campo noch einen Aperol Spritz. Dann hieß es ab ins Bett, da der Wetterbericht heißes Wetter für den nächsten Tag versprach.
So zogen Antonia und ich um 05:25 Uhr los. Wir bestaunten nochmals die – dieses Mal menschenleer – Piazza il Campo.
Auch der heutige Weg war wunderschön. Es ging zuerst auf einer wenig befahrenen Landstraße dahin. Kurz vor Isola d’Arbia lotsten uns die Markierungen auf die Schnellstraße. Heute war es aber ein absolutes Vergnügen auf der Schnellstraße zu marschieren. Die Straße war für den Verkehr noch gesperrt und gehörte uns Pilgern ganz alleine. In Isola d’Arbia machten wir unsere erste Pause. Danach ging es auf einem Feldweg weiter. Zum Teil ging es immer wieder leicht bergauf und dann wieder bergab. Wir kamen immer wieder an großen Sonnenblumenfeldern vorbei.
Da es zunehmend heißer wurde, machten wir eine weitere Pause an einem schattigen Rastplatz mit Brunnen. Gerade bei hohen Temperaturen muss man auf seine Füße sehr aufpassen. Da man in den Schuhen sehr schwitzt können sich leicht Blasen bilden. Danach ging es für uns weiter in Richtung unseres geplanten Zielortes Ponte d’Arbia. Dort angekommen, beschlossen wir aber noch fünf Kilometer bis Buonconvento weiterzugehen. Die Gründe dafür waren einerseits, dass es nur wenige Höhenmeter bis zu diesem Ort waren. Zum anderen ist dieser Ort laut Pilgerführer etwas lieblicher. So machten wir in Ponte d’Arbia nochmals eine schöne Pause, um für die restlichen Kilometer gestärkt zu sein. Der Weg dorthin war nicht wirklich steil, dennoch bekam ich in der Hälfte des Weges leichte Schwierigkeiten. Die zunehmende Hitze machte mir doch ordentlich zu schaffen. Ich war froh, als ich um 13:55 Uhr in Buonconvento angelangt war. Wir bezogen in der Herberge unser Quartier und gingen sofort danach essen, denn die Restaurants schließen immer gegen 14:30 – 14:45 Uhr. Wir aßen feine Pici, das ist in der Region um Siena eine Nudelspezialität. Für den Rest des Tages stand wieder Ausruhen auf meinem Programm. Morgen wird es wieder heiß und die Landschaft wieder hügeliger.

einBlickhinausaufdenPlatz
einBlickhinausaufdenPlatz

Ein Blick hinaus auf den Platz.

einperfekterTagbeginnt
einperfekterTagbeginnt

Ein perfekter Tag beginnt.

zumeinsamenBaum
zumeinsamenBaum

Zum einsamen Baum.

 

02. August 2014 – TAG 46

Strecke: Buonconvento – Torrenieri – Sant Quirico d’Orcia – Bagno Vignoni
Streckenlänge: 26,8 Kilometer
Gehzeit: 6h 14min
Aufstieg: 629 m
Abstieg: 480 m

Gestern lernten Antonia und ich noch ein Pilgerehepaar aus Ungarn kennen. Die beiden sind auf Hochzeitsreise in Italien. Nach einem Sightseeingtrip durch die wichtigsten Orte der Toskana begannen sie ihr Pilgerabenteuer in Lucca.
Antonia und ich starteten heute um 05:30 Uhr unsere Etappe. Es zog uns aber nach 100 Metern sofort in eine geöffnete Bar. Es geht nichts über einen guten italienischen Espresso. Wenn wir diese Möglichkeit am frühen Morgen haben, dann nutzen wir diese Chance immer. Wir trinken diesen immer im Stehen, nicht einmal die Rucksäcke stellen wird ab. Keine fünf Minuten später waren wir dann aber endgültig am Weg. Es ging zuerst einer Landstraße entlang. Auch heute säumten große Sonnenblumenfelder und Weinkulturen unseren Weg. Bemerkenswert war heute die Morgenstimmung. Es war sehr nebelig, die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch. Immer wieder versuchte die Sonne den Kampf gegen den Nebel zu gewinnen. Es dauerte aber über 3 Stunden. Erst kurz vor unserem ersten Pausenziel in Torrenieri siegte dann endgültig die Sonne.
Nach einer kleinen Stärkung ging es auf einer Landstraße weiter. In unserem Pilgerführer hieß es, dass diese Straße nur wenig befahren wird. Wir hatten heute wieder Glück. Durch eine Straßenabsenkung war die Landstraße für den Autoverkehr gesperrt. Wir marschierten fröhlich aufwärts in Richtung Sant Wuirco d’Orcia. Wir waren fast alleine unterwegs, gelegentlich begegneten uns Mountainbiker. Schneller als gedacht erreichten wir die Ortschaft am Hügel. Durch die Sonne und dem Bergaufmarschieren kamen wir doch sehr verschwitzt oben an. Wir gingen in die kleine Kirche am Ortseingang, aus der sehr schöne Orgelmusik drang. Dort setzten wir uns gemütlich für 10 Minuten in eine Bank und lauschten dem Organisten. Danach gingen wir weiter in Richtung Dorfmitte. Plötzlich kam uns das ungarische Pilgerehepaar entgegen. Sie erzählten uns, dass sie heute bereits um 06:30 Uhr ihre Etappe begonnen hätten, da es heute sehr heiß werden würde.
Ich bestätigte dies, sagte aber nicht viel dazu. Jedem sein Weg; ob zu Fuß, oder auch mit anderen Hilfsmittel. Mich wunderte nur, dass man eine Stunde später weggehen kann, früher ankommen kann, und dann nicht einmal verschwitzt ist! Aber jeder weiß selbst, was die Wahrheit ist. Antonia und ich gingen in eine kleine schattige Bar und stärkten uns mit kühlem Lemon Soda und Mineralwasser. Danach ging es für uns nochmals bergauf in Richtung Bagno Vignoni. Es ging auf einem Schotterweg dahin, wir hatte eine wunderbare Aussicht auf den Ort Montalcino. Aus dieser Region stammt ja der köstliche Wein „Brunello di Montalcino“. Um 13:00 Uhr erreichten wir Bagno Vignoni. Dieser Ort ist bekannt für sein heilendes Thermalwasser. Dieses Thermalwasser hat vulkanischen Ursprung und strömt aus mehr als 1000 Metern Tiefe an die Oberfläche. Antonia und ich taten es den Etruskern und Römern gleich: Wir setzten uns gemütlich hin und ließen unsere Füße in den 50 Grad warmen Wasser baumeln. Wahres Doping für unsere geschundenen Beine. Ich hoffe, dass uns das Wasser für die letzten neun Gehtage helfen wird.

amGenießen
amGenießen

Am Genießen.

Fußdoping
Fußdoping

Fußdoping :-)

schonwiedereineBurg
schonwiedereineBurg

Eine Burg im Hintergrund.

schonwiedereingesperrteStraße
schonwiedereingesperrteStraße

Schon wieder eine gesperrte Straße.

 

03. August 2014 – TAG 47

Strecke: Bagno Vignoni – Radicopfani

Streckenlänge: 28,5 Kilometer
Gehzeit: 6h46min
Aufstieg: 859 m
Abstieg: 432 m

Gibt es eigentlich noch Steigerungen? Ich weiß gar nicht mehr, wie ich den Weg weiter beschreiben soll. Mir gehen die „Superlative“ aus. Antonia und ich waren schon gestern ganz verzückt von unserem Etappenziel. In diesem winzigen Ort reiht sich ein lässiges Lokal an das andere. Wir speisten wirklich ausgezeichnet. Dementsprechend gestärkt starteten wir heute um 05:25 Uhr unsere heutige Etappe. Ob der heutige Weg schön war? Schön? Superschön! Belissama! Tuskanaschön! Wir spazierten einen wunderschönen Wanderweg empor. Da wir wieder natürlich zeitlich früh starteten, sahen wir sogar zweimal Wildschweine. Gehört hatten wir sie schon ein paar Mal, zu Gesicht bekommt man diese scheuen Tiere normalerweise aber nur ganz selten. Es macht sich halt doch immer wieder bezahlt, dass wir früh starten. Trotz all dem, ein Foto ging sich nicht aus. Der Weg führte uns auch auf die alte Via Cassia. Um 240 vor Christus begannen die Römer mit dem Bau dieser Fernstraße. Die Via Cassia führt von Rom in die Toskana. Ursprünglich war sie für militärische Zwecke gedacht, anschließend wurde sie vermehrt auch von Rompilgern genutzt. Leider für uns Neuzeitpilger wurden weite Teile der damaligen Via Cassia von der SS2 überbaut. Antonia und ich erlebten auch heute wieder einen fantastischen Sonnenaufgang. Die Sonne brauchte zwar heute etwas länger als gestern, aber um 09:30 Uhr gewann auch sie wieder das Rennen gegenüber den Wolken. Uns war das sehr recht. Eine Stunde länger wandern bei angenehmen Temperaturen. Heute konnten wir viele Rehe beobachten. Ein schönes Erlebnis war aber sicherlich ein kleiner Feldhase, der uns nicht gehört hatte. Er stellte sich tot. So konnten wir ihn in Ruhe fotografieren, bevor er doch Reißaus nahm. Je länger unsere heutige Etappe dauerte, desto mehr verschwand auch die Sonne hinter den Wolken. Auch das war uns wieder recht. Heute ging es doch immer wieder steil bergauf. Ungefähr 8 Kilometer vor unserem Zielort Radicofani kamen wir an eine Tankstelle mit Bar. Natürlich machten wir hier unsere nächste Pause. Circa 20 Minuten nachdem wir hier eintrudelten sah ich plötzlich Juliana, die Pilgerin aus Italien. Sie setzte sich zu uns, und wir tauschen unsere Erlebnisse aus. Danach zogen Antonia und ich weiter. Es ging einer Landstraße hinauf für weitere 400 Höhenmeter nach Radicofali. Viele Autofahrer hupten uns vor Begeisterung zu, kurbelten das Autofenster runter und wünschen uns ein „Buen Camino“. Das motivierte uns natürlich für die letzten Kilometer. Dementsprechend gut gelaunt erreichten wir unseren Zielort. Wir suchten unsere Herberge auf, danach gingen Antonia und ich essen. Im Anschluss fand ich eine ganz tolle Enoteca. Ich unterhielt mich mit dem Besitzer Laviano, der mit Begeisterung seine Bar betreibt. Da heute wieder Sonntag ist, trank ich natürlich hier meinen obligatorischen Sonntagsgrappa. Ich freue mich schon auf die letzten acht Gehtage. Ich hoffe, es bleibt alles so wie es ist.

fuerdieseStimmungensteheichimmergerneauf
fuerdieseStimmungensteheichimmergerneauf

Für diese Stimmung stehe ich immer gerne auf.

immerberfgaufheute
immerberfgaufheute

Immer bergauf heute.

LavianoschenktmirmeinenSonntagsgrappaein
LavianoschenktmirmeinenSonntagsgrappaein

Laviano schenkt mir meinen Sonntagsgrappa ein.

ohneWorte
ohneWorte

Ohne Worte …

schoenerLandsitz
schoenerLandsitz

Schöner Landsitz.

 

04. August 2014 – TAG 48

 Strecke: Radicopfani – Ponte a Rigo – Centeno – Acquapendente
Streckenlänge: 24,5 Kilometer
Gehzeit: 5h20min
Aufstieg: 254 m
Abstieg: 576 m

Gestern Nachmittag traf ich mich noch mit Juliana und Kim. Wir plauderten über das Pilgern allgemein und tauschten unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus. Die Zeit verflog wie im Flug, gegen 21:00 Uhr hieß es aber wieder Bettruhe für mich.
So starteten wir heute um 05:30 Uhr unsere Etappe nach Acquapendente. Der Weg nach Ponte a Rigo war wunderschön. An unserem letzten Tag in der Toskana erlebten wir noch einmal einen schönen Sonnenaufgang. Es ging auf einer Schotterpiste 10 Kilometer hinab nach Ponte a Rigo. Der Schotterweg war nicht einfach zu gehen, es war ausgesprochen rutschig. Das lag aber nicht nur am Weg, das Profil meiner Wanderschuhe ist nicht mehr sehr gut. Im Ponte a Rigo angekommen machten wir in einer Bar eine Pause. Danach hieß es wieder einmal Asphalt treten. Ab und zu hatten wir die Möglichkeit auf der alten Via Cassia zu gehen, zumeist mussten wir auf der Schnellstraße gehen. Kurz vor Centeno erreichten wir die Region Lazio. Ein Zeichen das Rom nicht mehr weit entfernt ist. 5 Kilometer vor Acquapendente fanden wir eine nette Bar. Wir setzten uns dort in den Schatten und machten eine längere Pause. Wie wir erfuhren, wurde diese Bar erst vor 2 Monate eröffnet. Glück gehabt! Danach ging es bergauf nach Acquapendente. Morgen geht es weiter nach Bolsena.

dieseKapellehatauchschonbessereZeitenerlebt
dieseKapellehatauchschonbessereZeitenerlebt

Diese Kapelle hat auch schon bessere Zeiten erlebt.

esistnichtmehrweit
esistnichtmehrweit

Es ist nicht mehr weit.

unsereletzteRegionisterreicht
unsereletzteRegionisterreicht

Unsere letzte Region ist erreicht.

 

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • VOL.AT
  • 1. – 4. August: Die finale Region ist erreicht