AA

„Weg in die soziale Katastrophe“

Ohne Zivildiener müssten Patienten auf Krankentransporte länger warten.
Ohne Zivildiener müssten Patienten auf Krankentransporte länger warten. ©APA
Bregenz - Mit dem Wehrdienst fiele auch der Zivildienst. Das hätte arge soziale Folgen.
ÖVP möchte Ja/ Nein-Frage
ÖAAB-General für Wehrpflicht
Eine Chronologie der Debatte
Volksbefragung im Jänner fix

Wer den Wehrdienst durch ein Berufsheer ersetzt, schafft auch den Zivildienst ab. Fragt man Werner Kerschbaum, was das bedeutet, dann zitiert der Generalsekretär des Roten Kreuzes die deutsche Familienministerin Kristina Schröder mit den Worten: „Der ersatzlose Wegfall der Zivildienststellen würde zu einer sozialen Katastrophe führen.“

Österreichweit werden jedes Jahr rund 42.000 junge Männer gemustert. An die 6000 erweisen sich als untauglich. Von den 36.000 Tauglichen wählen 13.000 den Zivildienst, 4000 gehen jedes Jahr für neun Monate zum Roten Kreuz. „Wir sind stolz darauf, dass uns mehr als die Hälfte davon nach ihrem Zivildienst als Freiwillige erhalten bleibt.“ Kerschbaum nennt den Zivildienst, der in Österreich 1975 als Alternative zum Grundwehrdienst geschaffen wurde, „ein Erfolgsmodell“ und „man muss schon etwas Gleichwertiges haben, wenn man ein Erfolgsmodell ad acta legt“.

Ersatz würde teuer

Wie schauen die Alternativen aus? Kerschbaum: „Wir könnten natürlich alle Zivildiener durch Hauptberufliche ersetzen.“ Allein für das Rote Kreuz kostete das 2013 rund 140 Millionen Euro. Einen verpflichtenden Sozialdienst stuft der Artikel 4 der Menschenrechtskonvention als menschenrechtswidrig ein. Die 4000 „Zivis“ durch Freiwillige zu ersetzen, hält Kerschbaum für völlig unrealistisch: „Unsere Freiwilligen sind alle berufstätig.“ Und die ersatzlose Streichung führte – siehe Deutschlands Familienministerin – in die Katastrophe. Die sähe wie aus? „Dann müsste man eben drei, vier Stunden auf Krankentransporte warten. Pflegeheime und Behinderteneinrichtungen könnten ihre Qualität nicht halten.“

Verluste im ländlichen Raum

In Vorarlberg leisten gegenwärtig 751 Männer ihren Zivildienst ab. „Wir haben 109 Zivildienstorganisationen, 89 haben heuer Zivildiener beantragt.“ Für Landesrat Erich Schwärzler stellen die Zivildiener neben Ehrenamtlichen und Profis eine wichtige Säule der Zivilgesellschaft dar. „Gerade im ländlichen Raum ließen sich viele Leistungen ohne Zivildiener nicht mehr erhalten.“ Auch den gesellschaftspolitischen Wert betont Schwärzler: „Ich hab so oft erlebt, wie Zivildiener in ihrer menschlichen Größe gewachsen sind.“

Der freiheitliche Klubobmann Dieter Egger kritisiert, wie unverantwortlich SPÖ und ÖVP mit der Frage umgingen. Dabei lägen die wichtigen Fragen auf der Hand. Etwa die nach einer modernen und zeitgemäßen Landesverteidigung. „Ein rascher und flächendeckender Katastrophenschutz“ müsse gewährleistet sein und der Zivildienst „als wertvolle Unterstützung von Hilfseinrichtungen erhalten“ bleiben. Die Verantwortung jedes Einzelnen für die Gemeinschaft müsse gefördert werden und das ganze System nachhaltig finanzierbar bleiben.

Zivildiener in Vorarlberg im Einsatz:

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Bregenz
  • „Weg in die soziale Katastrophe“