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„Unsere Kühe grasen in Afrika“

Jutta Berger, Ricus Jacometti, Simone König und Stefan Strammer  (v.l.) bei der abschließenden Diskussionsrunde
Jutta Berger, Ricus Jacometti, Simone König und Stefan Strammer (v.l.) bei der abschließenden Diskussionsrunde ©Gernot Schweigkofler
Freitag Abend veranstaltete der Weltladen Feldkirch im Theater am Saumarkt einen Themenabend unter dem Titel „Im Moment: Artenvielfalt“. Anhand zweier Kurzfilme und dreier Referenten wurden unterschiedliche Ansätze über die biologische Vielfalt und deren Bedrohung präsentiert.
Im Moment: Artenvielfalt

Durch den sehr interessant gestalteten Abend führte Jutta Berger, für den Weltladen begrüßte Anja Burtscher.

Den Auftakt des Abends machte ein Auszug aus dem Film „Good Food, Bad Food“, in dem sowohl die Problematik der Monopolisierung des Saatguts durch wenige große Konzerne, als auch ein Lösungsansatz aus Indien präsentiert wurde.

Daraufhin folgten einige einführende Worte von Ricus Jacometti. Der Niederländer arbeitet für die Medicore Foundation in Liechtenstein und betreut Projekte zur Verbesserung der Lebensgrundlagen von Bauern und deren Familien in Afrika und Südost-Asien. In einem kurzen Lichtbildvortrag präsentierte er die traditionellen Arten der Landwirtschaft und deren Herausforderungen. Er betonte die existentielle Bedeutung der lokalen Bauern für diese Regionen.

An dieser Stelle setzte auch die zweite Vortragende, Simone König von der Bodensee Akademie, an. Sie wies darauf hin, dass auch bei uns die Landwirtschaft lebensnotwendig sei. In ihren weiteren Ausführungen ging sie dann auf den starken Artenrückgang in Vorarlberg zurück, der sich immer drastischer zeigt. Damit verbunden ist ein Rückgang bestäubender Insekten, der dramatische Auswirkungen auf unsere Pflanzen haben könnte. König legte die Verantwortung ein Stück weit zurück in die Hände der Konsumenten. Es reiche nicht einfach Bio-Fleisch zu kaufen, man müsse sich zumindest bewusst machen, wie weit die Produktionskette zurückreiche und zu welchen Problemen sie führe. „Früher hatte die Landwirtschaft eine positive Energiebilanz, heute werden zehn Kilokalorien Energie benötigt um eine Kilokalorie Nahrung zu erzeugen“, machte sie deutlich. „Unsere Kühe grasen in Afrika und Südamerika. Auch wenn in Vorarlberg zum Glück auf gentechnisch verändertes Futter verzichtet wird, kommt das Kraftfutter in der Regel aus Afrika und Südamerika und ist damit mit den dortigen Problemen verbunden.“ Hinzu komme, dass ein beträchtlicher Teil der Fleisch und Milch die mit derart hohem Ausmaß erzeugt werde, Überschuss sei und deshalb exportiert werde, was wiederum die Landwirtschaft in Afrika bedroht.

Nach diesen Hinweisen folgte wiederum ein Film. Hier wurde der Gärtnerhof Ochsenherz in Gänserndorf vorgestellt. In diesem wird „gemeinsam landwirtschaften“ betrieben, ein Produktionskonzept in dem die Konsumenten selber mit Handanlegen können und das sich mit einem neuen Vertriebskonzept vom Preisdruck der tradtionellen Landwirtschaft lösen konnte. Hier legen die Partner (die Konsumenten) am Anfang des Jahres fest, wie hoch das Budget ist, bezahlen ihren Anteil und werden im Gegenzug ein ganzes Jahr lang mit Gemüse beliefert. So kann der Landwirt leben und die Konsumenten bestimmen selber mit, was und wie produziert wird.

Nach diesem Film zeigte Stefan Strammer vom Stadtgarten Feldkirch auf, dass es auch in Vorarlberg interessante Konzepte zum direkt selber mitmachen gibt. In Feldkirch und Sulz arbeitet er bei Gemeinschaftsgärten mit. Aktuell wird in Tosters ein Feld angelegt, geplant wäre aber ein Projekt im Reichenfeld umzusetzen. Dabei kann jeder mitmachen der gemeinsam Gärtnern will, Vorkenntnisse sind nicht so wichtig.

In der abschließenden Podiumsdiskussion und bei den Fragen aus dem Publikum erhielt dieses Projekt einige Anfragen. Wichtig war aber auch vielen zu erfahren, wo man denn „alte“ Arten erhalten könne. Hier wurde unter anderem das Projekt „Arche Noah“ und auch der Sunnahof in Tufers erwähnt. An Rico Jacometti richteten sich einige Fragen zu den Projekten in den Entwicklungsländern. Bei Häppchen aus fairem Bio-Anbau wurde dann noch eifrig der Abend besprochen und so manche weitere Frage an die Vortragenden gerichtet.

Im Zusammenhang mit dem Abend findet am kommenden Samstag, 4. Mai, von 10 bis 12 Uhr ein Informationsvormittag beim Weltladen statt. Dieser wird an diesem Tag unter anderem von vier Gymnasiastinnen beworben, welche an diesem Tag unterwegs sein werden. Mit Schildern bewaffnet, werden diese in der Feldkircher Innenstadt auf verlorene Nutzpflanzen aufmerksam machen. Wissen Sie etwa noch was Schafnasen sind? Beim Weltladen gibt es dann neben Informationen auch Samen von seltenen und alten Arten. Wahrscheinlich auch von der Schafnase, einer alten Apfelsorte. 

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