Schauspieler und ihre Väter boten ein faszinierendes Theaterexperiment im Schaaner SAL.
Schaan. (sch) König Lear ist eine der tragischsten Theaterfiguren William Shakespeares. In seinem Drama „König Lear“ verteilt der alte König sein Reich an seine drei Töchter mit der Auflage, ihm dafür eine Altersvorsorge zu garantieren. Es ist dies ein Plan, der im Drama grausam scheitert. Der „Wert“ von Familienbeziehungen ist auch ohne König Lear ein zeitloses bzw. topaktuelles Thema. Testament, Erben, garniert mit mancherlei Gier, welche familiäre Beziehungen schon oft vergiftet haben – ein Thema, das fast zum Alltag gehört. Das hat die bekannte deutsche Frauengruppe She She Pop sensationell auf die Bühne gebracht, und zwar baten drei Frauen und ein Mann des Performance-Kollektivs (gegr. 1998) ihre leiblichen Väter als Akteure (bzw. Amateure) auf die Bühnenbretter, um universelle Themen wie Altersgebrechlichkeit, Krankheit, Einsamkeit, Tod etc. völlig tabulos mit ihnen in markanter szenischer Lösung zu behandeln.
Generationenprobleme
Das Theater (der Schaaner SAL) wurde somit zum Verhandlungsraum eines utopischen Prozesses – Thema: Ausgleich der Konflikte zwischen den Generationen, indirekt auch ein teils ergreifender Appell an die gegenseitige Toleranz von Jung und Alt. Die drei Väter waren bereit, auf der Bühne über ihre sehr privaten Ansichten zu den heiklen Tauschgeschäften zwischen den Generationen (hier materielles Erbe, dort erkaufte Zuwendung und Altersbetreuung) realistisch zu diskutieren und auch gegnerisch zu argumentieren. Auf der Bühne sitzen die drei Herren Bark (Literaturprofessor), Halmburger (Architekt) und Papatheodorou (Diplomingenieur) – ihre Gesichter erscheinen zum Publikum en face in Großformat auf der Rückwand der Bühne – die Töchter und ein Sohn machen die Szenen zum emotionell geladenen Schauplatz mit unzähligen Bildern von starkem Symbolgehalt (die Alten werden sogar einmal entkleidet)… Die Sprache ist ein Mix aus gelerntem Text und Improvisation, die Bühnenpräsenz von Profis und ihren Vätern mit anderen Berufen verschmilzt in einer wunderbaren darstellerischen Symbiose. Der Schluss musste offen bleiben wie die wohl nie zu lösenden Generationenprobleme. Das Stück „Testament“ erhielt 2011 mehrere Auszeichnungen. Zu Recht, fand auch das begeisterte und zugleich ergriffene Publikum im SAL.
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