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„Die Guten“: Der Wälder und die Richterin

Dornbirn – Sie brauchte ihn, wie er letztlich noch mehr sie. Als sich der 61-jährige Anton H. um das Erbe der verstorbenen Stefanie Hagen in Lustenau betrogen wusste, suchte er nach erfolgloser Intervention beim Lustenauer Notar Egger die Bezirksrichterin Isabelle Amann auf.

Es wurde zu einer schicksalshaften Begegnung mit einem guten Ausgang. Weil der hartnäckige Bregenzerwälder, der im richtigen Testament als Haupterbe vorgesehen war, nicht und nicht locker ließ, wurde die 32-jährige Richterin schließlich stutzig. Sie begann sich mit den Vorwürfen des Metzgermeisters, der die alte Frau bis zu ihrem Tod betreut und ihr Haus in Ordnung gehalten hatte, zu beschäftigen.

 
Spannende Tage

Sie fing an zu recherchieren, trug eine Vielzahl von Akten zusammen und schleuste sie heimlich aus dem Gericht. „Ich habe es mit der Angst zu tun bekommen, der Schaden lag zu diesem Zeitpunkt schon bei mehr als zehn Millionen Euro“, verriet die Juristin später den VN. Zu Hause ackerte Amann nächtelang Akten durch. „Es war mir sehr schnell klar, dass die Spur ins Bezirksgericht Dornbirn führte. Die Testamente sind in den betreffenden Akten immer wieder auf sonderbare Weise aufgetaucht oder verschwunden.

Das war für mich der Hinweis, dass da jemand im Spiel sein musste, der die Aktenabläufe genau kennt“, vergisst die Juristin jene spannenden Tage und Nächte nicht mehr. Endlich kamen die verbrecherischen Machenschaften ans Tageslicht. „Wenn man die Akten nebeneinander legte, ergab das ein Bild: großes Vermögen, keine direkten Nachkommen, Drei-Zeugen-Testament immer derselbe Beistrichfehler.“ Amann schaltete die Staatsanwaltschaft ein, das verbrecherische Tun wurde entlarvt.

 
Tone ließ nicht locker

Dank Anton H. konnten die VN im Februar 2010 als erstes Medium ein korrektes Testament einem gefälschten (siehe Faksimile) gegenüberstellen. „Damit die Leute wissen, wie so etwas aussieht und geschehen kann“, sagte der Kämpfer aus dem Bregenzerwald damals. Anton H. hatte damals rund 10.000 Euro investiert, um die Wahrheit über das gefälschte Testament der Stefanie Hagen herauszufinden. Er gab Gutachten um Gutachten in Auftrag. Richterin Isabelle Amann wurde für ihn zum Glücksfall. „Sie hat mir geglaubt und alles herausgefunden. Das werde ich ihr nie vergessen.“ Isabelle Amann erhielt später auch von der damaligen Justizministerin Claudia Bandion-Ortner am Bezirksgericht in Bezau aufrichtigen Dank.

VN

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