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„Menschen haben Solidarität gezeigt“

Die Repression in der Türkei richtet sich vor allem gegen Umweltschützer und Intellektuelle, die nicht die Regierungslinie vertreten.
Die Repression in der Türkei richtet sich vor allem gegen Umweltschützer und Intellektuelle, die nicht die Regierungslinie vertreten. ©AP
Auch in Vorarlberg sorgt die prekäre Lage in der Türkei für Sorge. WANN & WO hat sich umgehört.
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Vergangenen Sonntag demonstrierten hunderte Menschen in Bregenz gegen die türkische Regierung, die derzeit rigoros gegen Demonstranten vorgeht. Ein Ende der Ausschreitungen in der türkischen Hauptstadt ist derzeit nicht absehbar. Das türkische Konsulat in Bregenz wollte sich gegenüber WANN & WO nicht zu den politischen Vorgängen am Bosporus äußern, andere Mitglieder der in Vorarlberg lebenden türkischen Community fanden jedoch klare Worte. So auch Grünenpolitikerin Vahide Aydin: „Ich bin sehr betroffen, wie in einem demokratischen Land die Menschenrechte verletzt werden. Es ist auch in Vorarlberg zu beobachten, wie sich die türkischstämmige Zivilgesellschaft auflehnt. Auf der Demo waren Mitglieder unterschiedlichster Gruppierungen, die Solidarität für die Menschen gezeigt haben.“

„Ich bete, dass sich die Situation bessert“

Harun Erbek, SCR Altach: „Ich verfolge natürlich die Ereignisse in der Türkei mit – in der Zeitung, im Fernsehen und im Internet. Politisch möchte ich mich nicht dazu äußern, aber ich hoffe und bete, dass sich die Situation für die Menschen dort bald bessert und es nicht noch mehr Leid gibt. Ich wollte eigentlich demnächst in der Türkei Urlaub machen, habe aber aufgrund der Lage dort meine Pläne geändert.“

„Diese Eskalation war unnötig!“

Attila Dincer, Diversitätsexperte und Konfliktmanager: „Mit Bedauern und Bestürzung haben wir Auslandstürken die Geschehnisse der letzten Tage in unseren alten Heimat Türkei beobachtet. Auf den ersten Blick scheinen diese Aktionen spontan und überraschend für die Türken in der Diaspora zu sein. Das macht uns genau so betroffen und traurig, wie die schweren Hochwasserschäden und das Leid der Menschen hier in unserer Wahlheimat Österreich. In demokratischen Systemen darf und soll die Bevölkerung immer auch ihren Unmut durch Demos kundtun. Aber die Bilder aus der Türkei zeigen, dass die Situation hier eskaliert ist und dass sich anarchische Gruppen eingeschlichen haben, wodurch auch die Polizei übertrieben und unangemessen hart reagiert hat. Diese Eskalation war unnötig und schadet der Türkei und somit der gesamten türkischen Bevölkerung. Demokratische Abrechnungen sollten in den Wahlkabinen passieren, nicht auf Straßenschlachten. Die Türkei ist ein aufstrebendes und wirtschaftlich erfolgreiches Land, dieser Prozess kostet viel Leid, Tränen und Geld. Ich hoffe, dass sich die Lage bald beruhigt und die Regierung auch versöhnliche Töne findet.“

„Ich erhoffe mir einen friedlichen Dialog“

Neci Gönay, Landesgeschäftsführerin JVP: „Selbstverständlich beobachte ich die Ausschreitungen in der Türkei sehr genau. Ein Volk demonstriert gegen eine Regierung, welche die Bevölkerung in der Vergangenheit zu wenig in politische Entscheidungen involviert hat. Persönlich mache ich mir große Sorgen um jene, welche sich durch die Ausschreitungen in unmittelbare Gefahr begeben. Mein jüngster Bruder wohnt gerade mitten in der Gegend, in der auch demonstriert wird. Die Lage ist derzeit sehr ernst, weshalb wir auch täglich in Kontakt sind. Ein Volk, das gegen die Regierung aufschreit, macht natürlich auf sich aufmerksam. Insbesondere dann, wenn es, wie in Vorarlberg, sehr viele Menschen gibt, die davon auch persönlich betroffen sind. Die derzeitigen Vorgänge sind deshalb auch hier im Ländle ein sehr großes Thema, was man vergangenes Wochenende auch bei der Demonstration in Bregenz gesehen hat. Die Menschen wollen in einem modernen Istanbul mit entscheiden. Ich erhoffe mir deshalb einen friedlichen Dialog.“

„Protestbewegung ernst nehmen!“

Vahide Aydin, Die Grünen: „Die Regierung muss die Forderungen der Protestbewegung ernst nehmen und den Dialog mit den Demonstranten suchen. Um den sozialen Frieden wieder herstellen zu können, muss die Regierung den Bürgerinnen und Bürgern Gehör schenken. Ich stehe auf der Seite der Menschen, die von ihren demokratischen Grundrechten Gebrauch machen und dort wo Menschenrechte verletzt beziehungsweise missachtet werden, werde ich diese vehement einfordern.“

„In den türkischen Medien wird das Geschehen totgeschwiegen!“

Katrin Reiner, 21, Hittisau, lebt derzeit in Istanbul: „Das Problem sind nicht die Demonstranten, sondern die Polizisten, die auf die Leute losgehen. Angefangen hat alles mit einer friedlichen Demonstration, um eine der letzten Grünflächen Istanbuls zu schützen. Wenn die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas vor Ort ist, wird es aber gefährlich. Schlimm finde ich, dass die türkischen Medien das Ganze totschweigen. Es laufen immer noch Sitcoms und Kochshows im Fernsehen, kein Sender berichtet über die Verletzten und Toten, die es schon gegeben hat. Ich bin stolz auf die türkische Bevölkerung, dass sie für ihre Rechte und Demokratie kämpft!“

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