„Ich halte nichts von Straßenrennen. Ich habe nichts gegen Rennfahren, aber im öffentlichen Straßenverkehr trifft es bei Unfällen immer auch Unschuldige. Und mit den Autos, die da unterwegs sind, passiert sehr schnell mal was: Ich würde mich mit den meisten Autos nicht trauen, schneller als 70 km/h zu fahren“, sagt Manuel Fitz, Geschäftsführer von ATC in Hohenems. „Es gibt im Ländle einige Jungs, die zu Rennen antreten. Im Vergleich zu Restösterreich – oder aber auch Deutschland – gibt es in Vorarlberg viele ‚Clubs‘: Wenn da einer von Club A das neue Auto von einem Mitglied von Club B sieht, wird dieser solange provoziert, bis es zum Rennen kommt.“
Unter- und Mittelland
Die meisten Rennen würden im Vorarlberger Unter- und Mittelland abgehalten werden. Fitz: „Beliebt sind beispielsweise die L203 zwischen Hard un Lustenau, auf der am Wochenende der Unfall war. Aber auch die Schnellstraßen zwischen Dornbirn und Hohenems oder Lustenau und Hohenems sind immer wieder Austragungsorte von Straßenrennen. Von Dornbirn kommend Richtung Lauterach treten sie auch gerne aufs Pedal: Die Fahrer stellen sich bei der Ampel beim Mömax nebeneinander, warten bis es Grün wird und rasen Richtung Kreisverkehr. Überhaupt finden die Rennen nur auf geraden Streckenabschnitten statt. Richtig Autofahren können nur die wenigsten. Es gilt: Wer am schnellsten auf dem Gas steht und die meiste Power hat, gewinnt.“
Ein Szene-Insider, der ungenannt bleiben möchte, gewährt noch tiefere Einblicke: „Die meisten Fahrzeuge sind Müllautos, die sich nur mit Müh und Not auf der Straße halten. Da werden auch nur die billigsten Gummis auf die Autos geschraubt. Und dann wundern sich die Fahrer, warum sie beim Überholen auf einmal einen Abflug machen. Bei den Rennen sind grundsätzlich auch immer die selben Leute am Start und 95 Prozent davon sind BMWs, die sich an Tankstellen sammeln.“
Stärkere Kontrollen?
Am Montag kündigte die Polizei an, verstärkt zu kontrollieren. Fitz sieht darin jedoch nicht viel Sinn: „Was sollen mehr Kontrollen bringen? Wenn die Polizei wirklich etwas erreichen will, dann muss sie anders vorgehen. Es braucht Beamte, die sich in die Clubs einschleusen und die Szene kennen lernen: Wie im Fernsehen halt.“
Oberst Rudolf Salzgeber, Leiter der Verkehrsabteilung am Landespolizeikommando Bregenz, sieht die Situation nicht ganz so drastisch: „Es wäre maßlos übertrieben, von richtigen Rennstrecken zu sprechen. Es gibt einige neuralgische Punkte, die wir kennen und auch kontrollieren. Raser gibt es in allen Alters- und Bevölkerungsschichten, ganz unabhängig von Nationalität, Fahrzeugart oder Geschwindigkeit. Natürlich gibt es einige Gebiete, in denen man mehr 3er-BMWs findet, als woanders, aber man kann nicht verallgemeinern. Wir haben täglich mehrere Zivilstreifen im ganzen Land im Einsatz, die von der Landesverkehrsabteilung koordiniert werden: Dazu werden Pläne mit Strecken erstellt, die für uns interessant sein könnten. Auch im Zuge von Schwerpunktkontrollen haben wir ein Auge auf Straßenrennfahrer. Ich bin der Ansicht, wir haben das sehr gut im Griff.“
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