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„Es gibt nichts Schöneres als Fliegen“

Walter Mayer bei seinem Flug über den Rüfikopf. Im Hintergrund die Berge des Bregenzerwaldes.
Walter Mayer bei seinem Flug über den Rüfikopf. Im Hintergrund die Berge des Bregenzerwaldes.
Walter Mayer ist Mannschafts-Weltmeister im Drachenfliegen
Walter Mayer mit seinen zahlreichen WM-Medaillen
1. Durchgang Clubmeisterschaft. Von der Niedere zum Riedbergpass, dann nach Sulzberg und über die Mittagspitze nach Mellau ins Ziel, die weiteren Bilder sind von anderen Flügen.

Egg. In Egg gibt es Weltmeister und Olympiasieger wie Robert Meusburger, Josef Meusburger und Hubert Hammerer. Jedoch nur wenige wissen, dass neben Skistars und Meisterschütze ein weiterer Weltmeister, mehrfacher Vizeweltmeister und Europameister in Egg seine Heimat hat. Wenn sich Walter Mayer mit seinem Drachen (Hängegleiter) in die Lüfte erhebt und unter ihm die Dörfer und Städte mit ihren Straßen und Häusern nur noch winzig erscheinen, dann ist für den 45-jährigen Tischlermeister aus Egg die Welt in Ordnung.

Provisorische Drachen

Die richtige Thermik zu finden und sich dem Adler gleich in engen Kreisen von ihr nach oben tragen zu lassen ist für Walter Mayer und seinesgleichen hochgradigster Genuss. Inspiriert durch eine im Jahr 1976 im Bregenzerwald durchgeführte Staatsmeisterschaft, ließ ihn die Sportart nicht mehr los. „Schon als Bub wusste ich, dass ich einmal an einer Weltmeisterschaft teilnehmen werde“, so Mayer. „Aus Decken, Planen und Stangen bastelten wir Drachen und stürzten uns über die Hügel hinterm Haus hinunter“, erinnert er sich an die Anfänge.

Österreichisches Nationalteam

Walter Mayer ist neben fünf weiteren Piloten Mitglied des österreichischen Nationalteams und nimmt seit 2003 in ununterbrochener Reihenfolge an Weltmeisterschaften und Europameisterschaften in der Disziplin „Drachenfliegen“ teil. „Geflogen wird im Team, vergleichen kann man es mit einer Segelregatta“, erklärt Mayer die faszinierende Sportart. Im Gegensatz zum Flugzeug wird ein klassischer Hängegleiter durch Gewichtsverlagerung gesteuert, indem sich der Pilot an der Trapezstange relativ zum Flügel in die eine oder andere Richtung schiebt. Der internationale Verband für Flugsportarten ist die Fédération Aéronautique Internationale, Abkürzung FAI.

Kondition ist gefragt

Bei einer WM und EM dauern die Bewerbe Zehn Tage an. „Da ist Kondition gefragt“, so Mayer, „Je weniger man sich mit dem Körper befassen muss, desto freier ist man im Kopf. Wie bei einer Segelregatta, nur mit der dritten Dimension (Höhe), werden virtuelle Bojen (GPS-Koordinaten) angeflogen, die üblicherweise an einem markanten Punkt wie zum Beispiel an einem Kirchturm, einer von der Luft aus gut sichtbaren Alpenvereinshütte oder an einem anderen Objekt, wie einer großen Kreuzung, angebracht sind. Diese Zielpunkte sind wiederum von einem virtuellen Zylinder umgeben, der ein- und ausgeflogen werden muss. Je nach Aufgabengröße (80 -200km Luftlinie) dauert ein Flug bei einem WM-Bewerb etwa vier bis fünf Stunden. Beim Wettkampf gibt es Einzel und Mannschaftswertungen, die zurückgelegten Kilometer sowie die Flugzeit bis ins Ziel werden zur Wertung herangezogen. Beim Endanflug ins Ziel kann beim Drachenfliegen eine Geschwindigkeit bis zu 150 km/h erreicht werden.

Sicherheit im Vordergrund

Wie jede Sportart birgt auch das „Drachenfliegen“ viele Gefahren. „Gerade was das Wetter betrifft, ist extreme Vorsicht angebracht“, so Mayer. „Unfälle sind vielfach Fehleinschätzungen der Piloten. Die Natur ist einfach stärker als wir. Ich hatte auch schon Situationen, da dachte ich, jetzt bist du komplett am falschen Platz. Trotz Wettbewerbs-Stress sollte immer die eigene Sicherheit im Vordergrund stehen“.

Frei wie ein Vogel

Eines der schönsten Erlebnisse hatte Walter Mayer als er in einer Höhe von 4500 Meter den Piz Buin überflog. „Die Schönheit der Berge, aus der Vogelperspektive betrachtet, ist atemberaubend“. Dass er als Nicht-Profi seine Zeit für Wettkämpfe und Trainings mit seinem Beruf teilen muss, ist für den Egger ein weiterer Grund stolz auf die erbrachten Leistungen zu sein. Auch hat Mayer keine Sponsoren. „Mir fehlt einfach die Zeit, um Firmen oder Institutionen anzuschreiben und ihnen meine Sportart zu erklären. Nichtsdestotrotz würde es dem Piloten gefallen: „wenn der eine oder andere Schriftzug meine Flügel zieren würde“. Im nächsten Jahr findet die Europameisterschaft statt, sie will Mayer am Weg zur Weltmeisterschaft 2013 im Australischen Flachland als Großereignis nicht versäumen, vorausgesetzt es klappt mit der Qualifikation fürs Nationalteam.

Die größten Erfolge:
2003, Gold bei der WM in Brasilien (Mannschaft)
2005, Silber bei der WM in Australien (Mannschaft)
2006, Gold bei der EM in Kroatien (Mannschaft)
2007, Bronze bei der WM in Texas, (Mannschaft)
2008, Gold bei der EM in Kärnten, (Mannschaft)
2009, Silber bei der WM in Frankreich, (Mannschaft)
2010, Silber bei der EM in Spanien, (Mannschaft)
2011 Gold bei der Österr. Staatsmeisterschaft im Drachenfliegen (Einzelwertung)
Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich für besondere Verdienste

Zur Person:
Walter Mayer
Wohnhaft: Egg
Geboren: 22. 8. 1966
Beruf: Tischlermeister (Einmannbetrieb)
Familie: Gattin Bettina, Max und Magdalena
Hobby: Drachenfliegen, Wintersport, Biken, Joggen

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