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„Das Top-Schmiermittel globaler Machtkämpfe“

Die Journalisten Klaus Werner und Thomas Seifert gingen mit ihrem „Schwarzbuch Öl“ an die Öffentlichkeit. Sie sehen die Hurrikans sowie die steigenden Spritpreise als harmlose Vorboten kommender Katastrophen.

Auf Kosten von Menschenrechten und Klimaschutz

Werner und Seifert beweisen, dass der Großteil der Konflikte der letzten Jahrzehnte auf die Gier nach dem „Schwarzen Gold“ zurückzuführen sind. Zukünftige Konflikte könnten all die bisherigen Ressourcen-Kriege in den Schatten stellen, denn bereits jetzt führen die USA und China einen kalten Krieg um die letzten Öl-Vorräte. Bisher noch an den Börsen, aber vielleicht bald schon mit Waffengewalt. Deutschland biedert sich in Sachen Erdöl und Erdgas bei Russland an – Menschenrechtsbedenken und Klimaschutz sind dabei höchstenfalls zweitrangig.

Dramatische Auswirkungen

Durch Interviews mit den Geologen Colin J. Campbell und Jean Laherrere zeigen die Autoren auf, dass der „Peak“ in der Erdölproduktion dramatische Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hat: „Bei steigender Nachfrage und gleichzeitig stagnierender Förderung steigen die Preise steil an. Der globale Konjunkturmotor kommt ins Stottern, es droht eine weltweite Rezession. Die Vorräte reichen nicht einmal mehr 35 Jahre. Der jüngste Report des größten Ölkonzerns der Welt, ExxonMobil, sagt den Höhepunkt der globalen Ölförderung für 2010 voraus, danach sinken die Fördermengen.“

Konzerne machen jetzt die höchsten Profite

„Die erste Milliarde Barrel haben wir in 125 Jahren verbrannt, die nächste Milliarde wird in den nächsten 30 Jahren aufgebraucht sein“, wissen die Autoren. „Das Hydrokarbonzeitalter geht zu Ende. Einstweilen schreiben die Ölkonzerne aber noch fette Gewinne. Sie werden 2005 die mit Abstand höchsten Profite ihrer gesamten Geschichte einfahren, während man die Autofahrer zur Kasse bittet“, so Klaus Werner und Thomas Seifert. In ihrem Buch widmen sie 20 der reichsten und mächtigsten dieser Konzerne ausführliche Portraits – ihre Geschichte, ihre Verbindungen in die Spitzen der Weltpolitik und ihre nachweisbaren Vergehen gegen die Menschenrechte und die Umwelt.

Hoffnungsschimmer auf eine friedliche Welt

Das „Schwarzbuch Öl“ zeigt aber auch Auswege aus der Ölkrise durch dezentrale, ökologische und solidarische Energieversorgung. Ein Abgesang auf das Ölzeitalter – und gleichzeitig ein Hoffnungsschimmer auf eine friedlichere Welt. „Der Ölpreis wird in Zukunft nicht mehr wirklich sinken aus dem einfachen Grund, da die Ressourcen zu Ende gehen. Seit etwa einem Jahr ist das Fördermaximum erreicht. Und wenn also jetzt die Fördermenge kleiner wird, die Nachfrage größer, der Rohstoff kostbarer, dann wird‘s logischerweise teurer“, erklärt der Bregenzer Vizebürgermeister Gernot Kiermayr von den Grünen. „In der Zukunft muss sich nicht nur die Politik, sondern die gesamte Gesellschaft von der Öl-Abhängigkeit befreien und sich um regionale Energiekreisläufe bemühen. Man hat ja bisher Billiarden in die Ölindustrie investiert. Wenn man jetzt in erneuerbare Energien und entsprechende Technologien investiert, würde eine positive Wende herbeigeführt werden – die Umweltproblematik wäre damit auch gelöst.“

Regionalverwaltungen und Beteiligung der Menschen

Vizekanzler und Infrastrukturminister Hubert Gorbach kann durchaus nachvollziehen, dass die globalisierte Welt Ängste und Zweifel aufkommen lässt: „Längst sind Demokratie, Freiheit, Solidarität, Chancengleichheit, Selbstbestimmung und Menschenwürde nicht mehr selbstverständlich. Sie sind aber unabdingbar für die Friedenssicherung in der globalisierten Welt. Nur dort, wo der Einzelne unter menschenwürdigen Bedingungen leben kann, verlieren Verteilungskonflikte und Not ihre Aggression. Das ist Grundlage für ein friedliches Miteinander.“

„Siedlungsentwicklung, angemessene Wohnraumversorgung und die Be–teiligung der Menschen an leistungsfähigen Städten, Gemeinden und Regionalverwaltungen sind entscheidend für eine nachhaltige Zukunftsentwicklung“, so VK Gorbach.

Statements:

Beate Maierwieser, 35, Lustenau: Ich glaube nicht, dass die steigenden Benzinpreise etwa zu Revolten führen werden. Wir haben schon einmal eine große Ölkrise 1973 erlebt. Solange noch Öl vorhanden ist, werden die Ölmultis daran verdienen und wir werden zahlen. Bezüglich Alternativenergien setze ich meine Hoffnungen in erneuerbare Energien, oder z. B. Wasserstoff bei Autos. Zum Teil bin ich bereits auf die öffentlichen Verkehrsmittel umgestiegen, ich fahre manchmal mit dem Bus statt mit dem Auto. Wenn die Preise so hoch sind, dann macht es wirklich Sinn – und der Umwelt ist auch geholfen.

Milan Stevic, 34, Dornbirn: Für Europa ist es bestimmt nicht gut, wenn das Öl immer teurer wird. Wenn die Preise weiter steigen, dann wird womöglich alles teurer. Das ist schlecht für die Menschen, und auf Dauer auch für die Wirtschaft. Die Alternative wäre hier etwa Bio-Diesel. Leider haben ihn nur wenige Tankstellen. Wenn man viel Geld hat, kann man trotz der hohen Benzinpreise weiter Auto fahren. Wer weniger Geld hat, für den sind die Öffentlichen – wie etwa Zug – eine Alternative.

Jonas Huber, 26, Lustenau: Die steigenden Benzinpreise könnten sicherlich zu einer extremen Reaktion der Menschen führen. Das Zug- und Busfahren geht bei mir leider nicht, da ich das Auto unbedingt brauche.

Angelika Hürschelmann, 50, Deutschland: Diese Entwicklung kann zur Bewusstseinsbildung führen. Man glaubt, ohne Öl nicht leben zu können. Stattdessen gäbe es Alternativversorgung. In die Forschung investieren und sich so den Ölmultis entgegenstellen!

Alexander Kurz, 23, Bludenz: Andere Energiequellen, andere Antriebssysteme! Solche Autos gibt es bereits und ich glaube, dass sie die Zukunft sein werden. Das ist eine Frage der Finanzierung, der Investition. Sollten die Benzinpreise weiter steigen, bin ich durchaus bereit, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.

Schwarzbuch/Autoren/

THOMAS SEIFERT hat den Irak-Krieg an vorderster Front miterlebt und berichtete u. a. aus Saudi-Arabien, dem Iran, Tschetschenien, dem Sudan und aus Afghanistan lebt in Wien journalistisch tätig für u. a. „News“, „Stern“, „brand eins“, „Welt am Sonntag“, „Facts“ …

SCHWARZBUCH ÖL (im Handel) eine Geschichte über Gier, Krieg, Macht und Geld, Deuticke Verlag, 320 Seiten, ISBN 3-552-06023-5

KLAUS WERNER recherchierte jahrelang den Einfluss der Öl-Lobby auf die Weltpolitik und ist Mit-Autor des Globalisierungsbestsellers „Schwarzbuch Markenfirmen“ lebt als freier Journalist und darstellender Künstler in Rio de Janeiro Veröffentlichungen u. a. in der „taz“, „Welt am Sonntag“, „profil“, „Der Standard“ …

Web: www.schwarzbuch.org

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