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Zu alt für den Job: Ab 45 Jahren droht die Arbeitslosigkeit

Jilda Kiyici sucht seit 2008 einen Job im Modebereich. Zu alt fühlt sich die 46-Jährige nicht.
Jilda Kiyici sucht seit 2008 einen Job im Modebereich. Zu alt fühlt sich die 46-Jährige nicht. ©VOL.AT/Rauch
Dornbirn - Vor allem ältere Menschen finden immer schwieriger eine neue Anstellung, vor allem ohne vorweisbare Berufsausbildung. Als alt gilt man dabei schon ab 45, warnt die Caritas. Eine von ihnen ist Jilda Kiyici.
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Mit 45 sehen sich viele in der Blüte ihres Lebens – die Pension noch weit weg. Doch am Arbeitsmarkt gelten Mittvierziger oft bereits als alt. Bevorzugt werden Jugendliche, am besten Studienabgänger oder Fachkräfte. Nur wird die Gesellschaft immer älter, es kommen immer weniger Junge nach.

Personen ab 45 verstärkt arbeitslos

In der Altersgruppe ab 45 Jahre lag die Arbeitslosenquote 2013 durchschnittlich bei knapp 6 Prozent. Alleine von 2012 auf 2013 hat die Zahl der Arbeitslosen mit 50 und mehr Jahren in Vorarlberg um 13,5 Prozent zugenommen. Im März waren in Vorarlberg 3.535 Personen über 45 arbeitslos, 12,6 Prozent mehr als im März 2012. Viele von ihnen sind schlecht qualifiziert. “Als Caritas wollen wir am heutigen Tag der Arbeitslosigkeit Stimme für diese ‘arbeitslosen Mitmenschen ab 45 Jahren mit geringer Basisqualifizierung’ sein und mit einigen Facts auf die Situation aufmerksam machen”, erklärt Karoline Mätzler, Leiterin des Fachbereiches Arbeit und Qualifizierung der Caritas Vorarlberg.

Vom Mutter sein in die Arbeitslosigkeit

Einer dieser Menschen ist Jilda Kiyici. Obwohl sie seit ihrem 15. Lebensjahr berufstätig war, machte sie nie einen Lehrabschluss. So arbeitete sie unter anderem in der Produktion, im Verkauf oder als Maschinenführerin. Vor 15 Jahren wurde sie schwanger, widmete sich vier Jahre lang der Kindererziehung. Als ihr Sohn dann in den Kindergarten kam, machte sie sich auf die Suche nach Arbeit. Während jedoch vor 15 Jahren Hilfskräfte wie Keyici ein gewohnter Anblick waren, gelten sie inzwischen auf dem Arbeitsmarkt als Problemgruppe.

Problemberuf Hilfskraft

Mit ihren 46 Jahren liegen noch 20 Arbeitsjahre vor ihr. Derzeit ist das Pensionsantrittsalter für Frauen bei 60 Jahren, bei Männern bei 65. Ab 2024 wird das Regelpensionsantrittsalter für Frauen pro Jahr um 6 Monate erhöht, bis es 2033 bei 65 Jahren liegt. Gleichzeitig haben an die 50.000 Vorarlberger zwischen 25 und 64 Jahren gerade einmal einen Pflichtschulabschluss vorzuweisen. Davon allein 21.000 über 45. Vorarlberg ist hier übrigens Spitzenreiter. Über 24 Prozent haben nur den Pflichtschulabschluss, dies sind fünf Prozent über dem Österreichschnitt (Stand 2011).

Qualifizierung über die Caritas

Obwohl Niedrigqualifizierte durch die Berufserfahrung an Qualifikation gewinnen, fehlt es ihnen an vorweisbaren Zeugnissen. Seit 2008 arbeitet Kiyici ehrenamtlich im Carla Shop der Caritas in Dornbirn. “Es ist wichtig, etwas zu machen, statt nur zuhause zu sitzen”, erklärt die alleinerziehende Mutter in einwandfreiem Deutsch. Inzwischen hat Kiyici ihre Lehre über die Caritas und das AMS Lernlabor nachgeholt. Da sie bereits über Berufspraxis verfügt, konnte sie die Einzelhandelslehre in einem neunwöchigen Intensivkurs absolvieren. Auch sonst machte sie einige Zusatzausbildungen, kann sogar einen Staplerschein vorweisen. Sie lernte Bewerbungen schreiben und Lebensläufe anzulegen. Ohne Erfolg.

Suche im Modebereich

Die Langzeit-Arbeitslosigkeit ist nicht zuletzt auch eine Belastungsprobe für die eigene Familie und das soziale Umfeld. Nicht zuletzt das eigene Kind muss mit Einschränkungen leben können, weiß Kayici. Am liebsten würde sie im Modebereich als Verkäuferin arbeiten. Dass sie mit 46 zu alt für den Arbeitsmarkt wäre, glaubt Kayici nicht. “Ich bin noch körperlich fit, anpassungsfähig und flexibel”, ist sie überzeugt: “Vielleicht ist 46 eine alte Zahl, ich bin es aber nicht.” Hinweise auf mögliche Jobangebote nimmt sie gerne über die Caritas an.
(MRA)

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