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Zeitgenössisch, mit Blick auf Gewachsenes

Brand - Zwei Baukörper an einem Hanggrundstück in Brand legen neue Maßstäbe an zeitgemäßes Bauen in einer Tourismusregion.
Leben und Wohnen in Brand

Etwas außerhalb des Trubels führt eine schmale Straße zu den letzten Ausläufern im Siedlungsgebiet. Familie Durnwalder hat dort mit viel Fingerspitzengefühl für den Ort und Lust an zeitgenössischem Bauen hochwertigen Wohnraum geschaffen.

Der Blick aus dem raumhoch verglasten Fenster führt zum Skihang gegenüber. Kleine Tupfen mäandern sich in mehr oder weniger gleichmäßigen Schwüngen den Berg hinunter. Hannes Durnwalder steht am Fenster und zeigt auf ein kleines Häuschen, unweit des Neubaus. „Dort haben meine Frau und ich mit unserem ersten Kind lange gewohnt. Aber dann wurde es einfach zu eng.“ Die Gastronomenfamilie, die in Brand ein Hotel betreibt, suchte neuen Wohnraum. „Wir wollten nicht zu weit weg sein vom Betrieb, alles gut im Auge haben, und dennoch auch einmal für uns sein können.“ Aus dem Vorhaben einen Neubau zu errichten, wurden schließlich gleich zwei. Das Grundstück war groß genug für zwei Bauten und so entwickelte man familienintern ein Konzept zweier gleichförmiger Bauten, die nicht parallel, sondern leicht schräg versetzt in den Hang hinein platziert wurden. Die Hanglage selbst wurde als Gestaltungselement aufgenommen. Der Eingang erfolgt über das Obergeschoß durch eine offene Überdachung. Eine sechs Meter lange Auskragung lässt das Gebäude aus der Steillage hinauswachsen in die Umgebung.

„Die Suche nach unseren Architekten hat nicht lange gedauert. Andreas Mikula ist uns über eine Freundin empfohlen worden. Er war zudem schon durch die Tätigkeit des Vaters an Hotelumbauten und seine Mitarbeit bei diesen Projekten in Brand bekannt und geschätzt. Schon der erste Blick auf die Website hat das gute Gefühl bestätigt. So wollten wir bauen.“ Gut gebrieft durch einen architekturaffinen Bauherren, der sogar selbst einige Semester ein Architekturstudium in Wien absolvierte, entwickelten Andreas Mikula und Wolfgang Sterneder für die beiden Bauherrenfamilien zwei unanbhängig voneinander funktionierende Niedrigenergiehäuser mit kontrollierter Wohnraumbelüftung und einer Luftwärmepumpe als Heizsystem. Ökologisches Bauen war den Bauherrenfamilien wichtig. Ebenso wichtig: klare Formen und ein Satteldach. „Wir sind uns der Geschichte, auch der baulichen Geschichte, unseres Ortes bewusst und wollten daher diese Dachform aufnehmen.“ Klug gesetzte Sichtbeziehungen in die Landschaft durch großflächige Verglasungen bieten nicht nur Ausblick, sondern liefern auch Struktur für den Baukörper. Auch hier wurde getüftelt und auf Rücksprünge geachtet: „Zur Beschattung im Sommer und zum Energieeintrag im Winter.“

Im Inneren legten Architekten und Bauherren Wert auf die Sichtbarkeit des verwendeten Materials. Beim Sichtbeton wurde auf die Schalung Wert gelegt und nicht geschliffen, der Boden naturrau belassen. Einbauten wie Küche, Schränke, Türen oder das Bücherregal wurden ganzheitlich mitentworfen. „Warum sollte man sich mit weniger als einer maßgeschneiderten Lösung zufrieden geben? Wir haben genau das bekommen, was wir wollten und brauchen. Nicht mehr und nicht weniger.“

Als Raumelement präsent ist der Stiegenabgang, der auch eine Zonierung des Raumes ermöglichte. Im Untergeschoß führt ein schmaler Gang zu den einzelnen Räumen: zwei Kinderzimmer, Kinderbad, Elternzimmer mit Bad, ein Wirtschafts- und Technikraum. Die Räume sind kompakt und übersichtlich: gute Materialien, angenehmer Lichteinfall, gutes Raumklima. Etwas versteckt führt noch eine letzte Tür zu einem separaten Raum. Hier wird es spannend. Was zuerst wirkt, wie ein aufgeräumtes Labor, ist die Produktionsstätte für das Hobby des Hausherren, der hier Delikatessen herstellt. Und die sind wirlich hausgemacht.

Daten & Fakten

Objekt: Haus Durnwalder
Standort: Brand
Bauleute: Susanne und Hannes Durnwalder
Architektur: architekturhandwerk.at; mikula-sterneder, innsbruck
Fachplaner/ Statik: FS1 Fiedler–Stöffler, Ingenieure Innsbruck; Energieplanung: Harald Bösch, Baumkirchen
Planung: 6/2012-12/2013
Bau: 6/2013-12/2013
Grundstücksgröße: 600 m²
Bebaute Fläche: 198 m²
Nutzfläche: 225 m² (davon 153 m² Wohnen)
Bauweise: Untergeschoß und Carport aus Stahlbeton; Obergeschoß und Dach Massivholzkonstruktion; hinterlüftete Fassade mit Lärchenschirm; Heizung: Luftwärmepumpe und Kachelofen
Ausführung: Baumeister: BWA Bau, Schlins; Elektro: Licht und Wärme, Raggal; Fenster: Böhler, Wolfurt; Holzbau/Fassade: Sutter, Ludesch; Holzboden: Rene Bechtold, Weiler; Heizung/Lüftung/Sanitär: Michael Domig, Brand; Schlosser: Andreas Schallert, Ludesch; Tischler/Möbel: Stuchly, Thüringen
Energiebedarf: ca. 19 kWh/m² im Jahr

Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architektur Institut
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