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"Zauberflöte" auf der Seebühne: "Es war eine finanzielle Entscheidung"

"Die Zauberflöte" wurde im Februar 2011 im Kornmarkttheater aufgeführt.
"Die Zauberflöte" wurde im Februar 2011 im Kornmarkttheater aufgeführt. ©VOL.AT
Bregenz - Aus finanziellen Gründen wird 2013 nicht das ursprünglich geplante "Show Boat" vom Stapel gelassen. Stattdessen setzen die Festspiele auf ein unsinkbares Opernschlachtschiff: Mozarts "Zauberflöte". Festspiel-Intendant Pountney erklärt die Gründe.
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Seit 2004 ist David Pountney Intendant der Bregenzer Festspiele. Nach einigem Hin und Her wird er dies bis zum kommenden Jahr sein und auch die Saison 2014 künstlerisch betreuen. Dann ist endgültig Schluss. Denn Pountney arbeitet bereits als Intendant an der Walisischen Nationaloper, wo er u.a. eine neue “Lulu”, einen “Lohengrin” und Jonathan Harveys Oper “Wagner Dream” vorbereitet. “Ich habe mich in Cardiff sehr bemüht, ein Appartement mit Seeblick zu finden”, schmunzelt der 64-jährige Brite, der den Festspielen am Bodensee bereits seit 1989 als Regisseur verbunden ist.

“Andre Chenier” unter großem Erfolgsdruck

“Andre Chenier” steht heuer im zweiten Jahr auf der Seebühne unter relativ großem Erfolgsdruck. “Die Inszenierung war extrem erfolgreich und hatte sehr gute Kritiken”, sagt Pountney im Gespräch mit der APA. “Auch die Mundpropaganda hat funktioniert, denn es ist ja keine moderne, sperrige Oper, sondern ein tolles Spektakel. Aber unser Problem war, dass der Busmarkt, der rund 20 Prozent des Gesamtpublikums ausmacht, stark ausgelassen hat. Dabei würde man glauben, dass die Marke ‘Spiel auf dem See’ für sich stark genug sein sollte.”

Mit dem Erfolg der Aufführungen auf der Seebühne steht und fällt jedoch das ganze Festival. Werden hier weniger Karten verkauft, muss anderswo der Gürtel enger geschnallt werden. Deswegen wird 2013 nicht das ursprünglich geplante “Show Boat” vom Stapel gelassen. Stattdessen setzt man auf ein unsinkbares Opernschlachtschiff: Mozarts “Zauberflöte”. “Es war eine finanzielle Entscheidung”, sagt Pountney. “Es ist schade, denn ‘Show Boat’ ist ein Superwerk, das wirklich ernst zu nehmen ist. Es geht um Rassismus, Toleranz und andere wichtige Themen. Im englischsprachigen Raum wäre das ein sicherer Hit. Im deutschsprachigen Raum bleibt ein Restrisiko.”

Ist er nach so vielen Jahren ein wenig froh, nicht mehr alle zwei Jahre einen programmierten Seebühnen-Hit aufstellen zu müssen? “Natürlich ist die Zahl der Stücktitel dafür begrenzt. Aber der Kreativität sind dafür keine Grenzen gesetzt. Denn man hat zunächst gar keine Bühne und damit auch keine Einschränkungen.” Was darf man sich für das Bühnenbild seiner “Zauberflöten”-Inszenierung erwarten? “Es wird sehr fantasievoll, mit einem Dschungel und Tieren”, lässt sich Pountney entlocken. “Mehr darf ich keinesfalls sagen.”

Die Frage, ob auch künftig die Seebühnen-Produktionen zwei Saisons lang genützt werden, war unter jenen Punkten, die vor wenigen Monaten das Festspielpräsidium und den designierten Intendanten Roland Geyer wieder auseinanderbrachten. Der See sei der USP, das Alleinstellungsmerkmal und Markenzeichen der Bregenzer Festspiele, sagt Pountney. “Die Fotos der ‘Andre Chenier’-Bühne sind um die Welt gegangen.” Man habe 2005 das letzte Mal eingehend analysiert, ob man jedes Jahr eine neue Seebühnen-Produktion machen könne und dies damals verneint. “2015/16 ist es sicher richtig, das noch einmal zu analysieren. Das Freizeitverhalten der Leute ändert sich. Daher ist es nur natürlich, sich zu fragen, ob das System von 1984 heute noch immer das beste ist.”

Pountney-Nachfolge ausgeschrieben

Derzeit ist die Pountney-Nachfolge wieder ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist läuft noch 14 Tage. Der neue Präsident Hans-Peter Metzler möchte die neue Leitung nach dem Sommer präsentieren. “Die Entscheidung, was 2015 auf dem See gemacht wird, sollte nicht zu spät fallen”, mahnt Pountney. “Am besten schon im September.” Nach den zuletzt vorgenommenen Programmreduktionen möchte Pountney in seiner Abschiedssaison 2014 “wieder volles Programm” bieten. “Aber dafür muss die ‘Zauberflöte’ funktionieren.”

Nach der Einschiebung von Andre Tchaikovskys “Der Kaufmann von Venedig” (“Ein perfektes Opernsujet”) im kommenden Jahr sind mit der Uraufführung von HK Grubers Auftragsoper “Geschichten aus dem Wiener Wald” die Weichen für einen großen Abschied gestellt. “Ich glaube, ich habe in den zehn Jahren sehr viel gemacht. Wir stehen heute ganz woanders als damals”, zieht Pountney Bilanz. “Man hat viel Raum für künstlerische Statements. Unter einer Bedingung: Der See muss funktionieren.”

(APA)

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