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Gesunde Männerwirtschaft im Kindi

Die Kinder fühlen sich bei Zivi Paul Moosbrugger bestens aufgehoben und betreut.
Die Kinder fühlen sich bei Zivi Paul Moosbrugger bestens aufgehoben und betreut. ©MG Wolfurt
Wolfurt. (hapf) Hat die „Kindergartentante“ bald ausgedient? Wohl nicht! Aber auch in diesem typisch weiblichen Berufsstand steht das „starke Geschlecht“ an der Schwelle. Die Gemeinde Wolfurt jedenfalls hat bisher überaus gute Erfahrungen mit der „Männerwirtschaft“ in den Kindergärten gemacht. 

 

Noch ist er kein gewohntes Bild: Der Betreuer oder Kindergartenpädagoge. Nur knapp ein Prozent der Kindergartenpädagogen in Österreichs Kindergärten ist männlich. Die Gemeinde Wolfurt hat seit vergangenem Februar im Kindergarten Strohdorf einen jungen Mann im Team, einen ausgebildeten Kinderbetreuer und Tagesvater. Und er fühlt sich wohl in seiner Rolle als männliche „Kindergartentante“. Der junge Steirer kam über den Zivildienst zum Kindergarten. Der Umgang mit Kindern und die Tätigkeit im Kindergarten haben ihn bewogen, eine Ausbildung in diesem Bereich zu machen. „Bereut habe ich es bis heute nicht. Es ist ein ausfüllender Job und am Ende des Tages ein tolles Gefühl, die Kinder ein Stück auf ihrem Lebensweg begleitet zu haben.“ Ganz von den Rollenbildern weg kommt Mann aber auch im Kindergarten nicht. So deckt er Bereiche ab, die Frauen nicht so liegen. Etwa Fußball spielen mit den Kindern, mit ihnen Klettern gehen und generell alles eher sportliche.

Kindern taugt männlicher Ansprechpartner

„Den Kindern taugt es und vor allem die Buben freuen sich über den männlichen Ansprechpartner“, plaudert Kindergartenleiterin Waltraud Auer aus dem Nähkästchen. Sie gibt auch unumwunden zu: „Wir Frauen müssen manchmal etwas vier, fünf Mal sagen, bevor es die Kinder befolgen. Bei unserem Mann im Kindi reicht eine Aufforderung, um Gehör zu bekommen.“

Seit 2012 Zivildiener im Einsatz

Der Steirer ist der einzig fix angestellte Betreuer im Kindergarten. Wolfurt setzt jedoch schon seit 2012 Zivildiener als männliche Betreuer ein. Bisher waren Raphael Mocnik, Alexander Böhler und Simon Eleftheriadis im Einsatz. Derzeit leistet Paul Moosbrugger seinen Zivildienst in der Kindervilla (KiVi). „Schon bei den Pfadfindern habe ich mit Kindern gearbeitet. Da ich mich im Sozialbereich engagieren wollte, habe ich mich für den Dienst im Kindergarten entschieden und das noch keine Sekunde bereut“, sagt Paul.

Der “Verweiblichung” entgegenwirken

„Mir war es ein Anliegen, mit einem männlichen Betreuer der Verweiblichung im Bildungsbereich etwas entgegen zu wirken“, erläutert KiVi-Leiterin Veronika Sadrawetz ihre Motivation, einen Zivildiener anzustellen. „In der Erziehungsarbeit fehlen all zu oft männliche Vorbilder. Zudem ist es nur von Vorteil, wenn Kinder die Emanzipierung erleben, etwa in der Form, dass typisch frauliche Agenden wie das Kochen auch ein Mann gut erledigen kann.“

Männliche Vorbilder wünschenswert

Manuela Bundschuh, in der Gemeinde für die Koordination in der Kinderbetreuung zuständig, hält die Möglichkeit, Zivildiener einsetzen zu können für genial: „So wird es möglich, junge, motivierte Männer in der Kinderbetreuung einsetzen zu können und damit das oft zur Gänze fehlende männliche Vorbild einzubringen.“ Wünschen würde sich Manuela Bundschuh Erleichterungen im Dienstablauf der Kinderbetreuer: „Wir dürfen die Zivildiener nicht ortsübergreifend einsetzen. Sie dürfen nur an einem Standort Dienst tun. Das macht es gerade in den Kindergärten manchmal schwierig, die vorgeschriebene Stundenanzahl zu erreichen.“

Kein ausgeprägter männlicher Berufswunsch

Bereits 2011 bekannte sich Wolfurt in den einhellig beschlossenen Leitlinien „Kinderbetreuung und frühe Bildung“ zur Anstellung männlicher Mitarbeiter in den Kindergärten. „Wir schenken geschlechtsspezifischen Aspekten in der Erzhiehung besondere Aufmerksamkeit“, stellt Vizebürgermeisterin Angelika Moosbrugger fest. „Ganz bewusst werden deshalb bei uns die Väter eingebunden und männliches Betreuungspersonal angestellt.“ Moosbrugger wünscht sich, mehr Zivildiener einsetzen zu können. „Kindergartenpädagoge ist leider noch kein so ausgeprägter Berufswunsch bei Männern. Um so wichtiger ist es, jungen Männern die Möglichkeit zu geben, in diesen Beruf hineinschnuppern zu können. Hier die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen und zu verbessern wird weiterhin Aufgabe aller Entscheidungsträger sein.“

 

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