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Wish I Was Here - Trailer und Kritik zum Film

Zehn Jahre ist es her, dass Zach Braff mit "Garden State" eine Generation verlorener Mittzwanziger ansprach. Seither mehr als Serienstar ("Scrubs") denn als Filmemacher aktiv, veröffentlicht er nun den Nachfolgerfilm "Wish I Was Here".

Die bittersüße Komödie dürfte Fans der Braff’schen Sentimentalität vollends zufriedenstellen – manch anderem aber gar zu rührselig ausfallen. Ab Freitag im Kino. Der große Held ist Aidan Bloom (Zach Braff) nur in seinen Tagträumen: Als Astronaut jagt er dann durch den Wald, wie einst mit seinem mittlerweile eigenbrötlerisch im Wohnwagen lebenden Bruder Noah (Josh Gad).

Wish I Was Here: Geschichte

Im eigenen Haus in Los Angeles fühlt sich Aidan mehr als Versager, versucht er sich doch seit jeher mehr schlecht als recht als Schauspieler, während Ehefrau Sarah (Kate Hudson) mit einem eintönigen Bürojob die Familie über Wasser hält und Vater Gabe (Mandy Patinkin) für die Jeschiwa-Schule der zwölfjährigen Grace (Joey King) und des sechsjährigen Tucker (Pierce Gagnon) aufkommt. Als Aidans Vater erkrankt und für die kostspielige Schule nicht mehr aufkommen kann, beschließt Aidan, seine Kinder temporär daheim zu unterrichten – und erlangt, den Lehrplan bald verwerfend, dabei so manch eigene Lebenserkenntnis.

Was tun, wenn die eigenen Kinder beginnen, Fragen über das Leben aufzuwerfen, die man sich selbst noch nicht so richtig beantwortet hat? Zach Braff und sein Bruder Adam, die gemeinsam das Drehbuch zu “Wish I Was Here” schrieben, sind Teil jener Generation, die es – eine oft geradlinige, konservative Erziehung im Rücken – bei den eigenen Kindern anders machen will und bei dem Streben nach eigener Selbstverwirklichung auch mal den Bezug zur Gegenwart verliert. Hauptfigur Aidan sei eine Kombination aus den beiden, wie Zach Braff im APA-Interview verriet. “Für mich ist es ein ständiger Kampf, im Hier und Jetzt zu sein, sich nicht wegen Fehlern der Vergangenheit zu malträtieren oder sich wegen der Zukunft zu sorgen”, sagt der bis dato kinderlose 39-Jährige. “Über diesen ständigen Kampf, diese Sehnsucht, in der Gegenwart zu leben, sollte der Film erzählen.”

Das Dilemma rund um kleine und große Fragen des Lebens wie Religion und Spiritualität, Verantwortung für sich selbst und andere, Liebe und Verlust, fängt der Film mal in entzückend originellen, dann hart am Kitsch vorbeischrammenden Szenen ein, die zum Nachdenken anregen. Stellenweise trägt “Wish I Was Here” da zu dick auf, wo Braffs Erstling noch leise in Zwischentönen unterwegs war, und wird in seinen Lebensweisheiten und Wendungen gar zu vorhersehbar. Den sorgfältig ausgewählten Indie-Soundtrack – diesmal mit Songs von u.a. Bon Iver und dem Titelsong von Coldplay, gesungen von Cat Power -, einen zutiefst sympathischen Cast, die Balance zwischen Witz und Rührung und die spürbare Zerbrechlichkeit von Regisseur, Autor und Hauptdarsteller Zach Braff haben die beiden Filme dennoch gemein.

Wish I Was Here: Kritik

Die Jüngsten stehlen den Großen dabei die Show, allen voran Joey King als tiefgläubige Grace, die ihrem Vater in punkto Selbsterkenntnis so einiges voraus hat. Einen schönen Vater-Tochter-Moment gibt es dann dennoch, wenn sie sich – konfus vom Brauch, dass jüdisch-orthodoxe Frauen nach der Heirat Perücke tragen – die Haare abrasiert und im Geschäft ausgerechnet die grell-violette Perücke wählt. Braff gibt hier als Individualität fördernder Aidan das glaubwürdige Gegenstück zum eigenen, distanzierten Vater (berührend dargestellt von Patinkin); eine Figur, die auch schon in “Garden State” zentral war.

Für Fans von “Scrubs” kommt mitunter sogar der alberne, physische Humor jener Serie durch, die Braff hierzulande berühmt gemacht hat: Etwa, wenn ein Rabbi über Youtube-Katzenvideos lacht und auf dem Segway gegen die Wand kracht. Oder sich der sechsjährige Tucker am Frühstückstisch erst mit ausgefallenen Schimpfwörtern austobt und dann von seinem genervten Vater mit Grace an einen Stuhl geklebt wird. Mit Donald Faison alias Turk hat denn auch Braffs “Scrubs”-Co-Star einen Kurzauftritt – ebenso wie der kongeniale Jim Parsons, der bei seinem “Garden State”-Cameo vor zehn Jahren noch nicht “Big Bang Theory”-Berühmtheit erlangt hatte.

Auch diese Insider-Witze machen klar: Zach Braff produziert in erster Linie für Zach-Braff-Fans. Mehr als 1,5 Mio. davon hat er auf Facebook, beinahe genauso viel auf Twitter. Innerhalb von 48 Stunden hat Braffs Fangemeinde dann auch die Hälfte des 6-Millionen-Dollar-Budgets per Crowdfunding zugeschossen, was dem gut bezahlten Seriendarsteller viel Kritik eingebracht hat, sei Kickstarter doch eine Plattform für die Kleinen im Business. So involviert sich die Spender mit wöchentlichen Produktions-Updates und weiteren Gimmicks fühlten, so sehr lassen sich Außenstehende nun eventuell von der Debatte abschrecken. Feststeht: Den Überraschungserfolg von “Garden State” wird Braff wohl kaum wiederholen. 35 Mio. Dollar Umsatz hat der mit einem Budget von gerade einmal 2,5 Mio. Dollar umgesetzte Indie-Film seit der Veröffentlichung 2004 eingebracht. “Wish I Was Here” steht bei knapp 3,6 Mio. Dollar weltweit.

Alle Spielzeiten auf einem Blick

(APA)

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