Glaubt man den aktuellen Standortdebatten, sind es die angeblich exorbitanten Löhne, die die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Vorarlbergs beeinträchtigen. Nur durch niedrigere Löhne und flexiblere Arbeitszeiten (sprich: das Einsparen von Überstundenzuschlägen) – so wird behauptet – kann Vorarlberg wieder konkurrenzfähiger werden. „Natürlich machen sich die wenigsten die Mühe, den Zusammenhang zwischen Löhnen, Produktivität und Wettbewerb in Vorarlberg einmal unter die Lupe zu nehmen“, erklärt dazu die AK-Bereichsleiterin für Grundlagenarbeit, Mag. Eva King.
Exzellentes Humankapital
Ein hoch entwickelter industrialisierter Standort wie Vorarlberg, wo die Löhne auf die hohe Qualifikation, Innovationsfähigkeit und Produktivität der Arbeitnehmer Bezug nehmen, ist nicht mit einem Billiglohnland vergleichbar. „Unser Standort ist nicht auf Grund niedriger Produktionskosten attraktiv, sondern dank des exzellenten Humankapitals“, ist King überzeugt. Daher sei nicht die Höhe der Löhne, sondern, wenn überhaupt, das Ausmaß der Löhne an der geschaffenen realen Wertschöpfung entscheidend. Hier zeige sich, dass die Lohnstückkosten in Österreich im Vergleich mit anderen OSZE-Staaten deutlich niedriger sind. Schlussendlich würden auch die Kapitalkosten und die geplanten Gewinnmargen der Unternehmen eine entscheidende Rolle für den Exporterfolg spielen.
Löhne stabil halten
Die Forderungen nach Nulllohnrunden und dem Verzicht der Arbeitnehmer auf eine Gewinnbeteiligung schießt vor diesem Hintergrund gehörig ins Leere. Im Gegenzug unterstützt eine umfassende Betrachtung dieser Tatsachen Forderungen nach einer besseren Entlohnung der Arbeitnehmer, die den wirtschaftlichen Erfolg unserer Region mittragen. „Lohnerhöhungen müssen daher neben der Teuerung auch die Zugewinne für die Wirtschaft widerspiegeln, die durch eine höhere Produktivität entstehen“, fordert AK-Präsident Hubert Hämmerle. Die Lohn- und Gehaltsverhandlungen müssten sich deshalb künftig wieder an der durchschnittlichen Produktivitätssteigerung aller Wirtschaftsbereiche orientieren, damit Lohnerhöhungen relativ stabil gehalten werden können. Tatsächlich hätten Arbeitnehmer nämlich seit Beginn des neuen Jahrtausends eine stagnierende, im unteren Einkommensbereich sogar rückläufige Reallohnentwicklung hinnehmen müssen.
Das AK-Standortpapier „Schaffa in Vorarlberg“ finden Sie auf www.ak-vorarlberg.at
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