Trotz Wirtschaftsboom sind viele Arbeitende zusätzlich auf Sozialleistunge angewiesen, berichtet der “ORF Vorarlberg” von der Präsentation des Standortpapiers. Die Expertise auf die sich AK-Präsident Hämmerle stützt stammt von der neuen Bereichsleiterin für Grundlagenarbeit in der Vorarlebrger Arbeiterkammer, Eva King. Sie hat mit ihrer Arbeit Handlungsschwerpunkte in der Vorarlberger Wirtschaftspolitik erarbeitet und sich dabei auf eine Analyse des Wirtschaftsstandortes Vorarlberg bezogen.
Arbeitnehmer in den Mittelpunkt
Die Botschaft lautet: “Vorarlbergs wirtschaftlicher Erfolg beruht auf dem Fleiß, der hohen Produktivität und der Innovationskraft der Arbeitnehmer.” Deshalb müsse die Politik in Zukunft die Rolle der Arbeitnehmer wieder in den Mittelpunkt ihrer Wirtschaftspolitik rücken und nicht jedem Zuruf des Kapitals hinterher springen.
Hubert Hämmerle fordert dehalb eine Korrektur des Kurses in der wirtschaftspolitischen Debatte der Landesregierung. Hier gehe es derzeit mehr um makroökonomische Kennzahlen, als um konkrete Lebenssituationen der in der Vorarlberger Wirtschaft tätigen Menschen. Die Landesregerung müsse sich nun wieder mehr den Interessen und Bedürfnissen der Arbeitnehmer zuwenden, da diese die tatsächlichen Leistungsträger des wirtschaftlichen Aufschwungs im Ländle seien.
Arbeitnehmervertreter mitreden lassen
Wenn bei wichtigen Themen, wie der Digitalisierung der Arbeitswelt, die Arbeitnehmervertreter nicht mehr gefragt würden, wenn stattdessen allein den Wünschen der Unternehmen rechnung getragen würde und dabei faire Löhne und Beschäftigung für Ältere und Frauen auf der Strecke blieben, bestünde die Gefahr eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.
Man schaue zwar viel auf gute Wirtschaftsdaten, vergesse dabei aber, danach zu sehen, wieviel bei den Arbeitnehmern ankomme, so King. Wenn Besteuerung so funktioniere, dass Unternehmen nichts zahlen und Kaptalerträge “flat-besteuert” würden, Arbeitnehmer aber progressiv die ganze Steuerlast trügen, dann breche die Gesellschaft tasächlich auseinander. Es sei also nicht nur wirtschaftlich, sondern auch demokratiepolitisch wichtig, ob Arbeiternehmervertreter wieder an den Verhandlungstisch geholt würden.
Konkrete Forderungen
Als konkrete Forderungen nenn die Arbeiterkammer deshalb einen Mindestlohn von 1.7000 Euro, die Abschaffung der kalten Progression und den Ausbau der Kinderbetreuung, um Frauen die Wahl zwischen beruf und Familie zu ermöglichen.
Ältere Arbeitnehmer sollen durch Strategien unterstützt werden, die noch vor einer drohenden Arbeitlosigkeit greifen. Und im Bildungsbereich müsste der Verfestigung von Ungleichheiten entgegengewirkt werden. Denn: Während in Akademiker-Haushalten 54 Prozent des Nachwuchses ebenfalls einen Uni-Abschluss erreichen, sind es bei bildungsfernen Milieus lediglich sechs Prozent.
(red)
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