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"Wir sind gar nicht so verschieden!"

Am Freitag stand der Besuch der ATIB Moschee auf dem Programm.
Am Freitag stand der Besuch der ATIB Moschee auf dem Programm. ©Laurence Feider
INKU Tage 2010

Die interkulturellen Tage am BG Lustenau boten ein abwechslungsreiches Programm.

Lustenau. Statt wie üblich in der Mühlefeldstraße trafen sich die Siebtklässler des BG Lustenau vergangenen Freitag in der Tavernhofstraße. Auf dem Programm stand der Besuch der Lustenauer ATIB Moschee. Neugierig deponierten die Schüler ihre Schuhe hinter dem Eingang und folgten dem freundlichen türkischen Herrn in den ersten Stock. Im großen Gebetsraum wurden sie in die Gebetsriten der Moslems eingeführt und erfuhren zum Beispiel, dass der Koran dem Gläubigen das Pflichtgebet zu fünf bestimmten Tageszeiten vorschreibt und alle Gebete aus einer bestimmten Anzahl von Gebetsabschnitten (rak’a) bestehen.

Geduldig stand der Imam (Vorbeter) Ahmet Özdemir den Gymnasiasten Rede und Antwort und trug bereitwillig ein paar Rakas vor. Erstaunlich offen beantwortete er alle Fragen nach den Gebetsgewohnheiten, der Rolle der Frauen in Moscheen, dem Umgang mit Andersgläubigen und der Bedeutung der islamischen Gemeinschaft in Lustenau. Der türkischstämmige Schüler Hakan fungierte bei dem spannenden interkulturellen Dialog als Simultanübersetzer. Zum Abschluss des Besuchs im moslemischen Gebetshaus gab es Tee und Fladenbrot. Der Moscheebesuch war nur einer von vielen Programmpunkten des dreitägigen interkulturellen (INKU) Projektes.

“Wir führen die INKU-Tage bereits zum dritten Mal durch und möchten damit Berührungsängste nehmen und Integration fördern. Die Lebenswelt und Situation von Menschen mit Migrationshintergrund in Vorarlberg soll für die Schüler erfahrbar werden.”, erklären die verantwortlichen Lehrer Veronika Bohle und Wolfgang Müller. So standen unter anderem auch Treffen mit Frauen des Mimosa Vereins und ein Gespräch mit den Mediatoren Cigdem Gökmen-Erden und Mustafa Can auf dem Programm.

Erstmalig gab es auch eine Zusammenarbeit mit dem Team des Culture Factor Y. Türkischstämmige Jugendliche leiteten verschiedene Workshops wie “Tischfussball mit Profis”, “Kolbasti Tanzworkshop”, “Tanz für Toleranz”, “Rap – Workshop” und “Cook & Eat”. Krönender Abschluss der drei intensiven Tage war die gemeinsame Party unter dem Motto “Kulturauflauf – Lebenswelten”. “Die Zusammenarbeit mit dem BG Lustenau war super. Ich denke es war ein sehr fruchtbares Projekt für beide Seiten.”, resümiert Roman Zöhrer vom Culture Factor Y.

VN- Umfrage: Wie haben dir die interkulturellen Projekttage gefallen?

Eva, 17 Jahre.
Die INKU-Tage haben es voll gebracht. Ich habe viel Neues erfahren und erkannt, dass die “Anderen” gar nicht so fremd sind. Wir haben sowohl Kontakt zu sehr konservativen Türken als auch zu modern, aufgeschlossenen Migranten gehabt. Ich denke es geht mehr um gemeinsame Werte als um kulturelle Unterschiede. Integration kann funktionieren, wenn einer auf den anderen zugeht und sich auch außerhalb der eigenen Communities bewegt.

Christian, 16 Jahre.
Ich habe sehr viel über kulturelle Hintergründe gelernt und das Gefühl, dass aus einer vorherigen Distanz ein bisschen mehr Nähe wurde. Wir wurden überall sehr offen und herzlich empfangen und konnten über alles reden. Die Offenheit und Gastfreundlichkeit haben mich positiv überrascht. Trotzdem ist es gerade am Anfang oft nicht leicht Barrieren zu überwinden. Ich denke Integration ist keine Einbahnstrasse, alle müssen sich anstrengen.

Lara, 17 Jahre.
Prinzipiell finde ich die interkulturellen Tage voll super. Ich habe viel gelernt über den Islam und wie er im Alltag praktiziert wird. Der Kontakt zu den Frauen des Vereins Mimosa war positiv, mich hat allerdings überrascht, wie wortwörtlich sie die heilige Schrift nehmen, ich denke, da sind wir aufgeklärter. Der Empfang in der Moschee war sehr herzlich, ich kann verstehen, dass einem die Gemeinschaft mit ihren wiederkehrenden Riten Sicherheit gibt.

Hakan, 17 Jahre.
Es ist gut, dass interkulturelle Themen konkret behandelt werden, damit man sich gegenseitig besser kennenlernt und sieht, wie andere leben. In meiner Klasse bin ich der einzige türkischstämmige Schüler, ich fühle mich dort voll akzeptiert und integriert. Wichtiger als woher man kommt ist sowieso wohin man will. Meiner Meinung nach sollte Integration bereits in der Volksschule gefördert werden, damit Gruppierungen erst gar nicht entstehen.

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