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„Wir schicken unsere sechs Kinder nicht in die Schule“

Ein bunter Haufen - die Familie Delpin führt ein Leben als Aussteiger. Den Kindern gefällt der Lebensstil, den sie Zuhause genießen dürfen.
Ein bunter Haufen - die Familie Delpin führt ein Leben als Aussteiger. Den Kindern gefällt der Lebensstil, den sie Zuhause genießen dürfen. ©Sams
Die sechs Kinder der Familie Delpin aus Feldkirch gehen nicht in die Schule und leben zuhause autark – WANN & WO traf diese außergewöhnliche Rasselbande.

Ein großes Haus, ein einladender Garten und viele Kinder erwarten einen, wenn man die Delpins in Feldkirch besucht. Eine aufgeweckte Schar, die weiß, was sie mit ihrer Freizeit anfängt – denn davon haben Lucy, Moriz, Marie, Mina, Felix und Ylvi genug. Die Kinder von Susanne und Helge gehen nicht in die Schule und werden auch nicht zu Hause unterrichtet.

Andere Ansichten

Sie lernen, was sie gerade lernen wollen, ganz frei und ohne Regeln. „Wir schicken unsere Kinder nicht in die Schule, da dies nicht unserem Bild von einem erfüllten und freien Leben entspricht“, erklärt Mama Susanne. Die Eltern nehmen vieles in Kauf, um ihre Sprösslinge nicht in die Schule schicken zu müssen. Die Kinder besuchen diese nicht, noch wurden sie davon abgemeldet. Dafür bekommen Susanne und Helge Verwaltungsstrafen, für jedes Kind muss gezahlt werden. „Im Jahr kommt eine ganz schöne Summe zusammen, die wir zu bezahlen haben – inklusive Anzeigen pro Kind und Schuljahr. Das System will, dass wir uns beugen, doch wir stehen zu hundert Prozent hinter unseren Ansichten und nehmen das in Kauf“, erklärt die Mutter. Was passiert, wenn aber ein Kind in die Schule gehen möchte? „Das ist noch nicht vorgekommen, aber das würden wir auf alle Fälle zuerst gemeinsam besprechen.“

„Ein erfülltes Leben“

Die Delpins haben einen eigenen Lebensstil – die Kinder bleiben zuhause, Mutter und Vater haben ihre 40-Stunden-Jobs aufgegeben und können ihrer neuen Arbeit von zuhause aus nachgehen. „Das ist für uns der richtige Weg, der uns ein erfülltes Leben bieten kann“, so Vater Helge, der früher Lehrer war.
„Ein Kind hat Bedürfnisse. Irgendwann kommt das Gefühl von selbst, etwas lernen zu wollen. Alles zu seiner Zeit. Wenn eines unserer Kinder heute Lesen lernen möchte, kann es das machen. Wenn es morgen Klavier spielen möchte, darf es das tun. Unsere Kids werden zu nichts gezwungen und dürfen eine unbeschwerte Kindheit verbringen“, ist sich Helge sicher. „Ich bin mir auch sicher, dass unsere Kinder alles werden können, was sie wollen. Die Werte, die sie zuhause lernen, sind wichtiger, als das, was sie in der Schule vermittelt bekommen.“ Mama Susanne ergänzt: „Meine Kinder Lucy, Moriz, Marie, Mina, Felix und Ylvi
können dafür nützliche Dinge, die man im wirklichen Leben benötigt – beispielsweise Kochen.“

Gemeinsames Familienbett und Hausgeburten

Bei den Delpins gibt es auch ein Familienbett. 4,5 Meter breit und 2,20 Meter lang. Hier können alle schlafen, falls ihnen danach ist. Daneben gibt es auch noch andere Betten, die einen Rückzugsort bieten, sollten die Kinder das benötigen. Auch Hausgeburten sind in Feldkirch ein Thema. „Ich wollte, dass meine Kinder sehen, wie ein Kind das Licht der Welt erblickt. Wir heißen unsere Familienmitglieder von der ersten Sekunde an willkommen. Es ist doch komisch, wenn die Kinder wissen, dass ein Baby auf die Welt kommt, sie aber nur sehen wie die Mama mit einem Kind aus dem Krankenhaus wieder heraus kommt“, erzählt sie.

Besondere Bindung

„Natürlich ist das Zusammenleben manchmal anstrengend, denn es sind meistens alle zuhause. Aber es ist schön, so eine Bindung zu seinen Kindern zu haben und sie aufwachsen zu sehen“, so Helge. „Für uns ist dieser Lebensstil richtig. Wir fühlen uns wohl und genießen das Leben“, sagt Susanne.

Die gesamte Ausgabe der WANN & WO lesen Sie hier!

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