Das Konzert, das im Rahmen des Musikverein-Jubiläums stattfand, zeigte eine spannende Bandbreite von einer Klangcollage von György Ligeti über Joseph Marx liebvolle Miniaturen bis zur überwältigenden Klangeruption des oberösterreichischen Meisters. Es war bereits das sechste Festkonzert, mit dem das 200-jährige Bestehen des Musikvereins in der Steiermark gewürdigt wurde. Den Beginn machte Ligetis “Atmospheres”, bei dem die unterschiedlich schattierten Klanggebilde deutlich herausgearbeitet wurden.
Konzert der Philharmoniker
Es folgten “Alt-Wiener Serenaden” des Grazer Komponisten Joseph Marx, der ebenso wie Ligeti Ehrenmitglied des Musikvereins war. Die kleinen Musikstücke entstanden 1941 zu einem anderen Jubiläum, nämlich der 100-Jahr-Feier der Wiener Philharmoniker. Diese zeigten nun, dass sie auch diese heute kaum noch gespielten Werke durch perfekte Ausgestaltung zum Funkeln bringen können.
Nach der Pause erklang Bruckners neunte Symphonie, die den denkbar stärksten Kontrast zu den vorangegangenen Stücken bildete. Gleich zu Beginn des ersten Satzes folgte auf das ungemein spannungsgeladene Streichertremolo der erste Ausbruch und machte deutlich, dass Zubin Mehta auf kontrollierte Wucht und ausgefeilte Details setzte. Die Streicher ließen zarte Töne in aller Schönheit regelrecht aufblühen, scheidend und präzise agierten die Blechbläser.
Begeisterung in Graz
Der zweite Satz begann mit einem fast heiteren Pizzicato, das vorwärtsdrängt, bis alles zusammenstürzt, eine Untergangsvision heraufbeschwört. Die Generalpausen, abruptes, fast atemloses Innehalten im schnellen Lauf, wirkten wie ein Blick in den Abgrund. Insgesamt ein strenges, klar umrissenes Bild ohne verschwommenes Dröhnen oder unkontrollierte Ausbrüche, bei Mehta folgte alles einer genauen Architektur. Im dritten Satz konnten die seidigen Streicher nochmals auftrumpfen und immer wieder schöne Akzente im Kontrast zu den massigen Klängen setzen.
(APA)
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