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Wiener Forscher schaffen Lebensbausteine bei Saturnmond-Bedingungen

Aminosäuren können auch in Ammoniak-Wasser-Lösung entstehen.
Aminosäuren können auch in Ammoniak-Wasser-Lösung entstehen. ©NASA
Die Bausteine des Lebens konnten nicht nur auf der frühen Erde in der von Blitzen aufgeladenen Ursuppe entstehen, sondern möglicherweise auch auf dem Saturnmond Titan nach einem Asteroideneinschlag, berichtete ein Team mit Beteiligung von Wiener Wissenschaftern aktuell in der Fachzeitschrift "Life". Sie haben dafür die Bedingungen auf dem frühen Saturn-Trabanten im Labor nachgestellt.

Der Amerikaner Stanley Miller konnte 1953 zeigen, dass sich im Reagenzglas aus den Bestandteilen der frühen Erdatmosphäre und des Urzeit-Ozeans unter Einfluss von Blitzen Aminosäuren bilden, die Grundbestandteile für alle Lebewesen sind. Ein Forscherteam um Johannes Leitner von der Universität Wien und Dirk Schulze-Makuch von der Universität Washington (USA) wiederholte das Experiment nun unter leicht veränderten Bedingungen.

Titan hat nennenswerte Atmosphäre

Titan ist der größte der über 60 Saturnmonde und der einzige, der eine nennenswerte Atmosphäre hat. Der Mond ähnelt der Erde äußerlich mehr als viele andere bekannte Himmelskörper. Zwar beträgt die Durchschnittstemperatur nur minus 180 Grad Celsius, es gibt aber dort Bergketten, Dünen und sogar Seen aus flüssigem Methan und Ethan.

“Kurz nach der Entstehung des Titan, vor etwa 3,5 bis vier Milliarden Jahren, fanden in unserem Sonnensystem viel mehr Asteroideneinschläge als heute statt”, erklärte Johannes Leitner von der Forschungsplattform ExoLife der Universität Wien gegenüber der APA. Ein solcher Himmelskörper könne die Eisschicht des jungen Titan perforieren und dazu führen, dass sich auf der Oberfläche Seen aus Wasser und Ammoniak bilden, die sich bis zu 10.000 Jahren halten. Zeit genug, dass darin Aminosäuren entstehen. Auch die dazu hilfreichen Blitze gäbe es auf dem Titan, schreiben die Forscher in dem Fachartikel.

Sie wiederholten daher Millers Experiment mit einer Ammoniak-Wasser-Lösung und zeigten, dass Leben nicht unbedingt reines Wasser als Lösungsmittel braucht, damit Aminosäuren wie Serin, Phenylalanin, Glutaminsäure, Arginin, Leucin, Isoleucin und Valin entstehen können.

Weitere Entwicklung des Lebens “unwahrscheinlich”

“Dass es über diese Bausteine hinaus zu einer weiteren Entwicklung des Lebens, wie wir es kennen, auf dem Titan gekommen ist, ist allerdings höchst unwahrscheinlich”, erklärte Leitner. Doch ähnliche Bedingungen würden heute auf Eismonden wie Europa (der den Planeten Jupiter umkreist) herrschen. “Man geht davon aus, dass er unter der Oberfläche einen Ozean besitzt, der mit Ammoniak angereichert ist”, sagte er. Damit würde er genau das Lösungsmittel für die Entstehung von Lebensbausteinen bieten, das die Forscher in dem Experiment verwendet haben. Also könnte zum Beispiel auch auf dem Jupitermond die Entstehung von Leben funktionieren, meinte der Weltraumbiologe.

(APA)

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