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Wie der Senf in die Tube kommt

Manfred Hagen, Präsident Kiwanisclub Dornbirn bedankt sich bei Felix Bösch, einem der Urenkel von Richard Bösch.
Manfred Hagen, Präsident Kiwanisclub Dornbirn bedankt sich bei Felix Bösch, einem der Urenkel von Richard Bösch. ©Edith Rhomberg
Mitglieder des Kiwanisclub Dornbirn erfuhren bei einer Betriebsführung fast alles über die Herstellung der gelben Paste. 
Kiwanisclub Dornbirn bei Lustenauer Senf

Lustenau/Dornbirn. Die Globalisierung ist hier kein Thema. Die Industrialisierung im großen Stil auch nicht. „Lustenauer Senf“, so Felix Bösch, „wird lokal hergestellt und hauptsächlich regional verkauft“. Seit über hundert Jahren. Der Bekanntheitsgrad ist hoch. In Vorarlberg ist die Marke im Ranking unter den ersten zehn. Erfunden hat den Lustenauer Senf Richard Bösch, der Urgroßvater. Damals war das reine Handarbeit. Seither hat sich viel getan. „Richard hatte noch keine Pumpe“, erklärt der Urenkel und zeigt auf technische Feinheiten, die heutzutage manches erleichtern und eine Jahresproduktion von 700.000 Tuben Senf möglich machen. Das Herstellungsverfahren scheint relativ einfach. Das kann aber täuschen. In der Rheinstraße 15 wird jeder Quadratmeter auf drei Etagen des Hauses genutzt.

 

Die Mitglieder des Kiwanisclub Dornbirn steigen die Treppen empor, wo die Senfsaat in Säcken gelagert ist. Sie sind gekommen, um zu erfahren, wie der Senf in die Tube kommt. Die Betriebsbesichtigung ist ein Programmpunkt im Lustenau Schwerpunkt des Präsidenten Manfred Hagen. Während der Führung macht Felix Bösch kein Geheimnis aus dem Produktionsprozess: Man nehme die Körner, mahle sie zu Pulver, setze sie mit Wasser und Most an und lasse die Maische quellen. Die ätherischen Öle werden dabei freigesetzt. Daraus wird eine Paste von glatter, cremiger Konsistenz gerührt und, fast fertig ist das reine Naturprodukt. Doch ganz so einfach ist das nicht. Für den echten Lustenauer Senf bedarf es weiterer Zutaten. Auf die Aromen kommt es an und natürlich auf die ausgewogene Dosis. Etwa zehn, meist exotische Gewürze sind es, die verwendet werden. Aber welche das sind, man ahnt es schon, ist das wahre Geheimnis des Urgroßvaters. Seine Rezeptur ist das Vermächtnis, das den jungen Senfmachern von ihren Vätern anvertraut wurde. Das war vor sechs Jahren.

 

Seither sind die Geschäftsinhaber und ihre Mitarbeiter – insgesamt sind sie sieben Personen – äußerst kreativ und ziemlich erfinderisch. Sie verfeinern die Methode und probieren neue delikate Sorten im Glas, die da heißen: „Bio Feigensenf mit Honig“, oder „Senf mit Grappa und Rosinen“. Neben anderen Erfindungen gibt es „Schwarzes Gold“ oder „Grünes Gold“. Eine reine Goldgrube ist das Senfmachen trotzdem nicht. „Wir haben auch schwere Zeiten gehabt. Aber seit 20 Jahren ist der Betrieb auf gutem Kurs“, verrät Bösch. Er verrät ebenfalls, wie der Urgroßvater auf den Senf gekommen ist. Richard Bösch hat in der Schweiz bei der Firma Hollandia, einem Hersteller von Einlegegemüse und Senfragout, gearbeitet. Das brachte ihn auf die Idee, 1911 mit einer Senfherstellung in Lustenau zu beginnen. Die Familiengeschichte wird fortgesetzt und Felix Bösch gibt einen Ausblick: „Der Bau eines Firmengebäudes im südlichen Teil der Gemeinde ist bereits in Planung“.

 

Für die Betriebsführung bedankte sich Manfred Hagen bei Felix Bösch in jenem Raum, wo der Senf in die Tuben gefüllt wird. Nach appetitanregenden Kostproben von verschiedenen Senfsorten ließen die Kiwanier den Abend im Restaurant Olive in geselliger Runde ausklingen.

 

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