Die Frage, die sich letztendlich durch alle Aspekte der neuen Ausstellung ziehe, ist jene danach, “was wir eigentlich über die Vergangenheit des Universums wissen”, sagte Köberl anlässlich einer Presseführung durch die ab morgen, Mittwoch, geöffnete Schau. Beim Blick in den Weltraum in Richtung Urknall stoße man nämlich bald an Grenzen.
Wie alles begann: Der Startschuss des Universums
So erlauben etwa Meteoriten Einblicke in die Bedingungen bei ihrer Entstehung vor längstens 4,6 Mrd. Jahren, erklärte der Meteoritenforscher. Viel weitere Einblicke sind wiederum mit den Methoden der Astronomie möglich. Mit Teleskopen und der Messung von Überbleibseln des “Big Bangs” in der kosmischen Hintergrundstrahlung stoße man allerdings wiederum 380.000 Jahre nach dem Startschuss des Universums vor über 13 Mrd. Jahren auf eine weitere Grenze.
Ab diesem markanten Punkt, vor dem das Universum noch aus heißem Plasma bestand, komme man nur noch mit der Teilchenphysik weiter, sagte Jochen Schieck, Vorstand des Instituts für Hochenergiephysik (HEPHY) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. An diesen Grenzsteinen der Rückschau orientiert sich zuerst auch die Ausstellung, um dann an jenen Punkt zu gelangen, wo die Wissenschaft heute steht. Einen Blick in jene seltsame “Welt” knapp nach dem Urknall erlaube beispielsweise die größte Maschine der Welt – der Teilchenbeschleuniger LHC am Europäischen Labor für Teilchenphysik CERN, wie Schieck, dessen Institut an mehreren Experimenten an der Forschungseinrichtung nahe Genf beteiligt ist, ausführte.
Sonderschau zeigt Erkenntnisse der Teilchenphysik
Die Arbeit an der Ausstellung sei “eine tolle Möglichkeit” gewesen, “seine eigene wissenschaftliche Arbeit zu reflektieren”, sagte der HEPHY-Direktor. Anders als bei der üblichen Öffentlichkeitsarbeit gehe es hier darum, die Erkenntnisse der Teilchenphysik in Bezug “zum Großen und Ganzen zu setzen” und zu zeigen, welchen Beitrag die großen Experimente auf unsere Sicht der Welt liefern. “Wir beginnen aber erst, das Gesamtbild zu sehen”, betonte der US-Astrophysiker George Smoot, der 2006 für seine bahnbrechenden Beiträge zur Erforschung der kosmischen Hintergrundstrahlung mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Die Schau im NHM leiste hier einen Beitrag in einem interessanten Rahmen – erzähle man doch in einem aus kosmischer Sicht jungen Gebäude sozusagen eine sehr alte Geschichte mit modernster Technologie.
Da Forschern oft vorgeworfen werde, dass sie die Welt lediglich “mit einer Seite des Gehirns betrachten”, wie es Köberl ausdrückte, komme die “andere Seite des Gehirns” in Form der Auseinandersetzung mehrerer Künstler mit dem quasi allumfassenden Thema zum Ausdruck. Mit Brigitte Kowanz, Hofstetter Kurt, Eva Schlegel und Manfred Wakolbinger sind zeitgenössische österreichische Kulturschaffende der Einladung des HEPHY gefolgt, ihre Sichtweisen auf das Universum in die Schau zu integrieren. Die laut Schlegel “wahnsinnig spannende Zusammenarbeit” ging über ein Jahr und führte die Künstler auch ans CERN. Ergänzt wird der künstlerische Aspekt durch Arbeiten des Australiers Chris Henschke und des am CERN tätigen österreichischen Physikers und Fotografen Michael Hoch.
“Wie alles begann – Von Galaxien, Quarks und Kollisionen”
Sonderausstellung im NHM von 19. Oktober 2016 bis 1. Mai 2017
Öffnungszeiten: Do-Mo 9 bis 18.30 Uhr, Mi 9 bis 21 Uhr
(apa/Red)
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