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"Wenn sich Russland weiter wie eine Terrororganisation verhält, werden wir angemessen antworten"

Davutoglu attackiert Russland mit scharfen Worten.
Davutoglu attackiert Russland mit scharfen Worten. ©AFP
Die Spannungen zwischen Russland und der Türkei nehmen weiter zu. Moskau wirft Ankara Unterstützung des internationalen Terrorismus vor, die Türkei bezichtigt Russland, sich wie eine "Terrororganisation" zu verhalten.

Der Ton zwischen Russland und der Türkei verschärft sich weiter. Grund ist vor allem der Beschuss kurdischer Einheiten in Nordsyrien durch die türkische Armee: Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) sind mit den Russen verbündet, und rücken gegen die mit der Türkei verbündeten Rebellen nördlich von Aleppo vor. Laut türkischer Lesart hätten die Kurden türkisches Gebiet beschossen. Moskau sieht das anders, und meint, die Türkei wolle die Rebellen schützen.

Laut “Deutschlandfunk” eskaliert der Krieg der Worte zwischen den beiden Staaten nun. Moskau äußerte demnach “ernste Besorgnis über das aggressive Vorgehen der türkischen Regierung gegen einen Nachbarstaat.” Moskau betrachte das türkische Vorgehen als “offene Unterstützung des internationalen Terrorismus”. Man befürworte eine Debatte im UN-Sicherheitsrat über Ankaras “provokante Linie”, die eine “Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit” schaffe. Der türkische Ministerpräsident Davutoglu warnte indes, sollte Russland sich “weiter verhalten wie eine Terrororganisation und Zivilisten zur Flucht zwingen, werden wir eine extrem entschlossene Antwort geben.” Russland und “andere Terrororganisationen” verübten “zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit”.

“Härteste Reaktionen”

Die Kämpfe nahe der syrischen Metropole Aleppo gehen weiter und führen zu einer Verschärfung der Konfrontation zwischen der Türkei, kurdischen Milizen und Russland. Der türkische Premier Ahmet Davutoglu drohte am Montag mit der “härtesten Reaktion”, sollten kurdische Kämpfer der YPG-Miliz die Stadt Azaz nördlich von Aleppo einnehmen.

Davutoglu und Aktivisten der oppositionsnahen Beobachtungsstelle für Menschenrechte machten indes Russland für einen Luftangriff auf ein von den Ärzten ohne Grenzen (MSF) unterstütztes Kinderkrankenhaus und eine Flüchtlingsunterkunft in Azaz verantwortlich. Bei den Raketeneinschlägen starben nach Angaben von Sanitätern und Einwohnern zumindest 19 Menschen. MSF-Syrien-Chef Massimiliano Rebaudengo verurteilte die Attacke als “gezielten Angriff” auf eine medizinische Einrichtung. Durch die Zerstörung des Krankenhauses seien etwa 40.000 Bewohner der Region von medizinischer Versorgung abgeschnitten, sagte er Nachrichtenagentur AFP.

Türkei droht mit Luftschlägen

Der türkische Regierungschef drohte den YPG-Kämpfern mit Luftschlägen, sollten sie sich nicht aus Azaz und dessen Flughafen zurückziehen. “Wir werden es nicht zulassen, dass Azaz fällt”, sagte Davutoglu. Er betonte indes bei einem Besuch in Kiew, die Türkei setze keine eigenen Truppen in Syrien ein.

Nach Angaben von Aktivisten rücken kurdische Kämpfer indes weiter auf Aleppo vor. Die Kurden rangen am Montag mit von der Türkei aus der Luft unterstützten islamistischen Rebellen um die 30 Kilometer nördlich von der Metropole gelegene Ortschaft Tal Rifaat, die südlich von Azaz liegt. Seit Sonntag seien mindestens 26 Islamisten getötet worden.

Der deutsche Frank-Walter Steinmeier rief sowohl die Türkei und Russland zu militärischer Zurückhaltung in Syrien auf. “Das gilt für die militärischen Operationen Russlands und des syrischen Regimes im Raum Aleppo und jüngste Angriffe der PYD-Milizen in Nordsyrien”, erklärte der Minister am Montag am Rande des EU-Außenministertreffens in Brüssel. Auch die Türkei müsse sich zurückhalten.

(APA/Red.)

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