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Weltreise im Feuerwehrauto: Schöne Momente, Defekte und klickende Handschellen

Der Marokkoaufenthalt endete beinahe in einem spanischen Gefängnis.
Der Marokkoaufenthalt endete beinahe in einem spanischen Gefängnis. ©Privat
Bludesch/Dalaas. Im Sommer 2016 machten sich Agnes Konzett und Heinz Alge mit ihrem umgebauten Feuerwehrauto auf Weltreise. Inzwischen waren sie auf Heimaturlaub. Auf VOL.AT berichten Sie, wie sich ihr Fahrzeug die ersten Monate bewährt hat - und warum an der Grenze von Marokko zu Spanien fast die Handschellen klickten.
Die ersten Monate von Agnes und Heinz

Jahrelang bereitete das Paar die Weltreise vor, monatelang bauten sie ein altes Feuerwehrauto zu ihrem neuen Heim um. Im Sommer 2016 starteten sie in ihr großes Abenteuer. Inzwischen legten Agnes Konzett und Heinz Alge ihren ersten Heimaturlaub ein, nach 28.890 Kilometern und 12 Staaten. Auf VOL.AT berichten Sie, wie sie Skandinavien, den Baltikum, Polen, Deutschland, Frankreich, die Iberische Halbinsel und Marokko erlebt haben:

Skandinavien und Baltikum

Zu Beginn gleich ein großes Highlight war Skandinavien, allem voran Norwegen. Landschaftlich ist das Königreich geprägt von Gebirgsmassiven, kargen Hochebenen und unzähligen Gewässern. Alle paar Kilometer erlebten wir ein neues Naturwunder. Von Kristiansand bis ans Nordkap querten wir unzählige Fjorde und Gebirgspässe.

Durch die finnische Seenplatte mit über 42.000 Seen erreichten wir die Hauptstadt Helsinki, von wo aus wir mit der Fähre nach Tallinn (Estland) übersetzten. Mit großer Bewunderung stellten wir Reisende fest, dass die Hauptstädte der “Baltischen Staaten” zu den schönsten gehören, die wir je gesehen haben.

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In den Hauptstädten Tallinn, Riga und Vilnius gab es unzählige prunkvolle, historische Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. So sind beispielsweise die Stadtmauern von Tallinn in vielen Bereichen noch erhalten und eine beeindruckende Befestigungsanlage. Wer sich für Geschichte interessiert, findet im Baltikum große Bewunderung.

Mitteleuropa

Wenn man die Menschen über Polen lästern hört, entspricht das mit Sicherheit nicht der Wahrheit. Polen ist ein Land, das sich komplett im Aufschwung befindet. Die Städte Warschau, Krakau und Wroclaw sind traumhaft schön. Sie bieten dem Reisenden alles was das Herz begehrt. Die Städte sind sehr sauber und die Menschen freundlich. Polen besitzt die schönsten Kirchen, die wir auf unserer Reise durch Europa gesehen haben.

Deutschland durchquerten wir nach einem Zwischenstopp in Dresden recht zügig. Die Semperoper sowie die Frauenkirche sind ein MUSS in dieser schönen Stadt. Übers Elsass und die Champagne ging die Reise weiter nach Paris. Ein Glas Champagner auf dem Eiffelturm darf natürlich genauso wenig wie eine Schlossbesichtigung fehlen. Die “Dune du Pilat” an der französischen Atlantikküste bei Arcachon ist die größte Wanderdüne Europas.

Die Iberische Halbinsel

In Spanien, dem Land der Tapas und den guten Weinen hätten Sie es noch lange aushalten können, doch Heinz drängte zum Aufbruch, um endlich in die Sanddünen Marokkos zu gelangen. In Portugal führte der Weg über Nazarè und Peniche nach Lissabon, in die Stadt der sieben Hügel, wo Agnes Ihrer Tante im Kloster einen Überraschungsbesuch abstattete. 

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Über die Westküste ging es weiter entlang der Algarve in die Stadt Sevilla und von da aus nach Algeciras. An den gigantisch schönen Steilküsten der Algarve wollten wir mit der Drohne ein Video entlang der Küste aufnehmen. Die Seemöwen betrachteten diese jedoch als Feind und attackierten die Flugkamera, bis sie abstürzte.

Dramatischer Defekt

Bei einem nächtlichen Lagerfeuer kurz vor der spanischen Grenze mit einem guten Glas Wein, hörten wir ein Plätschern beim Mobil. Der Grund war ein Schock: Eine Druckwasserleitung war geplatzt und hat den Wohnkoffer mit 500 Liter Wasser geflutet. Zum Unglück kam dazu, dass der Bruch direkt bei der Bordelektronik war. Ohne Licht, Strom oder Heizung mussten wir die Nacht abwarten, um den Schaden bei Tageslicht eruieren zu können. 

Der Wasserschaden selbst war das kleinste Übel, dieser konnte einfach behoben werden. Aber die Wohnkoffer-Elektronik hatte sich fast zur Gänze verabschiedet. Zwei Möglichkeiten standen zur Auswahl: einen Reiseabbruch, weil die Ersatzteile eine Lieferzeit von fünf Wochen hatten, oder die Elektronik zu improvisieren, um nach Marokko weiterreisen zu können.

Heinz hatte es nach zwei Tagen geschafft, die komplette Stromversorgung komplett ohne Spannungswandler wieder herzustellen. Dank mehreren Bordbatterien war es möglich eine 12 und 24 Volt-Anlage zu improvisieren. Die Reise konnte weitergehen.

Marokko

Mit der Fähre übersetzten wir von Algeciras nach Ceuta, eine spanische Konklave auf dem afrikanischen Kontinent. Von hier aus reisten wir in Marokko ein. Nach einer sehr einfachen Fahrzeugverzollung ging es zuerst über den Tanger an den nordwestlichsten Punkt von Afrika, Cap Spartel.

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Rabat, Casablanca, Fes, Marrakesch und Agadir und ganz Marokko allgemein überzeugten mit unzähligen landschaftlichen und kulturellen Höhepunkten. Beim Überqueren des beeindruckenden Atlasgebirges mit Pässen auf bis zu 3.400 Metern Seehöhe überraschte uns ein plötzlicher Wintereinbruch. Ohne die zuhause gelassenen Schneeketten mussten wir eine dreitägige Zwangspause in den Bergen einlegen. 

Die Dieselpest

In der Wüste Erg Chebbi an der algerischen Grenze nahm das Schicksal seinen Lauf: Heinz bemerkte an seinem Truck einen markanten Leistungsverlust, bis plötzlich der Motor abstarb. Nach Durchsicht der Kraftstoffanlage stellte Heinz an den Dieselfiltern eine dicke schwarze Schlammschicht fest. Die Dieseltanks inklusive aller Kraftstoffleitungen waren mit dieser schlammigen Masse komplett verstopft. Oh je, wir hatten die Dieselpest eingefangen – aber auch die notwendige Chemie an Bord, um sie wieder los zu werden.

Handschellen an der Grenze

Die Ausreise von Marokko hatte für Heinz fast mit dem Gefängnis geendet. Kurz vor dem Grenzübergang hielten wir am Straßenrand, damit Agnes die Ausreisepapiere aus dem Wohnkoffer holen konnte. 

Bei der zweiten Durchreisekontrolle in Ceuta (bevor es auf die Fähre ging) erwartetet uns ein großes Polizeiaufgebot mit zwei Drogenhunden auf uns, die Maschinengewehre auf uns gerichtet. Nach wenigen Minuten wussten Sie auch warum: Die Polizei zog aus unserem Fahrzeugrahmen zwei Flüchtlinge, die sich am Rahmen festhielten, und einen Beutel mit Drogen.

Da Sie Heinz in Handschellen abführen wollten, war die Stimmung sofort sehr aufgebracht. Unser Glück war, dass die Flüchtlinge bei der Grenzpolizei aussagten, dass sie ohne das Wissen von uns Abenteurern sich im Fahrzeugrahmen versteckten. Zudem bestätigten Sie, dass ein Marokkaner die Drogen im Fahrzeugrahmen angebracht hätte. Nach kurzer Beratung der Polizei durften wir die Fähre nach Spanien besteigen.

Der Heimweg

Im Dezember ging die Reise zurück in die Heimat, um die Elektronik erneuern zu können. Auch wurde der 125cm³-Roller  für die Weiterreise gegen eine KTM 690 Enduro R ausgetauscht. Der Grund dafür liegt darin, dass es im Gebirge mit dem Lkw doch Grenzen gibt. Für ein Geländemotorrad liegt hier die Obergrenze bei weitem höher. Fazit: Jedes einzelne Land hat seinen ganz besonderen Reiz. Wer den Blick für das Schöne hat, findet überall etwas ganz Besonderes. Und es gab keine einzige gefährliche Situation mit anderen Menschen. Die Welt ist wesentlich besser, als man es in den Medien tagtäglich lesen kann. 

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