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Welle der Gewalt im Nahen Osten

Nach einem palästinensischen Selbstmordanschlag bei Tel Aviv hat Israel offenbar Vergeltungsschläge beschlossen. Oberbefehlshaber Yaalon sieht hingegen gute Chancen für Waffenruhe.

Wie am Freitag nach Beratungen von Verteidigungsminister Shaul Mofaz mit der Führung der Streitkräfte verlautete, sollen die Führer militanter Palästinenser-Organisationen gezielt getötet werden. Die Führung der Hamas werde davon jedoch ausgenommen, weil sie beschlossen habe, keine Anschläge mehr in Israel zu verüben. Zu dem Anschlag am Donnerstag hatte sich die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) bekannt.

Das Haus des Täters, der vier Israelis mit in den Tod riss, wurde am Freitagmorgen von israelischen Truppen zerstört. Der Selbstmordanschlag und ein israelischer Luftangriff auf einen Führer des Islamischen Dschihad hatten am Donnerstag zwei Monate relativer Ruhe beendet. Bei dem Luftangriff wurden neben Mekled Hameid, dem Befehlshaber des militärischen Flügels der Organisation, vier weitere Palästinenser getötet. Nach israelischen Angaben hatte Hameid einen „Mega-Terroranschlag” im Gazastreifen geplant.

Trotz des Wiederaufflammens der Gewalt sieht der Oberkommandierende der israelischen Streitkräfte gute Chancen für einen Waffenstillstand mit den Palästinensern. In einem am Freitag veröffentlichten Interview sagte General Moshe Yaalon, er halte ein Abkommen binnen weniger Wochen für möglich. Zur Begründung sagte er der Zeitung „Yediot Ahronot”, die größte militante Organisation Hamas habe Anschlägen in Israel bereits abgeschworen. Damit sei „der Gipfel der Gewalt überwunden”, sagte Yaalon. Die Hamas war für die meisten der über 100 Selbstmordanschläge in den vergangenen drei Jahren verantwortlich.

Auch die palästinensische Autonomiebehörde hatte am Donnerstag ihre Bereitschaft zu Friedensverhandlungen bekräftigt. Für Mittwoch geplante Gespräche waren aus Protest gegen eine israelische Militäraktion mit neun Toten im Flüchtlingslager Rafah abgesagt worden.

Der erste Selbstmordanschlag in Israel seit zwei Monaten wurde an einer Bushaltestelle an einer belebten Kreuzung vor den Toren Tel Avivs verübt. Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei um drei Soldaten und ein 17-jähriges Mädchen. 13 Menschen wurden verletzt.

Am Donnerstag wurde weiter bekannt, dass die israelische Regierung den Bau der umstrittenen Sperranlage zum Westjordanland beschleunigen will. Bisher sind etwa 150 Kilometer der Anlage errichtet, die an einigen Stellen weit ins Westjordanland hineinreicht. Israel will damit nach eigener Darstellung das Eindringen von Selbstmordattentätern verhindern. Nach Ansicht der Palästinenser kommt der Wall dagegen einer Beschlagnahmung ihres Landes gleich. Mit der Veränderung der Baupläne wolle Israel Fakten schaffen, bevor sich der Internationale Gerichtshof mit der Sperranlage befasse, sagte ein Gewährsmann.

Im Gazastreifen erschossen Soldaten am Donnerstag einen Palästinenser, der einen Sprengstoffgürtel getragen haben soll. Nach Militärangaben wurde der Mann nahe der jüdischen Siedlung Gush Katif aufgespürt, wo er offenbar eine Bombe legen wollte. Die extremistische Gruppe Islamischer Dschihad erklärte, der 22-Jährige sei ihr Mitglied gewesen. Ein weiterer mutmaßlicher Extremist kam bei der Explosion einer Autobombe in Nablus im Westjordanland ums Leben.

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