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Weit mehr als nur Nebenschauplätze

Zwischen dem Silvrettasee und dem Vermuntsee im Montafon errichtet die Vorarlberger Illwerke AG das neue Pumpspeicherkraftwerk Obervermuntwerk II. In dieser VN-Serie erfahren Sie, warum das moderne Kraftwerk dringend benötigt wird und was derzeit auf Vorarlbergs größter Baustelle passiert. 

Nicht nur das Obervermuntwerk II glänzt mit Superlativen – auch die Infrastruktur, die für das gewaltige Bauvorhaben errichtet wird, ist beeindruckend. Um die Umwelt nicht unnötig zu belasten, dient das Material, das aus dem Berg herausgebrochen wird, als Zuschlagstoff für die Betonaufbereitung. Zu diesem Zweck wurde direkt auf der Baustelle ein eigenes Kieswerk gebaut.

In der Rekordzeit von einem halben Jahr errichteten die Baustellenbetreiber eine Anlage, für die man normalerweise eine Bauzeit von über einem Jahr einplanen müsste. Der straff geregelte Zeitplan für den Bau des neuen Pumpspeicherkraftwerks ließ keine andere Lösung zu – denn die Aufbereitung der Zuschlagstoffe für den Beton aus vorhandenem Ausbruchsmaterial ist eine der wesentlichen Umweltauflagen. Nur so können massenhaft Transporte vom und ins Tal verhindert werden. Eine weitere Herausforderung für die Planer waren auch die beengten Platzverhältnisse auf der Hochgebirgsbaustelle. So wurde eine besonders kompakte Anlage entworfen, gebaut und in Rekordzeit in Betrieb genommen.

Fein säuberlich getrennt
Das für die Betonaufbereitung geeignete Material kommt zuerst in eine Vorabsiebungsanlage. Hier wird das grobe Gestein schon einmal zerkleinert. Gleichzeitig wird feines Material bis 16 Millimeter abgesiebt, da dieses für die Aufbereitung meist ungünstige Eigenschaften hat. Das vorabgesiebte Material wird dann dem Kieswerk zugeführt und in mehreren Arbeitsgängen gebrochen, gesiebt und gewaschen, bis schlussendlich die Betonzuschlagstoffe – getrennt in die verschiedenen Korngrößen – in den Sand- und Kiesboxen vorliegen. Zum kompakt gebauten und äußerst komplexen Kieswerk gehört auch eine eigene Wasseraufbereitungsanlage. Das gesamte Prozesswasser für das Waschen des Gesteins im Kieswerk wird der Aufbereitungsanlage zurückgeführt, gereinigt und wiederverwendet.

Herausforderung Spritzbeton
Vor allem der Spritzbeton, der vor Ort in den Stollen und Kavernen mit dem Spritzmobil aufgetragen wird, verlangt besondere Sorgfalt in der Herstellung. Für die richtige Zusammensetzung sorgt ein sogenannter Sandklassierer, der das Material im Sedimentationsverfahren noch einmal in zehn unterschiedliche Körnungen unterteilt. Dann wird der Sand im richtigen Verhältnis gemischt. So wird sichergestellt, dass der Beton auch bei Arbeiten in der Stollenfirste (Stollendecke) sofort hält und nicht herunter fällt.

Montagehalle für den Stahlwasserbau
Aufgrund der engen Platzverhältnisse im Hochgebirge können nur ganz geringe Tonnagen an Stahl direkt vor Ort gelagert werden und darüber hinaus ist es nicht immer möglich, die schweren, gefertigten Bauteile auf 1.700 Meter hinaufzutransportieren. Besonders im Winter, wenn der Transport über die Straße nicht mehr möglich ist, können über eine eigene Materialseilbahn maximal 20 Tonnen Material transportiert werden. Viele Bauteile im Stahlwasserbau wiegen allerdings 60 Tonnen oder mehr.

Daher haben sich die Planer dazu entschieden, die Montage der Panzerungen, Druckrohrleitungen, Absperrorgane etc. vor Ort zu machen und dafür eine eigene Montagehalle errichtet. Die Halle steht im Baubereich D am luftseitigen Fuß der Vermuntstaumauer und ist nicht nur wärmeisoliert, sondern auch mit modernstem Gerät ausgestattet. Vom Rollkran bis zu Schweißroboter ist alles vorhanden, was das Herz eines Stahlwasserbauers höher schlagen lässt. Die Vormontage läuft bereits auf Hochtouren. Im August starten die Verantwortlichen mit dem Einbau des sogenannten Schachtfußkrümmers am Ende des Druckschachtes Silvretta.

Materialseilbahn für den Winter
Ausschließlich im Winter ist die 2.640 Meter lange Materialseilbahn von der Einhebestelle Partenen bis Vermunt im Einsatz. Im ersten Winter hat sich die Bahn bestens bewährt. Die erste Bilanz: Pro Monat absolvierte die Bahn rund 500 Berg- und Talfahrten. Dabei wurden innerhalb eines Monats im Durchschnitt Baumaterialien und Baumaschinen mit einem Gesamtgewicht von rund 4.000 bis 5.000 Tonnen zur Baustelle oder ins Tal befördert. Die Materialseilbahn blieb so lange in Betrieb, bis die Straße wieder für den Baustellenverkehr geöffnet werden konnte. Nach Ende der Bauarbeiten wird die Seilbahn, die eine Nutzlast von maximal 20 Tonnen mit einer Höchstgeschwindigkeit von vier Metern pro Sekunde transportieren kann, wieder demontiert.

Informationen
www.obervermuntwerk2.at
obervermuntwerk2@illwerke.at
Twitter: @Projekt_OVWII

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