Feldkirch. (vko) Über das aus den Nachrichten Geläufige hinaus ging die oberösterreichische Journalistin und Autorin Petra Ramsauer am Donnerstag den Fragen nach: Wie kam es zum Krieg in Syrien? Wie ist die Lage dort? Der Andrang war größer als erwartet zu dem Vortrag „Krieg und Terror im Nahen Osten“, den die Grüne Bildungswerkstatt Vorarlberg, der Weltladen Feldkirch und die Pfarrei Feldkirch-Tisis gemeinsam im Pfarrzentrum Tisis veranstalteten.
Erschütternde Fakten
Seit 20 Jahren als Kriegsberichterstatterin im Nahen Osten tätig, basierte Ramsauers vielschichtiges Wissen zu weiten Teilen auf eigenen Recherchen vor Ort. Sie rekapitulierte jüngere und ältere Ursachen für den Krieg sowie die Exzesse der Gewalt, die seit über fünf Jahren andauert. Die Ziehung der Grenzen durch die Mandatsmächte Frankreich und Großbritannien nach dem ersten Weltkrieg legte den Keim für den aktuellen Konflikt. „Die Instabilität wurde in die Staaten eingeimpft“, brachte Ramsauer die Dynamik auf den Punkt. Genügte dies noch nicht, sich als Europäer mitverantwortlich zu fühlen, so trafen die albtraumhaften Bilder, die sie zeigte, mitten ins Herz: Wir meinen, keinen Platz zu haben, um Flüchtlinge unterzubringen – in Aleppo liegen die Leichen auf der Straße, weil kein Platz mehr auf den Friedhöfen ist, um sie zu begraben. Bei uns kuschelt sich ein Kind nachts zwischen die Eltern, wenn es schlecht schläft – ein kleiner syrischer Junge auf einem Foto schläft zwischen den Gräbern von Mama und Papa. Und immer wieder: Zahlen von Flüchtlingen, Schätzungen der Zahl der Toten, Frequenz von Bombeneinschlägen und Szenarien über die Folgen für Europa, wenn sich der Konflikt ausweitet, etwa auf die Türkei. Warum reichen uns all die Informationen nicht, um den Krieg endlich zu beenden?
Wenn nicht einmal wir reden können…
Neben der spürbaren Bestürzung im Saal gab es doch kritische Wortmeldungen nach dem einstündigen Vortrag. Einzelne Zuhörer empfanden die Berichterstattung in den Medien als einseitig und selektiv. Wirtschaftliche Aspekte (etwa der Bau einer Pipeline) oder andere Krisengebiete und –orte (so Mossul oder Südostasien) kämen zu kurz. Es verwundert jedoch, dass ein Fragesteller den Saal verließ, unmittelbar nachdem er sich zu Wort gemeldet hatte. Alternative Sichtweisen könnten unser Verständnis bereichern – dies gelingt jedoch nur, wenn wir unserem Gegenüber die Gelegenheit geben zu antworten. Gesprächsführung als die Grundlage von Demokratie scheint auch bei uns nicht selbstverständlich zu gelingen.
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