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Warpbruch im All: Star Trek Legacy

Was habe ich Legacy entgegengefiebert. Ich gehöre zu den Fans, die Star Trek kennen und lieben, von Kirk bis in die Neuzeit. Obwohl es gute Ansätze hat, bleibt es eine Enttäuschung.  

Dabei steht hinter Star Trek Legacy eine Spieleschmiede, der man es durchaus zugetraut hatte, das versprochene Star Trek Abenteuer auch zu realisieren. Doch scheinbar musste das Game zum Weihnachtsgeschäft 2006 vorschnell auf den Markt. Schade drum, so ist nur ein leidlich imposantes Actiongame mit Windjammermechanik daraus geworden.

Bevor es jedoch ans eingemachte geht, muss man mit Archer und Kirk die Vorgeschichte ergründen, in der Romulaner einen Krieg anzetteln und die Klingonen einen Erstschlag gegen die Föderation vorbereiten. Dabei genießt das ganze durchaus das Flair einer Star Trek Episode, mit all den technischen Erklärungen, die dazu gehören. Im Mittelpunkt stehen so auch weniger bekannte Personen, die nur verbal in Erscheinung treten, sondern mehr die Schiffe, mit denen man sich nach Manier der alten Seefahrer packende Schlachten mit dem Feind liefert. Das weiß zu gefallen, sahen doch die diversen Schiffe und Raumstationen nie besser aus. Leider wurden auch die trägen Bewegungsabläufe aus dem Original übernommen. Während der Raumschlachten geht es zumeist darum, das eigene Schiff in Schussposition zu bringen, die gegnerischen Schilde zu zerballen, um dann mit Photonentorpedos die Schlacht für sich zu entscheiden.

Die Protagonisten des Games bewegen sich dabei in einem zugegebenermaßen gut aussehenden aber leider nur scheinbar dreidimensionalen All, das zudem begrenzt ist. So beherrscht in den Missionen zumeist auch Linearität das Bild, freies Erkunden ausgeschlossen. Wer damit klarkommt, wählt aus dem Fuhrpark der Sternenflotte sein Schiff aus, je nach Auftrag ein schwer bewaffneter aber träger Kreuzer oder ein wendiger Begleiter ohne starke Feuerkraft. Bis zu drei Eskortschiffe begleiten nämlich die Enterprise auf ihren Aufträgen. Soweit so gut, hapert es aber ab sofort an der Zugänglichkeit der Steuerung und zum Teil das Spielerlebnis derbe beeinflussende Bugs, wie Maus-Aussetzer, und falsche Tastaturbelegungen. Wer sich durch diese Hürde schlägt, fliegt man jedes seiner vier Schiffe, erteilt den Eskortschiffen Befehle und feuert nach Ausrichtung des Schiffs Phaserbänke leer und schickt Photonentorpedos auf ihren Weg. Somit gestaltet sich Legacy hier eher als Taktik-Actiongame als den Geist der Serie einzufangen, in dem Entdecken und Erforschen und die Diplomatie an erster Stelle stehen.

Auch in den Gefechten leistet sich die KI grobe Schnitzer, die Steuerung ist nervig, auch Spielfeatures, wie das Checken jedes einzelnen Schiffs auf Schäden macht mehr Stress als Spaß. Dazu kommt, dass sich die Kämpfe auf ihre Art oft wiederholen und auch das All in anderen Gebieten keine wesentlichen Neuerungen zeigt, so wird das ganze mit der Zeit zur Pflichtübung. Dem gegenüber steht die Tatsache dass die fünf Captains mit den Synchronstimmen der bekannten Schauspieler sprechen, die Story spannend ist und die Weltraumschlachten richtig gut aussehen. Das Flair der Serie kommt rüber, wozu auch der feine Soundtrack sein übriges beiträgt.

Fazit:

Star Trek Legacy ist ein Thema für sich. Ich werde den Eindruck nicht los, dass man das Game traurigerweise unter der Kategorie „zu früh released, Potential verschenkt“ einordnen kann. Und das ist sehr schade. Denn wenn sicher die etwas trägen Schlachtenmanöver nicht jedermanns Sache sind, und auch die Actionlastikeit von Legacy Hardcore Trekkies weniger ansprechen wird, die vergebens nach einer Story, oder über die Action hinausgehenden Inhalten suchen, – die Atmosphäre von Star Trek fängt das Game jedenfalls ein. Aber mit der Zeit werden auch geduldige Naturen an der Steuerung verzweifeln, sich ob der Begrenztheit des Weltraums oder den sich ständig wiederholenden Missionen gelangweilt fühlen. So plagen nicht nur große Designschnitzer den guten Ansatz, auch spielbeeinträchtigende Bugs findet man zuhauf. Diesen Mangel an Qualität bin ich weder von Bethesda gewohnt, wenngleich auch Morrowind anfangs mit Bugs zu kämpfen hatte, so war es doch eines der bedeutendsten Rollenspiele dieser Zeit – noch durfte man bisher von Ubisoft so magere Machwerke erwarten. Wer schon immer einmal an der im Game leider nicht sichtbaren Brücke der Enterprise auf Klingonenjagd gehen wollte, und als Hardcore-Trekkie über einige technische Unzulänglichkeiten hinwegsehen kann, dem sei Star Trek Legacy als einziges Spiel dieser Art empfohlen. Wer über die zweifelsohne geschichtsträchtige Lizenz hinwegsieht, bekommt mit Legacy bestenfalls ein mittelmäßiges Weltraum Ballergame geboten und sollte sich gerade auf dem PC lieber nach Alternativen umsehen. Schade, Ubisoft, das habe ich mir besser erwartet…

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