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Waffenhersteller will "Superwaffe" nicht mehr an die USA liefern

Das "XM-25" ist eine gemeinsame Entwicklung von Orbital ATK und Heckler & Koch.
Das "XM-25" ist eine gemeinsame Entwicklung von Orbital ATK und Heckler & Koch. ©Orbital ATK
Der Waffenhersteller Heckler & Koch verweigert die Auslieferung einer neuen "Superwaffe" aufgrund von altem Kriegsrecht von 1868. Die Partnerfirma klagt. In der Anklageschrift heißt es: Die Deutschen haben "versagt".

Super-Waffe tötet schneller

Als “Game Changer” wurde der Prototyp des Granatgewehr “XM25” von den Amerikanern bezeichnet, und 2010 in einer fünfwöchigen Testphase in Gefechten gegen die Taliban auch benutzt. Laut Aussagen eines US-amerikanischen Feldwebels, reduziere die Waffe Feuergefechte, die normalerweise 20 Minuten dauern, auf fünf bis sieben Minuten.

US-Firma fordert Schadensersatz und Herausgabe der Urheberrechte

Am 2. Februar informierte Heckler & Koch seine Aktionäre über den Rechtsstreit, wolle sich dazu aber nicht näher äußern, weil man die Anklageschrift noch nicht studiert habe. Die US-Partnerfirma Orbital ATK, die die programmierbare Munition für die XM25 entwickelt, fordert 23 Millionen Schadensersatz und die Herausgabe der Urheberrechte. Die Deutschen hätten “versagt”, 33 Millionen Euro für die Entwicklung kassiert und würde sich nun weigern die vereinbarte Leistung zu erbringen. Heckler & Koch entwickelte und baut die hochkomplexe Abschussmechanik für das Granatgewehr.

Der Grund für den Auslieferungsstopp ist dabei nicht technischer Natur. Heckler & Koch beruft sich auf Kriegsrecht von 1868 – der sogenannten St. Petersburger Erklärung.

St Petersburger Erklärung von 1868

Auf Initiative der Russen einigten sich 1868 die 20 wichtigsten Staaten auf eine Ächtung von Granaten, die schon beim Treffen auf weiche Ziele explodieren, um schwerste Verwundungen zu vermeiden.

Das Abkommen wurde damals von den USA zwar nicht unterzeichnet, ist aber immer noch gültig, und auf das beruft sich Heckler & Koch nun.

Offenbar verstöße die Waffen gegen diese Erklärung weil die verschossene Munition sogar über den Köpfen der Feinde explodieren könne. Laut den Amerikanern gebe die Waffe dadurch dem Feind keine Chance zum Verstecken.

Experten wundern sich

In Experten-Kreisen wundert man sich über den plötzlichen Sinneswandel von Heckler & Koch. Man habe die Waffe auch in Afghanistan ausgiebig getestet und dabei keine rechtlichen Bedenken gehabt, erläuterte beispielsweise Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS).

Amerikaner halten an der Entwicklung der Waffe fest

Das Bundeswirtschaftsministerium, das die Ausfuhr von Waffen genehmigen muss und überwacht, äußerte sich dazu nicht. Zu Einzelgenehmigungen erteile man keine Auskunft, so ein Sprecher.

Die US-Partnerfirma Orbital ATK teilte der deutschen Presse mit, man halte an der Entwicklung der Waffe fest. Alles andere müssten die Gerichte klären.

(Red.)

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