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Vorarlbergs Tourismusbranche sieht sich durch Steuerreform bedroht

©VOL.AT/Rauch, APA
Dornbirn/Feldkirch - Der Vorarlberger Tourismus wehrt sich gegen die kommende Steuerreform. Durch die höhere Mehrwertsteuer, die geänderte Grunderwerbssteuer und die verlängerte Abschreibung werde man massiv belastet. Man wolle sich nun österreichweit für Änderungen einsetzen.
Sparte macht gegen Steuerreform mobil

Die Tourismusbranche ist von der aktuellen Steuerreform alles andere als begeistert. Die Mehrwertsteuer steigt um 30 Prozent von zehn auf 13 Prozent, für die Grunderwerbssteuer wird künftig statt dem Einheitswert der Verkaufswert herangezogen und auch die Abschreibung von Anlagen wird auf 40 Jahre verlängert. Jedes für sich ein Wettbewerbsnachteil – vor allem in einem Markt, wo man nur auf Kosten anderer Tourismusgebiete wachsen kann.

Mehrwertsteuer für Betriebe zu hoch

Die Entwicklung sei dramatisch, warnen die Fachgruppenvertreter am Mittwoch in Dornbirn. Am Beispiel Mehrwertsteuer: Deutschland senkte diese Steuer für den Tourismus gerade erst von 19 auf sieben Prozent. In der Schweiz beträgt er gerade einmal 3,8 Prozent. Statt mit niedrigen Steuern Investitionen zu erleichtern, schmälere man mit der Steuererhöhung die Wettbewerbsfähigkeit. Selbst von der EU gibt es eine Empfehlung für den Mehrwertsteuersatzes auf Logis: Er soll fünf Prozent nicht übersteigen.

Grunderwerbssteuer verzwanzigfacht sich

Bei der Grunderwerbssteuer ist der Anstieg deutlicher. Während man früher den Einheitswert als Grundlage heranzog, gilt nun der um einiges höhere Verkaufswert. Dies mache die Schenkung des Familienhotels an die nächste Generation spürbar teurer. Das Rechenbeispiel von Spartengeschäftsführer Harald Furtner: Ein Hotel mit einem Einheitswert von 185.000 Euro hat einen Verkehrswert von 3,1 Millionen Euro. Während die Weitergabe des Familienbetriebs früher 3.800 Euro kostete, zahlt der Nachfolger nun 67.250 Euro zuzüglich 1,1 Prozent Eintragungsgebühr.

“Motivation ist am A…”

Kosten, die nicht mehr jeder Nachfolger tragen will. Immer mehr Gaststätten schließen, statt in die nächste Generation zu wecheln, warnt Fachgruppenobmann Elmar Herburger. Bereits bisher konnten nur die wenigsten Hotels dank der harten Konkurrenz ihre Kosten auf die Kunden umwälzen, bestätigt Hotelier Joschi Walch. Dies wird auch künftig nur den wenigsten gelingen. Gastronomie-Fachgruppenobmann Andrew Nussbaumer bringt die Situation auf den Punkt: “Die Motivation ist am A….” Man könne keine Mitarbeiter motivieren, wenn man keine Zukunft sehe, der Zenit sei überschritten.

Regionalität in Gefahr

Obwohl die Tourismustrategie 2020 für Vorarlberg eine Betonung der Regionalität vorsieht, werde man sich dies immer seltener leisten können. Die Bedeutung des Tourismus für die Region dürfe man nicht unterschätzen, betont Spartenobmann Hans-Peter Metzler. Schließlich zähle der Tourismus wie Export, der fremdes Geld ins Land bringt. Allein für Vorarlberg liege die Wertschöpfung des Tourismus bei zwei Milliarden Euro, die bisher überwiegend im Land blieb. Dafür könnte künftig jedoch einfach das Geld fehlen.

Sparte sucht Gespräche mit Politik

Bisher war man eine wachsende Sparte. So stieg die Zahl der Nächtigung von 2005 bis 2013 um 10,54 Prozent auf 8,7 Millionen. Die Zahl der Beschäftigten im selben Zeitraum um 34,85 Prozent auf 15.709. Ein Wachstum, das man bedroht sieht.  Nun hoffen die Hoteliers und Gastronomen, durch österreichweite Maßnahmen diese Belastungen abwenden zu können. Während die Fachgruppen Ostösterreichs bereits ihren Unmut in Wien spüren ließen, wollen die westlichen Bundesländer mit einem Westgipfel in Tirol für ihre Sache werben. Neben einer Petition suche man auch das Gespräch mit Landes- und Bundespolitikern.

Regierung bleibt bei Steuer hart

Ihr Ziel: Die Rücknahme der beschlossenen Entscheidungen. Vor allem die Erhöhung der Mehrwertsteuer hat den Tourismus unerwartet auf dem falschen Fuß erwischt, das Vertrauen in die Politik bezeichnet Vlach als erschüttert. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner hat bei der Abschreibung und Grunderwerbssteuer bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert. Es sei durch die Steuerreform “für niemand eine existenzielle Bedrohung” zu befürchten, betonte er. Bei der Mehrwertsteuer bleibe man aber hart.

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