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Vorarlberger Widerstand gegen Erweiterung des Messepark Dornbirn wächst

©ATP-Architekten
Dornbirn/Bregenz. WKV-Präsident Rein und Spartenobmann Sagmeister lehnen neue Verkaufsflächen außerhalb von Ortszentren ab - Regio Walgau deponiert Ablehnung bei Landesregierung - auch Regio Vorderland ist dagegen.
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Die Front gegen die vor wenigen Wochen bekannt gewordenen Pläne für eine deutliche Erweiterung des Dornbirner Messeparks – aber nicht nur dort – wird immer größer.

Zahl der Gegner wächst

Nachdem die Regio Bregenzerwald in der Vorwoche eine Petition an die Landesregierung gerichtet hat, wonach keine neuen, großflächigen Verkaufsflächen-Widmungen außerhalb von Orts- oder Stadtzentren mehr zugelassen werden sollen, gibt es jetzt Unterstützungserklärungen von weiteren Regios und Wirtschaftsgemeinschafts-Obleuten in Vorarlberg.

Und auch in der Wirtschaftskammer Vorarlberg ist auf der Führungsebene offenbar eine klare Position hinsichtlich neuer Verkaufsflächen außerhalb von Ortszentren vorhanden.

“Das wäre ein Dammbruch”

Wie WKV-Präsident Manfred Rein gegenüber der Wirtschaftspresseagentur.com erklärte, unterstütze man zwar die Umbau- und Modernisierungsvorhaben im Messepark, mit denen das in die Jahre gekommene Einkaufszentrum ein architektonisch ansprechendes und modernes Erscheinungsbild bekommen soll.

Aber: “Eine Erweiterung der Verkaufsflächen über die bestehende Widmung hinaus wird es mit mir nicht geben. Das wird gut begründbar abgelehnt und so wird auch unsere Stellungnahme ausfallen”, so Rein. Der Messepark habe nach eigenen Angaben ohnehin noch 700 Quadratmeter gewidmete Verkaufsflächen, die er nicht ausnütze. Wenn man dem Messepark diese gewünschte Erweiterung gestatte, dann mache man eine Laufmasche auf, die nicht mehr zu bremsen sei.

Schließlich stünden noch andere Projektbetreiber in den Startlöchern, denen man dann nur schwer sagen könne dass ihr Projekt nicht umgesetzt werden könne. “Das wäre ein regelrechter Dammbruch.” Man könne nicht das Einzelinteresse über das Gesamtinteresse einer ganzen Region stellen, so der WKV-Präsident. “Seit langem versuchen wir, die Ortskerne zu stärken. Deswegen sind neue Verkaufsflächen außerhalb von Ortszentren, nicht nur in Dornbirn, eindeutig abzulehnen.”

Ungleichgewicht bereits jetzt zu stark?

Auch Gebhard Sagmeister, Spartenobmann Handel in der WKV, sagte, dass man kein Problem mit mehr Gastronomie- oder Kulturflächen im Messepark habe und eine bauliche Modernisierung begrüße. “Aber eine Erweiterung der Verkaufsflächen im vom Projektbetreiber kolportierten Umfang ist nicht notwendig.” Schon jetzt sei das Ungleichgewicht zwischen Einkaufszentren und Handelsgeschäften im Ortszentrum in Vorarlberg sehr stark, aber mit dieser Erweiterung würde es unerträglich.

Die vor wenigen Monaten vorgestellte CIMA-Einzelhandelsstudie habe schließlich klar ergeben, dass im Großraum Dornbirn kein Bedarf nach zusätzlichen Verkaufsflächen bestehe, so Sagmeister. Er erinnert in dem Zusammenhang daran, dass in Dornbirn bereits jetzt 76 Prozent der Verkaufsflächen außerhalb des Stadtzentrums angesiedelt seien. “Die Stimmung im Gremium ist klar: Modernisierung ja, aber keine neuen Verkaufsflächen.”

Regio Walgau schließt sich Petition an

Die Petition der Regio Bregenzerwald ist offenbar nicht die einzige diesbezügliche Initiative. Denn wie der Nenzinger Bürgermeister Florian Kasseroler, Obmann der Regio Walgau, auf Anfrage erklärte, habe die Regio bereits am 20. November 2014 eine klar ablehnende Stellungnahme zu möglichen großflächigen Erweiterungen von Handelsstandorten außerhalb der Ortszentren an die Landesregierung abgegeben.

Bei der gesamthaften Betrachtung der geplanten Verkaufsflächen gehe es nicht nur um den Messepark, sondern auch um Seestadt/Seequartier in Bregenz und die Projekte in Dornbirn-Schwefel.

Chancenlos gegen die Großen

Kasseroler sagte, man habe sich mit der Problematik sehr detailliert auseinandergesetzt, auch im Zuge der laufenden Festsetzung der Regionalen Entwicklungskonzepte (REK) innerhalb der 14 Walgau-Gemeinden. “Wir bemühen uns seit Jahren mit sehr viel Engagement, die Ortszentren am Leben zu erhalten. Doch wir sind fast chancenlos gegen die großen Einkaufszentren in Bürs, Dornbirn und Feldkirch-Rankweil, die 70 Prozent des Handelsvolumens in Vorarlberg einnehmen.” Als erstes gehe in einer Gemeinde der Einzelhändler und dann der Gastwirt. “Und das war es dann.”

Gegen den “Billig-Wahn”

Unterstützung erhält die Regio Walgau dabei auch von der Wirtschaftsgemeinschaft “Wirtschaft im Walgau” (WIG Walgau). Deren Obmann Hanspeter Feuerstein erklärte auf Anfrage, dass man die Petition der Regio Bregenzerwald vollinhaltlich unterstütze. Man wolle dem “Billig-Wahn” und den Einkaufszentren sowie den Konzernen gegensteuern.

Widerstand auch in Regio Vorderland

Auch der Klauser Bürgermeister Werner Müller, Obmann der Regio Vorderland mit 13 Gemeinden, sagte auf Anfrage, dass man dieses Thema auf Wunsch mehrerer Mitglieder in der Jänner-Sitzung auf der Tagesordnung habe. “Ich möchte einem Beschluss zwar nicht vorgreifen. Aber die Stimmung ist derzeit eindeutig so, dass wir diese Petition der Regio Bregenzerwald mit größter Wahrscheinlichkeit auch unterstützen und dementsprechende Maßnahmen ergreifen werden.”

“Deutliches Zeichen gegen neue Flächen”

Der Rankweiler Bürgermeister Martin Summer erklärte, dass man sich schon seit Jahren mit diesem Thema befasse und ja auch die allererste CIMA-Studie in Auftrag gegeben habe. “Die Gemeinde Rankweil wird das ganz klar unterstützen und eine gleichlautende Petition via Regio an das Land schicken. Es braucht jetzt ein deutliches Signal gegen alle neuen, geplanten Verkaufsflächen außerhalb der Ortszentren.”

Einig sind sich Kasseroler und Summer darin, dass sich die Regios in Vorarlberg in Zukunft in dieser Angelegenheit noch viel besser abstimmen werden.

Thema Ortszentren bewegt

Theresia Fröwis, Obfrau der Kaufmannschaft Bezau, die bei der Präsentation der Regio-Bregenzerwald-Petition vergangene Woche mit dabei war, sagte auf Anfrage, dass man sich über die Unterstützung sehr freue. “Nach der Präsentation haben viele mit uns Kontakt aufgenommen und ein positives Feedback gegeben. Das zeigt, dass dieses Thema sehr viele Menschen beschäftigt.”

Unter anderem habe auch die WIGE Montafon mit rund 260 Mitgliedsbetrieben in der Talschaft über ihren Obmann Harald Rudigier ihre Unterstützung zum Ausdruck gebracht. (red/wpa)

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