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Vorarlberger Sportpsychologe zum Umgang mit Sturz von Lukas Müller

Wie gehen Skispringer mit schweren Stürzen wie jenem von Lukas Müller um?
Wie gehen Skispringer mit schweren Stürzen wie jenem von Lukas Müller um? ©APA
ÖSV-Vorspringer Lukas Müller hat bei seinem Sturz auf der Skiflugschanze auf dem Kulm einen Halswirbelbruch und als Folge eine inkomplette Querschnittslähmung erlitten. Doch die WM ging weiter, die Springer und vor allem die Trainingspartner des Ex-Junioren-Weltmeisters mussten mit dem Unfall zurechtkommen.
Müller ist querschnittsgelähmt
Kulm: Schwerer Sturz von Müller
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Der Sportpsychologe Christian Uhl erklärt, wie man die Athleten dabei unterstützen kann. Ausbildung sei sehr wichtig, denn sie gebe dem Springer die Kompetenz, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und den Unfall eines Kollegen für den Wettkampf auszublenden, betont der Vorarlberger, der ein
Sportinstitut in Frastanz
unterhält.

Wie gehen Skispringer grundsätzlich an das Fliegen heran, das immer noch eine Herausforderung darstellt?
“Skifliegen ist eine andere Dimension. Weil es nicht so trainiert werden kann, hat man im Gehirn weniger Muster und Automatismen gespeichert. Daher muss man an die ersten Sprünge mit Ehrfurcht und Respekt herangehen. Wenn ein Springer sagt, ich konzentriere mich auf mein Paket, dann heißt das, er fokussiert sich auf zwei oder drei Dinge, um in den Rhythmus zu kommen und Vertrauen aufzubauen. Ein gut ausgebildeter Springer mit einem reichen Bewegungsrepertoire tut sich da leichter.”

Woraus kann so ein Paket eines Springers bestehen und welche Unterstützung von außen ist wichtig?
“Beim Fliegen muss man Konzentration auf jene Punkte lenken, die man selbst kontrollieren kann. Dann bin ich stark. Dinge wie Wetter, Gegner oder langsame Spur kann man ohnehin nicht beeinflussen. Das ist die Kunst und auch die Kunst des Trainerteams, durch handlungsunterstützende Coachinginstruktionen zu helfen. Soziale und emotionale Unterstützung ist da noch wichtiger.”

Wie geht man als Begleiter eines Athleten mit schwerem Sturz und Verletzung eines Teamkollegen um?
“Nach einem Unfall ist es besonders wichtig, das anzusprechen und über das Gespräch zu merken, ob das den Sportler besonders beschäftigt und es in seinem Kopf drinnen ist. Bei Teamkollegen ist es nochmals eine besondere Situation. Man muss darauf achten, wo der Athlet steht, welche Mechanismen er für sich gefunden hat. Es ist wichtig, ins Gespräch zu gehen und doppelt so viel zuzuhören wie zu reden. Wenn man ihn mit einer klaren Strategie reinschickt, dann ist viel gemacht.”

Wie schafft es ein Sportler, solche schockierenden Meldungen im Wettkampf wegzublenden?
“Die Situation ist jedenfalls nicht leicht. Es muss nicht unbedingt nötig sein, jeden Sturz bis ins Detail zu analysieren. Das Gehirn kann gewisse Dinge gut abkapseln und das kann man abgekapselt lassen. Jeder Sportler hat einen anderen Verarbeitungsstil. Das Kompetenzdenken ist viel größer als das Gefahrdenken. Daher ist die Ausbildung so wichtig, denn sie gibt Kompetenz.”

(Das Gespräch führte Franz Egger/APA)

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