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Vorarlberger Darmkrebs-Vorsorgeprogramm senkte Sterblichkeit um zehn Prozent

©Ärztekammer Vorarlberg
Eine durchwegs positive Bilanz haben die Vorarlberger Ärztekammer, die Vorarlberger Gebietskrankenkasse (VGKK) und das Land am Mittwoch nach zehn Jahren Darmkrebsvorsorgeprogramm gezogen.


33.693 Personen nahmen von 2007 bis 2016 das Angebot der Vorsorge-Koloskopie in Anspruch, die Sterblichkeitsrate für Darmkrebs verringerte sich dadurch in zehn Jahren von 50 auf 40 Prozent.

 “Ziemliche Punktelandung”

“Vielen Menschen ist damit sehr viel Leid erspart geblieben”, betonte der Präsident der Vorarlberger Ärztekammer, Michael Jonas, bei einer Pressekonferenz in Dornbirn und verwies auf die deutlich höhere österreichweite Sterblichkeit von 47,4 Prozent. Insgesamt erreichte das Programm mit 33.693 Menschen rund 29, 3 Prozent der Zielgruppe der über 50-Jährigen. 30 Prozent hatte die Ärztekammer 2007 anvisiert. “Eine ziemliche Punktlandung”, freute sich Jonas, verwies aber auf die Wichtigkeit, auch die restlichen 70 Prozent der heute 114.977 Vorarlberger über 50 Jahren für die Gesundheitsvorsorge zu interessieren. Mit 55 Prozent war die Zahl der teilnehmenden Frauen höher als die der Männer. Rund 81 Prozent der Teilnehmer waren zwischen 50 und 70 Jahre alt.

Niedrige Lebenserwartung

Vor Einführung des Vorsorgeprogramms erkrankten im Vorarlberg im Schnitt 124 Personen pro Jahr an Darmkrebs. “In der Regel kamen die Menschen so spät, dass der Krebs bereits ein spätes Stadium erreicht und metastasiert hatte”, berichtete der Ärztekammer-Chef. Dementsprechend komplexe Behandlungen wurden erforderlich, die Lebenserwartung betrug in diesem Stadium bei jedem zweiten oft nur sechs Monate. Durch die Vorsorge-Darmspiegelung und damit der Erkennung von Krebsvorstufen sei die Zahl der Neuerkrankungen im Jahresschnitt auf 190 gestiegen. “In einem Vor- und Frühstadium kann Darmkrebs allerdings mit einer nahezu hundertprozentigen Heilungschance behandelt werden”, ergänzte VGKK-Obmann Manfred Brunner.

Vorsorgedarmspiegelungen

Von den untersuchten 33.693 Menschen hatten 55 Prozent (18.529) einen unbedenklichen Befund, in 43,2 Prozent der Fälle (14.548) wurden gutartige Polypen entdeckt und entfernt, um eine spätere Entwicklung in Richtung Darmkrebs auszuschließen. 1,8 Prozent (616) hatten zumindest einen bösartigen Polypen, 1,3 Prozent (439) wiesen eine Krebsvorstufe auf. 0,5 Prozent (177) waren bereits an Darmkrebs erkrankt. Allerdings hatte der Krebs nur bei 7,9 Prozent (14 Personen) der bereits erkrankten Teilnehmer metastasiert. In weit mehr Fällen (71,8 Prozent oder 127 Personen) konnte die Erkrankung durch eine Polypabtragung während der Vorsorgedarmspiegelung oder durch eine Operation geheilt werden.

Investiert wurden für das Vorsorgeprogramm in den vergangenen zehn Jahren rund 950.000 Euro. Im Gegenzug konnten aber durch die Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs in Vorarlberg rund 75,5 Millionen Euro allein an Medizinkosten eingespart werden, rechnete Jonas vor. Der Vorarlberger Ärztekammer-Präsident macht sich auch im Bund für eine Ausweitung der Vorsorgemaßnahme auf ganz Österreich stark.

Laut einer von der österreichischen Ärztekammer in Auftrag gegebenen Studie würde der volkswirtschaftliche Nutzen nach nur zehn Jahren Vorsorgeuntersuchung in Österreich zwischen drei und 4,5 Milliarden Euro betragen. Das seien rund zehn Prozent der gesamten durchschnittlichen Ausgaben für das Gesundheitswesen pro Jahr, verdeutlichte Bundesärztekammer-Präsident Artur Wechselberger. Er sei deshalb guter Hoffnung, dass das Vorarlberger Modell auf ganz Österreich ausgerollt werde.

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