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Erste manipulierte Kassa in Vorarlberg

Einbrecher bauen Chips in Bankomatkassen, um an die Geheimnummern von Kunden zu kommen. Auch in Vorarlberg stand ein manipuliertes Gerät. In einem Dornbirner Lebensmittelgeschäft. Tipps

Als der zweifache Familienvater aus Dornbirn seinen Oktober-Kontoauszug sieht, kann er seinen Augen kaum trauen. 26 Auslandsabhebungen innerhalb einer Woche. Getätigt von Unbekannten im spanischen Valencia. 5600 Euro sind weg. Sein Konto ist plötzlich im Minus.

„Natürlich war das ein Schock“, gibt der Dornbirner zu. „Erst als mir meine Bank und Europay versichert haben, dass ich das Geld auf jeden Fall zurückbekomme, konnte ich aufatmen.“

Europay ist der Hersteller von Bankomat-Terminals. Die kleinen blauen Geräte stehen in Tankstellen, Restaurants und mittlerweile auch in fast jedem Geschäft.

Bereits im Sommer sind Manipulationsfälle in Oberösterreich, Salzburg und Kärnten bekannt geworden. Acht Kassen waren betroffen. In Vorarlberg haben die Täter erst vor wenigen Wochen zugeschlagen. Die technisch versierten Diebe bauen Chips in die Terminals ein und gelangen so an Kontodaten und Geheimcodes.

„Eine Bankomatkassa in einem Dornbirner Lebensmittelgeschäft war manipuliert. Die Diebe kamen an die Daten von mehreren hundert Kunden und konnten Duplikat-Karten anfertigen“, erklärt German Meusburger vom Landeskriminalamt Vorarlberg.

In Österreich funktionieren die Duplikate nicht. Die Datendiebe können deswegen nur aus dem Ausland Geld von österreichischen Konten abheben.

„Nicht alle europäischen Bankomatkarten verfügen über einen eingebauten Chip wie die Karten hier zu Lande“, erklärt Angela Szivatz von Europay. Ausländisches Plastikgeld ist oft lediglich mit einem Magnetstreifen gesichert. Die Diebe haben die Schwäche des Systems erkannt und nützen sie offenbar gnadenlos aus.

„Es scheint als hätten die Täter eine perfekte Masche entwickelt“, erklärt German Meusburger. Einbruchspuren habe es in dem Dornbirner Geschäft nicht gegeben. Es sei möglich, dass sich die Kriminellen über Nacht absichtlich einsperren ließen und die Kassen austauschten. Das manipulierte Gerät wurde inzwischen ausgewechselt. Rund 20.000 Euro konnten die Gauner von Vorarlberger Konten abheben.

Meusburger und seine Kollegen gehen davon auss, dass es sich bei den Tätern um eine sehr gut organisierte ausländische Verbrecherbande handelt. Gefasst wurden die Kriminellen noch nicht.

Angela Szivatz meint: „Um den illegalen Machenschaften entgegen zu wirken, haben wir unser Daten-Monitoring verstärkt.“ Will heißen: Ein automatischer Filter von Europay prüft die Transaktionen. Sobald mehrere unzusammenhängende Auslandsbuchungen auftauchen, wird die jeweilige Karte gesperrt.

„Jeder geschädigte Kunde bekommt von uns umgehend sein Geld zurück“, verspricht die Europay-Dame. Szivatz weiter: „In Österreich sind derzeit rund sieben Millionen Bankomatkarten im Umlauf. Insgesamt wurden in den vergangenen Monaten 4500 Karten gesperrt. Von diesen waren lediglich 411 als Kartenduplikate missbräuchlich im Einsatz. Das sind weniger als 0,5 Prozent.“

Auch der betroffene Vorarlberger bekam die abgebuchten 5600 Euro innerhalb von zehn Tagen von Europay zurück. Trotzdem bleibt das Gefühl, bestohlen worden zu sein.

Wie kann man sich vor den manipulierten Kassen schützen? „Eigentlich gar nicht“, gibt German Meusburger zu. Von Panikmache rät der Profi jedoch ab. Das Zahlen mit Karte sei nach wie vor sehr sicher. „Da die Kunden alles ersetzt kriegen, liegt das Problem bei Europay und nicht bei den Geschädigten“.

Obwohl der Kriminalexperte durch den aktuellen Fall in Vorarlberg sensibilisiert ist, zahlt er im Geschäft nach wie vor mit seiner Bankomatkarte. Es gehe eben im Alltag fast gar nicht mehr ohne die elektronischen Transaktionen.

Der Dornbirner Familienvater wird ebenfalls weiter bargeldlos einkaufen. „Aber meine Kontoauszüge werde ich mir in Zukunft noch genauer ansehen“, erklärt er.

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