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Vorarlberg profitiert vom Frankenhoch

Der Vorarlberger Handel, die Gastronomie und der Tourismus profitieren deutlich vom hohen Frankenkurs, der die Schweizer zum Urlauben, Essen und Einkaufen noch mehr als sonst ins nahe Ländle treibt.

Laut Julius Moosbrugger, Gremialgeschäftsführer für den Bereich Lebensmittelhandel in der Vorarlberger Wirtschaftskammer (WKV), ist der hohe Frankenkurs gegenüber dem Euro gerade für den Einzelhandel “eine sehr erfreuliche Geschichte”. In dem Bereich wachse die Zahl der Schweizer Kunden, diese seien zudem kauflustig und bescherten den Händlern gute Umsätze. “Wenn sie sonst den Faktor 100 ausgeben, ist es derzeit eher der Faktor 110, 120”, so Moosbrugger.

“Man gönnt sich was und nimmt jetzt doch mal das Steak”

Im größten Vorarlberger Einkaufszentrum, dem Messepark Dornbirn, bestätigt sich das Bild: Laut Marketingchefin Petra Walter verzeichnet man derzeit merklich mehr Schweizer Kunden als normalerweise. “Bisher lag ihr Anteil bei etwa 15 Prozent, derzeit sind es eher 20 Prozent”, sagte Walter. Von den kaufkräftigen Eidgenossen profitierten alle vertretenen Branchen, besonders aber der Lebensmittelhandel, wo die Schweizer vor den Wochenenden Großeinkäufe tätigten. Die Konjunkturforschungsstelle BAK Basel Economics errechnete kürzlich, dass die Schweizer Haushalte 2011 rund 310 Mio. Franken (268 Mio. Euro) mehr für Lebensmittel im grenznahen Ausland ausgeben werden als im Vorjahr.

Auch für den Vorarlberger Tourismus hat der hohe Kurs des Schweizer Franken gegenüber dem Euro positive Auswirkungen. Von Mai bis Juni 2011 buchten rund 30.500 Gäste aus der Schweiz und Liechtenstein fast 82.000 Nächtigungen, gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum ein Plus von 6,2 Prozent bzw. 3,8 Prozent. Besonders gut nützen konnte die Situation die Region Bodensee-Vorarlberg mit einem Zuwachs von 25,1 Prozent bei Nächtigungen von Schweizern. Auch der Bregenzerwald (plus 5,6 Prozent) und das Kleinwalsertal (plus 15,2 Prozent) legten bei aus der Schweiz gebuchten Übernachtungen zu.

Laut Wolfgang Juri, Tourismus-Fachgruppengeschäftsführer der WKV, sind diese Zuwächse durchwegs auf den günstigen Frankenkurs zurückzuführen. Die Vorarlberger Betriebe seien in der Schweiz für ihr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis besonders bekannt. Derzeit seien die Nachbarn noch mehr als sonst bereit, Geld auszugeben, auch in der Gastronomie. “Man gönnt sich was und nimmt jetzt doch mal das Steak”, so Juri. Im Rheintal gebe es Betriebe, die zu 70, 80 Prozent von Schweizer Gästen lebten. Auch Wellnessbetriebe im Bregenzerwald freuten sich über großen Zuspruch. “Da kommen ganze Damengruppen aus der Schweiz”, sagte der WKV-Mann.

Frankenhoch ungünstig für Vorarlberger Grenzgänger

Mit gemischten Gefühlen stehen dem Frankenhoch die Vorarlberger Industriebetriebe gegenüber. Einige Unternehmen könnten zwar im Exportbereich profitieren, das Phänomen verschärfe aber den Facharbeitermangel weiter, so Sebastian Manhart von der Sparte Industrie in der WKV. Es würden alle Anstrengungen unternommen, um genug Personal rekrutieren zu können, aber “in der Schweiz verdient ein Facharbeiter aus dem Euroraum heute geschätzte 20 Prozent mehr als noch vor einem Jahr”. Dabei müsse man als Arbeitnehmer allerdings auch als “Pferdefuß” die ungünstigen Folgen des Frankenhochs für die Schweizer Konjunktur bedenken. Über 14.000 Vorarlberger verdienen ihr Geld als Grenzgänger in der Schweiz und Liechtenstein.

Sorgen bereitet die Franken-Entwicklung auch denVorarlberger Häuselbauern, die sich ihr Heim mit einem Frankenkredit finanziert haben. Auch Gemeinden, die für ihre Vorhaben in der Vergangenheit Kredite in der Währung des Nachbarlandes aufgenommen haben, beobachten die Entwicklung sehr genau. (APA)

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