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Vorarlberg: Monitoring-Ausschuss diskutiert Barrierefreiheit

Bereits am 31. Mai fand die zweite öffentliche Sitzung des Vorarlberger Monitoringausschusses statt.
Bereits am 31. Mai fand die zweite öffentliche Sitzung des Vorarlberger Monitoringausschusses statt. ©Landesvolksanwaltschaft
Bei der zweiten öffentlichen Sitzung des Vorarlberg Monitoring-Ausschusses (VMA) am 31. Mai 2017 wurde das brisante Thema "Barrierefreiheit im öffentlichen Raum" von allen Seiten beleuchtet.
VMA diskutiert Barrierefreiheit

Beginnend mit einer Einführung des Vorsitzenden des VMA, Volksanwalt Florian Bachmayr-Heyda, starteten rund 120 Teilnehmer in einen produktiven Nachmittag. Gerhart Hofer, Direktor der Kathi-Lampert Schule und Mitglied des VMA, führte durch die Sitzung im vorarlberg museum in Bregenz. Um einen tieferen Einblick über die tatsächliche Situation in Vorarlberg zu erhalten, referierten Experten aus vier unterschiedlichen Bereichen von Beeinträchtigungen über ihre alltäglichen Barrieren.

Tatsachenberichte von Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen

Drei Selbstvertreterinnen von „Mensch Zuerst“ und ein Selbstvertreter der Lebenshilfe schilderten anschaulich die Situation von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Laura Salomon, Heidi Mackowitz und Daniela Pregl erzählten über Grenzerfahrungen aus ihrem Leben. „Große Hindernisse für uns sind: schwere Sprache, ausgelacht werden, keine Ansprechpersonen oder auch die Angst sich nicht auszukennen“, erklärte Laura ehrlich.

Siegfried Glössl, Selbstvertreter der Lebenshilfe beleuchtete die Situation in Ämtern, Behörden und öffentlichen Betrieben: „Wir waren unter anderem bei Bezirkshauptmannschaften, dem Verkehrsverbund, den Landeskrankenhäusern und der Polizei. Derzeit bietet keine dieser Einrichtungen Informationen in „leicht verständlicher Sprache“ an. Genau das würde aber vielen Menschen mit und auch ohne Lernschwierigkeiten sehr helfen.“

Stellen sie sich vor, Sie könnten nicht hören, sehen oder sich frei bewegen.

Thomas Mayer, Gebärdensprachdolmetscher, Ombudsman, Berater der Dolmetschzentrale und selbst Betroffener erklärte eindrücklich welche Hindernisse gehörlose Menschen im Alltag bremsen. „Ich würde mir wünschen, dass mehr hörende Menschen Gehörlose besser wahrnehmen. Wir wollen Informationen direkt erhalten und unsere Rechte selbst wahrnehmen. Wir wollen gleichberechtigt leben“, so Mayer.

Für den Blindenverband sprach Dietmar Habisch, der mit einem Sehrest von zwei Prozent sein Leben meistert: „Ich bin beim Blindenverband für das „Sichtbarmachen“ von Barrieren zuständig. Im Gegenteil zur Gehörlosigkeit ist es für Blinde oder sehbeeinträchtige Menschen wichtig, akustische Signale zu haben, zum Beispiel bei Ampeln, in Bussen oder Liften. Ebenso sind taktile Boden-Leitsysteme, Brailleschrift-Angaben oder Tastobjekte für uns sehr hilfreich.“

Kurt Gerszi vom Verein „Net lugg lo!“ sprach für Menschen mit Körperbehinderung. Speziell für physisch beeinträchtigte Menschen können kleinste Absätze zu unüberwindbaren Barrieren werden. Vielfach sind vermeintliche Hilfestellungen wie nicht normgerecht geplante Rampen oder Türen, die zwar breit genug aber zu schwer zu öffnen sind, gut gedacht aber schlechtgemacht. „Barrieren beginnen im Kopf und jeder Mensch, ob beeinträchtigt oder nicht, sollte daran arbeiten“, schließt Gerszi.

Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen

Im weiteren Verlauf bildeten sich vier Interessensgruppen, in denen anhand von Fragen die aktuelle Situation festgehalten und Verbesserungswünsche formuliert wurden. So wünschen sich gehörlose oder schwerhörige Menschen beispielsweise ein Nummernsystem bei öffentlichen Stellen, mehr Gebärdensprachdolmetscher oder Unterricht in Gebärden- und Lautsprache. Die Ergebnisse der Gruppe der blinden oder sehbeeinträchtigen Menschen lauteten neben anderem Einkaufshelfer in Lebensmittelgeschäften, von der Krankenkasse finanzierte Begleithunde oder hörbare und taktile Hilfen zur Orientierung.

Sensibilisierung für physische und informelle Barrieren

Körperlich beeinträchtige Menschen freuen sich über die Tatsache, dass viel mehr Rollstuhlfahrer als früher zu sehen sind und dass die Vorarlberger Bevölkerung sehr hilfsbereit ist. Dennoch wünscht sich auch diese Gruppe signifikante Verbesserungen und eine steigende Sensibilisierung für physische Barrieren.
Die Gruppe der Menschen mit Lernschwierigkeiten fordert beispielsweise Informationen von öffentlichen Betrieben oder Firmen in leicht verständlicher Sprache, Inklusion, Geduld und mehr Verständnis.

Zusammenfassung für den Landtag und die Landesregierung

Die Ergebnisse des intensiven Nachmittags werden vom VMA zusammengefasst und an den Vorarlberger Landtag und die Landesregierung weitergegeben. „Es war ein produktiver, aufschlussreicher Nachmittag und ich finde es sehr spannend, wie unterschiedlich die Forderungen und Wünsche der Gruppen sind. Ich möchte bereits nächstes Jahr erste positive Neuerungen aus den erarbeiteten Ergebnissen präsentieren“, schließt Bachmayr-Heyda.

(red)

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