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Vor acht Jahren wird Franz zu Franziska

Wenn sie heute jemanden treffen würde, der denselben Schritt machen möchte, hätte sie einiges zu erzählen.
Wenn sie heute jemanden treffen würde, der denselben Schritt machen möchte, hätte sie einiges zu erzählen. ©W&W/Stiplovsek
Vor acht Jahren erfüllte sich Franz den Traum von einer Geschlechtsumwandlung. Franziska (51) aus Dornbirn erzählt, wie es ihr seither ergangen ist.

„Ich habe mich sehr wohl gefühlt, hätte mir aber alles einfacher vorgestellt“, gesteht Franziska. „Dieses neue Leben ist es jetzt auch nicht geworden. Vorher war ich wegen dem einen, heute wegen dem anderen Grund ein Außenseiter.“ Der Umgang mit anderen Leuten fällt ihr schwer. „Im Alltag falle ich eigentlich kaum mehr auf, aber im Umgang mit Männern wird es schwierig. Sobald sie meine Stimme hören, merken sie, dass etwas ungewöhnlich ist, und viele blocken ab. Außerdem bin ich auch kein junger Hase mehr“, erzählt sie und schmunzelt. Wenn sie heute jemanden treffen würde, der denselben Schritt machen möchte, hätte sie einiges zu erzählen. „Ich würde empfehlen, es sich 1000 Mal zu überlegen. Das ist ein Schritt, bei dem es kein Zurück gibt. Ich gefalle mir ab und zu nicht wirklich, muss jetzt aber damit leben“, sagt sie. Für sie selbst ist „Franz“ kein Thema mehr: „Der ist Geschichte und liegt für mich da drüben“, sagt sie und deutet auf den Friedhof nebenan.

Freunde verloren

Schlimm sei der Verlust ihrer Freund­in gewesen, der eigentlich nichts mit ihrer Geschlechtsumwandlung zu tun hatte. „Wir sind zehn Jahre durch Dick und Dünn gegangen und sie hat mich immer unterstützt. Als wir uns dann verkracht haben, hat aber auch sie den für mich sehr schmerzhaften Jargon verwendet und gesagt: ,Transe, leb dein Leben ohne mich!‘ Ich würde mich gerne mit ihr aussprechen, wenn sie das möchte. An manchen Tagen denke ich mir, es war vielleicht ein Fehler, die Operation zu machen. Dann gehe ich lange laufen und vertreibe diese Gedanken.“

„Beim Laufen abschalten“

Diese ganzen Probleme kann Franziska vergessen, wenn sie ihre Laufschuhe anhat. Seit sie denken kann, ist Laufen ihre Passion. „Dabei kann ich abschalten und die schlimmen Gedanken auf der Strecke hinter mir lassen.“ Sehr stolz ist sie auf ihre Teilnahme beim Frauenlauf: „Ich hatte riesigen Spaß und habe die Teilnahme sehr genossen“, erzählt sie. „Umso mehr schmerzt es dann, wenn jemand fragt, ob ich als einstiger Mann da überhaupt mitmachen darf“, betont die 51-Jährige.

Schwierige Jobsuche

Auch die Suche nach Arbeit gestalte sich nicht einfach: „Natürlich werden meistens andere Dinge vorgeschoben, aber ich weiß genau, was der wirkliche Grund ist, wieso ich nach Vorstellungsgesprächen den Job nicht bekomme“, ist die 51-Jährige sicher. Franziska putzt als Teilzeitkraft in einer Arztpraxis. Dort wurde sie vorurteilsfrei aufgenommen und man sei sehr zufrieden mit ihrem Fleiß und ihrer Ehrlichkeit.

Zur Person

Name, Wohnort: Franziska Schiefert, Dornbirn
Alter, Beruf: 51, auf Jobsuche
Hobbys: Frauenlauf, großer USA-Fan
Lebensmotto: Gib niemals auf! Vergiss die Vergangenheit, und schau auf die Zukunft

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