Vor 100 Jahren: Hirtenmädchen "Michl" riss von Schadona aus

Zurück ließ sie ihre zwei langen, abgeschnittenen Zöpfe und ihre eigenen Kleider. Verschwunden mit ihr war „Häs“ der Älpler und Sennen sowie eine Tabakspfeife.

Nun hieß es, Katharina habe bereits in einem früheren Sommer in Knabenkleidern auf einer Alpe gearbeitet und sei dort unter dem Namen „Michl“ bekannt gewesen.

Wochenlang hörte man auf Schadona aber auch zu Hause in Reuthe nichts von dem verschwundenen Mädchen. Später stellte sich heraus: „Die Genannte, sehr kräftig aussehend und ein Alter von 18 Jahren vermuten lassend, gibt an, wegen schlechter Behandlung von der Alpe geflüchtet und zuerst nach Lech am Tannberg gekommen zu sein, wo sie sich die Haare ordentlich habe schneiden lassen.“

Anschließend arbeitete sie in Oberstdorf, ging dann nach Bregenz. Dort verdingte sie sich in einem Gasthof als Hausbursche. Schließlich kam sie zu einem Landwirt nach Rieden-Vorkloster, wo sie nach kurzer Zeit von einer Frau aus Bezau erkannt wurde. Der Landwirt und der Wirt des Gasthofes sowie die „Bedienungen“ und Hausknechte staunten nicht schlecht, als sich „ihr Buo als Schmelg“ entpuppte. Die städtische Polizei nahm die junge Ausreißerin aus dem Bregenzerwald in Gewahrsam. Man verständigte die Mutter und diese musste/konnte ihre Tochter in Bregenz abholen.

Sechs Wochen nach dem Davonlaufen von Schadona war Katharina alias „Michl“ wieder in Reuthe, Parzelle Baien, bei ihrer Familie.