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Von kleinen Schritten und großen Meilensteinen

Der Referent Gerhard Wanner mit den Veranstalterinnen Anna Huber und Eva Fitz.
Der Referent Gerhard Wanner mit den Veranstalterinnen Anna Huber und Eva Fitz. ©Laurence Feider
Vortrag Gerhard Wanner

Gerhard Wanner referierte über drei Jahrhunderte Frauengeschichte in Vorarlberg.

Dornbirn. „Die Frau von heut! Wer kennt sie nicht? Sie liebt die Sonne, Luft und Licht, ist sportgewandt und wetterfest, Ein Stamm, der sich nicht biegen läßt.. ist lebensfroh und ungeniert, Verlangt ganz keck, was Ihr gebührt!“ – so hieß es 1930 auf dem Cover der „Die Unzufriedene – Eine unabhängige Wochenschrift für alle Frauen“. Was damals revolutionär klang, ist noch heute längst nicht überall selbstverständlich. Wie sich die Rolle und das Selbstverständnis der Frau im Laufe der Zeit unter dem Einfluss von Gesellschaft, Kirche und Politik gewandelt hat, das erfuhren Interessierte – vorwiegend Frauen – vor kurzem im Rahmen der Vortragsreihe „Steh auf meine Freundin – together we are strong“ in der Alten Kochschule in Dornbirn.

Eine Geschichte der Unterdrückung

Das Porträt der Frau, das Referent Univ. Prof. MMag. Dr. Gerhard Wanner zeichnete war vor allem eines von Unterdrückung und Ungleichbehandlung. Dabei war das längst nicht immer so. „Die Unterdrückung der Frau hat erst mit dem Monotheismus begonnen. In der ägyptischen Hochkultur hatten Frauen bereits Zugang zu allen Berufen der Öffentlichkeit und allen  Sportarten sowie zu Erb- und Vertragsrecht. Diese Errungenschaften haben die europäischen Frauen erst im 20. Jahrhundert wiedererlangt“, erzählte Gerhard Wanner, Professor für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung an der Pädagogischen Akademie Feldkirch, Gastprofessor an der Universität Pècs, Institutsvorstand an der Maxim-Gorki-Universität in Ekaterinenburg, Russland.

Theorien über die Minderwertigkeit

Doch so weit zurück blickte Wanner diesmal gar nicht. Unter dem Titel „Vom Hexenmord zur Bundesministerin“ gab der Referent an zwei Abenden Einblick in drei Jahrhunderte Frauengeschichte in Vorarlberg. Beginnend mit dem Hexenwahn und der Hexenjagd zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert bis ins 21. Jahrhundert mit den ersten Bürgermeisterinnen an der Spitze von Vorarlberger Gemeinden. Ihren absoluten Tiefpunkt erlangte die Unterdrückung der Frauen laut Wanner im 19. Jahrhundert unter dem bürgerlichen Patriarchat. Selbst berühmte Philosophen wie Nietzsche, Freud und Schopenhauer waren von der wissenschaftlichen Minderwertigkeit der Frau überzeugt. Möbius veröffentlichte gar ein Buch über den „Physiologischen Schwachsinn des Weibes“.

Historische Fakten und Anekdoten

Seither hat sich viel verändert, doch der Weg der Frauenemanzipation in Vorarlberg war (oder ist?) lang und steinig. Frauen waren die Säulen der Haus- und Volkswirtschaft. Dennoch besaßen sie keine politische Mitsprache, hatten eine geringe Schulbildung (nur an der Dornbirner Realschule war ein Abitur für Frauen um 1920 herum möglich) und der Zugang zu Universitäten war ihnen lange Zeit verwehrt. „Eigentlich haben die Frauen in Österreich die Emanzipation erst den Sozialisten unter Bruno Kreisky zu verdanken“, meinte der Historiker. Neben den wichtigsten historischen Zäsuren und jeder Menge interessanter Fakten, wusste Gerhard Wanner mit allerlei Anekdoten zu unterhalten. So erfuhren die Frauen bei einem Aufklärungsabend 1956 in Vorarlberg zum Beispiel, dass ein Schnuller „Tanz- und Kinowut selbst vorehelichen Geschlechtsverkehr“ verursacht.

Frauengruppen in Kenia

Organisiert hatten die Vortragsabende Anna Huber und Eva Fitz im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Steh auf meine Freundin – together we are strong!“ in der sie sich auf die Spuren von mutigen Frauen von Anbeginn der Geschichte bis heute begeben. „Da müssen wir wirklich dankbar sein für die Gnade der späten Geburt“, meinte Eva Fitz abschließend. Wie immer hatten die Veranstalterinnen um freiwillige Spenden für die Frauengruppen in Migori/Kenia gebeten, die sie seit über 20 Jahren unterstützen.

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