AA

Von Brachvögeln, Biogas und Bibern

Erste VKW-Wanderung dieses Sommers stellte erneuerbare Energie in den Mittelpunkt. 

LUSTENAU. (VN-mm) Es sind nicht nur die Wasserkraft und ihre Urgewalt, die faszinieren. Der energiebewusste Vorarlberger kann sich auch für Alternativen begeistern. Darauf lässt jedenfalls die hohe Teilnehmerzahl bei der ersten VKW-Wanderung dieses Sommers schließen. Rund 100 Interessierte hatten sich für die Tour von Lustenau ins Rheindelta angemeldet. Trotz unsicherer Wettervorhersagen sind sie auch alle gekommen. Doch Karl Dörler (59), Geschäftsführer der VKW-Ökostromgesellschaft und Leiter der Tour, hatte gut mit Petrus verhandelt. Die sechsstündige Wanderung konnte, von ein paar Regentropfen abgesehen, trocken über die Bühne gebracht werden.

Chance für Biogas
Diesmal ging es ins flache Land hinaus. Erste Station der Tour war die Firma Häusle in Lustenau. Dem Lustenauer Kanal entlang spazierte die munter plaudernde Gruppe über Feld und Flur zu Vorarlbergs größtem Abfallentsorger. Vor zwei Jahren wurde dort eine Biovergärungsanlage in Betrieb genommen, aus der CO2-neutrales Biogas in das Erdgasnetz eingespeist wird. Häusle-Geschäftsführer Martin Bösch (50) höchstpersönlich führte die Gäste durch das Gelände und erklärte anschaulich, wie Biogas gewonnen wird. Dazu werden die biogenen Abfälle von rund 120.000 Vorarlberger Privathaushalten ins Abfallwirtschaftszentrum gekarrt und dort mithilfe modernster Technik zu Rohgas verarbeitet. Allerdings muss dieses Rohgas noch auf Erdgasqualität gereinigt werden. Unter der Membranhaut eines Riesentanks lagern rund 3,2 Millionen Kubikmeter Rohgas, die fortlaufend für die Vermarktung aufbereitet werden. Mit 20 Gigawattstunden Biogas können laut Bösch 1200 bis 1300 Privathaushalte während des ganzen Jahres mit Energie versorgt werden. Die VKW versuchen, auch erneuerbaren Energien eine Chance zu geben. „Deshalb möchten wir Kunden für das Vorarlberger Biogas gewinnen“, sagte Karl Dörler. Es soll ein Beitrag zu der vom Land angestrebten Energieautonomie sein. Der Anteil von Biogas am Erdgas liegt derzeit bei 20 Prozent. Neben den VKW, die rund 28.000 Erdgaskunden betreuen, bieten auch die Bregenzer Stadtwerke Biogas an.

Schutz und Lebensraum
Nach so viel nicht greifbarer Materie bekamen die VKW-Gäste dann wieder Boden unter die Füße. Bis ins Rheindelta war es jedoch ein ordentliches Stück Weg. Dass sich die Sonne währenddessen hinter den Wolken versteckte, kam allen gelegen. Beim Pumpwerk Fußach wartete Agnes Steininger (37) vom Naturschutzverein Rheindelta auf die Wanderer. Die Biologin verstand es mit ihrer lockeren Art, Kinder wie Erwachsene für das zu begeistern, was sich in diesem Lebensraum trotz Schutzbauten wie dem Polderdamm noch abspielt. „Für die Flussseeschwalbe wurde der Pumpteich zum neuen Zuhause“, erzählte sie. Dass die Brachvögel weg sind, sei bedauerlich, meinte Steininger. Dafür gibt es im Rheindelta einen Vogel, der als „Himmelsziege“ bekannt ist. „Dazu noch zwei Bekassinenbrutpaare“, ergänzte sie den tierischen Exkurs. Dazu gehörten selbstredend auch Bibergeschichten. Nach einer stärkenden Jause brachten Busse die Wanderer zum Wasserwerk nach Höchst, wo es wieder richtig technisch zuging. Bürgermeister Herbert Sparr (56) hatte sich bereits in Lustenau zur Gruppe gesellt und war mit der VKW-Wanderung quasi in den Urlaub gestartet.

Die Serie „Energie für unser Leben“ ist eine redaktionell unabhängige Serie der VN mit Unterstützung von illwerke vkw.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Energie
  • Von Brachvögeln, Biogas und Bibern